Glück ist nicht messbar. Wir wissen nur, ob wir es sind oder nicht, und wie lange es anhält. Es prickelt in uns, wenn wir im Lotto gewonnen haben, wenn wir den Menschen sehen, den wir lieben, wenn wir endlich neue Arbeit gefunden haben, oder den verloren gegangenen Hausschlüssel. Das alles bedeutet für den Moment oder auch für länger Glück. Glück kann aber auch heißen, im Badezimmer zu stehen und unter der Brause mit warmem Wasser den Körper abzuspülen. Für Woodstock-Besucher zum Beispiel, als sie nach dem Fest nach Hause kamen, oder für einen Marathonläufer nach vierzig Kilometern. Oder: Für jemanden, der mehr als zwei Monate lang keine Dusche benutzen konnte, weil sein Körper nicht in der Lage war zu stehen. Wenn ein jemand nach einem schweren Auto-Unfall zum ersten Mal wieder alleine zurecht kommt mit Dingen des Alltags – das ist eine Art von Glück, für die uns die Wahrnehmung fehlt. Unser Patient aber hat sie, und es machte ihn glücklich, dass er das Duschen heute zum ersten Mal wieder alleine hingekriegt hat. Dass er mit einem Hilfsgerät gehen kann auch, selbst wenn er es noch nicht dauernd benutzen darf. Und dass er nun keine Schmerzen mehr hat im Becken; er kann in der Nacht auf der Seite liegen, sich wenden, so schlafen, wie es am bequemsten ist.
Weniger glücklich ist er dagegen darüber, dass nächste Woche sein Freund aus der Reha entlassen wird. Dessen Arm muss noch intensiv behandelt werden, aber von zu Hause aus geht das auch. Wer wohl der neue Zimmernachbar sein wird?
Ich schaue heute zum ersten Mal vorbei und bin… sprachlos. Mir fällt nichts ein. Ich fühle mit, finde es sehr wertvoll, dass du das alles schreibst, und schließe mich den anderen an, für euch weiterhin zu beten. Das ist wirklich eine harte Zeit.
Alles Liebe,
Celia
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