Mir g‘fallts!

Ich hab ein Bild mitgebracht und weiß nicht, wie herum ich es aufhängen soll. Es fiel mir in die Hände, als ich meiner Mutter beim Packen half für ihren Umzug. Das Bild malte sie vor ein paar Jahren, es leuchtet in Rot und Orange wie fast alles, was von ihr in meiner Wohnung hängt, ich liebe diese Farben.

Das neue Bild steht im Moment noch an der Wand. Hochformatig gesehn dreht sich ein Kind in wildem Tanz und ich würde es so aufhängen, wäre da nicht ein Gesicht rechts unten, das mich irritiert. Andersherum aufhängen geht auch nicht. Da flieht eine Gestalt nach links aus dem Bild und schaut in Terror zurück auf einen Verfolger, den wir nicht sehen. Querformat? Im ersten Versuch sehe ich ein Huhn. Es stürzt kopfüber aus dem Bild, der Kopf ist schon verschwunden und rechts oben feixt eine Fratze. Andersrum: Jetzt hat das Huhn sich aufgerichtet. So stattlich ist es geworden, dass sein Kopf nicht mehr ins Bild passt, es strebt nach oben zum Licht wie alles im Bild. Der Fleck links unten ist ein Schatten geworden oder freundlicher Genosse, der das Huhn stützt.

Dieses Bild nehm ich.

Gemalt ist es mit Acryl in der Zeit, als meine Mutter für ihr Leben gern Malkurse belegte, einen nach dem andern. Zahlreiche Gemälde voll Farbe und Leben entstanden und das ist gut, denn solche großen Formate kann sie heute nicht mehr bearbeiten. Seit dem Schlaganfall ist ihre Hand nicht mehr kräftig genug, aber sie hat köstliche kleine Aquarell-Engel gemalt, ulkige Figuren, eins davon habe ich aufgestellt, obwohl es blau ist. In den meisten Fällen präsentiert sie diese Werke dem Betrachter übrigens ähnlich wie einst ihre Kuchen: „Sieht ein bissel missraten (vrgrôda) aus, macht aber nix. Mir g‘fallts!“

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zu ihren Bildern

zu ihren Kuchen

Ein Gedanke zu „Mir g‘fallts!

  1. Karin

    jetzt wollte ich gerade schreiben— dann nehm´ ich das Bild… aber du hast ja doch noch ein Format gefunden… wollte auch immer gerne mal ein Bild deiner Mama… aber irgendwie war immer gerade das Bild, das mir gefallen in der Schweiz… und leider ist es auch dort geblieben…
    Liebe Grüße an deine Mama… Karin

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