Die Viertelbelohnung

Heute habe ich eine viertel Zigarre geraucht. Schmeckte toll. Mild und auf den Lippen zuckrig. Meine Tochter schenkte sie mir zum letzten (oder vorletzten?) Geburtstag, aber niemand hat sie geraucht mit mir. Inzwischen habe ich das Rauchen sowieso aufgegeben.

Und heute zündete ich sie an. Nach der Arbeit setzte ich mich in die Dunkelheit auf dem Balkon und zog daran. Die ersten Rauchkringel trugen etwas vom Tag in die Nacht. Komplizierte Kunden, Zeitdruck, Übersetzersuche in exotische Sprachen für riesige Textmengen in wenigen Tagen. Nochmal ziehn – und wieder löst sich etwas auf. PAFF.

Ein paar Sterne schauen mir zu und den weißen Schwaden, die übers Geländer kriechen. Es gefällt mir immer besser. Ich betrachte die geschlossenen gelben Köpfchen der Strohblumen auf dem Tisch. Beim Nachbarn geht Licht an. Ausatmen, noch ein Wölkchen. Alles löst sich und vergeht. Irgendwo quietscht ein Garagentor, ein Motor wird angelassen, das Geräusch eines sich entfernenden Fahrzeugs. Stöckelschuhe kommen näher, Rufen, Lachen, Menschen, die keine Sorgen haben. Nicht in diesem Augenblick. Ein Viertel der Zigarre ist geraucht, ein Zug noch.

Dann drücke ich sie vorsichtig aus. Man muss sich mal etwas Gutes tun. Eine Viertelstunde lang nicht nachdenken, nur Rauchkringeln hinterher schauen. Deshalb fang ich ja nicht das Rauchen wieder an. Eine Zigarre ist wie ein Joint. Das gilt nicht.

6 Gedanken zu „Die Viertelbelohnung

  1. Marissa

    Das sind die Besten: Vanille Zigarren! 🙂
    Ich bring dir ’ne neue mit, wenn ich wieder Zuhause bin. Da man Zigarren ja nur pafft (ich hoffe, das weißt du..?), sind sie ja auch gar nicht schlimm! 😉

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    1. T.M.

      Das „nicht schlimm“ täuscht vielleicht ein wenig. Auch die Mundschleimhaut nimmt Stoffe aus dem Rauch auf, insbesondere wenn diese wie bei einer Zigarre hochkonzentriert sind und vergleichsweise lange und geniesserisch drin behalten werden. Hinzu kommt die Länge der Zigarre, die sich schonmal auf eine halbe Stunde oder mehr hinziehen kann. Man kriegt also schon eine ordentliche Dosis.

      Ein Klassenkamerad von mir wurde vom Papa beim Rauchen erwischt. Daraufhin erwarb der Papa die dickste Zigarre, die es im Laden gab, und der Junge musste so vor seinen Augen rauchen. Mit 14 oder so. – Er war seitdem geheilt.

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      1. Anhora Autor

        Natürlich nimmt auch die Mundschleimhaut Nikotin auf. Deshalb macht man’s ja. Wenn es nur um die Beschaulichkeit ginge, könnte man ja auch eine Kerze anzünden und an ihrem anderen Ende herumnuckeln. Zur Gewohnheit würde ich deshalb weder das Zigarren- noch das Zigaretterauchen (wieder) werden lassen. Und schon gar nicht das Kerzennuckeln. ;-D

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    2. Anhora Autor

      @Marissa: Also ein bisschen zieh ich schon.. aber nicht die volle Lotte. Nur wenig. Man kann das ja nicht einfach in die Luft pusten, ohne was davon gehabt zu haben. An große Effekte über die Mundschleimheit glaube ich ehrlich gesagt nicht. Und wenn, dann dauert es viel zu lange, ich brauch den Kick gleich!

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    1. Anhora Autor

      Wo denkst du hin! Ich lebe in Süddeutschland, da wird nix weggeworfen, was bezahlt ist. 😉 Ich hab die Zigarre also vorsichtig ausgedrückt und heute gleich den nächsten Teil geraucht. Schmeckte nicht mehr so zuckrig auf den Lippen (INDEPENDENCE Xtreme Vanilla heißt der kleine Liebling übrigens, daher die Süße), ansonsten: völlig ok. Jetzt ist immer noch ein Stück übrig. Das kommt morgen dran. *freu*

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