Wozu ein Organismus in der Lage ist, verblüfft mitunter selbst Wissenschaftler, und mich sowieso. Wie ist es möglich, nach einem halben Jahr ohne jede Flüssigkeit immer noch trotzig aufrecht dazustehen?
Es geht – wieder einmal – um meine Amaryllis. Eine Freundin schenkte sie mir vor einem Jahr, nun möchte ich sie endlich in einen neuen Topf betten, um die Pracht neuer Blüten voranzutreiben. Allerdings: Vor dem Auspflanzen kommt das Einziehen der Blätter, der Schlaf vor der Wiedergeburt. Die Zwiebel soll Kraft sammeln, und damit sie das weiß, hört man auf zu gießen.
Seit August letzten Jahres hat meine Amaryllis also kein Wasser bekommen. Und nun seht euch mal das an:
Ich bin ratlos. Wie soll ich sie zum Blühen bringen, wenn diese eigenwillige Lady es vorzieht, sich nicht zu entblättern? Grundsätzlich ist daran nichts Falsches, als Amaryllis würde ich diese Entscheidung jedoch überdenken. Zu erlauchtem Festtagsschmuck kommt sie so jedenfalls nicht!
Im Internet fand ich, dass die Pflanze im Herbst kühler und dunkler stehen soll. Vielleicht war das der Fehler. Verliebt ließ ich sie nämlich bei mir, am Fenster vor meinem Schreibtisch. Ob sie auf Wasser verzichten kann, solange ihr warm genug ist? Sinn macht das nicht. Jedenfalls habe ich sie nun ins Treppenhaus verlegt, das arme Ding. So allein da draußen, in der Kälte…