Nach einer Woche fing ich sonst meist schon an, von einer Zigarette zu träumen. Nur eine natürlich, und nur gelegentlich, die kleine Pause, ach, jetzt raus dürfen, schau! Vöglein hüpfen vorm Fenster umher, ein verirrter Sonnenstrahl lockt ins Freie, dürre Blättlein am Balkongesträuch winken … Nix. Diesmal nicht. Ich denk gar nicht dran.
Nichtraucher sind gesund, haben es warm, riechen sauber, sie achten auf sich, sie sind frei. Raucher sind selbstzerstörerisch. Diese Mantras hab ich mir alle auf dem Balkon ausgedacht, und hüpfende Vöglein oder gar Sonne hab ich da nicht entdeckt.
Zigarettenpausen bestehen aber nicht nur aus Zigaretten, sondern auch aus Pausen, und zwar aus ganz besonderen. Zum Druck bei der Arbeit zum Beispiel kam nämlich die Anspannung durch den niedrig gewordenen Nikotinspiegel. Ich zündete eine Zigarette an und tattaaa – beides fiel ab: die Belastung der Psyche und die Entzugserscheinung. Phantastisch. Und diese kostbaren Minuten gibt es jetzt nie mehr?
Doch. Ich unterbreche das, was mich gerade beschäftigt, auch weiterhin immer wieder. Sehe zum Fenster hinaus, (als Balkonraucher kriegt man ja einiges mit in der Nachbarschaft und man fragt sich, wie alles weitergeht), zupfe an Zimmerpflanzen herum, tu dies, tu das, setz mich wieder hin und arbeite weiter. Egal was es ist – es muss nur ablenken und man muss es ausgesprochen gerne tun. Sonst ist es ja keine richtige Pause.
Jetzt liegen acht Tage rauchfrei hinter mir und es fehlt nichts. Unglaublich.
toll, wie du das machst!!!!!
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Es fehlt nicht nur nichts, es gibt üblicherweise noch was dazu, Geruchssinn beispielsweise, Atem beim Treppehochgehen, mal ganz abgesehen von einem bisschen Kleingeld im Portemonnaie. Und für die Kreativpausen, in denen man womöglich mal nicht hirnen will, gibt’s ein Yoyo.
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Richtig! Das gehört zum Schlagwort „Gesund“ in meinem Mantra. Ich beobachtete ja immer neidisch die vorbeiziehenden Fahrradfahrer, die auch in kalter Luft offenbar mühelos Sport treiben konnten, während ich auf dem Balkon stand und statt dessen meine Blutzirkulation qualmenderweise drosselte.
Und ja, man spart einiges an Geld, das bisher unter „man gönnt sich ja sonst nichts“ verbucht wurde. Davon könnte man ein tolles Jojo anschaffen!
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Was ist falsch an einer Pause an der frischen Luft. Das wäre auch gesund. Oder Kaffeepause… aber das ist dann wohl nur ein anderes Laster. Oder einfach eine Meditationspause.
Neu werden ja Bürogebäude so gestaltet, dass man sich an allen möglichen Ecken zum Informationsaustausch treffen kann.
Habe auch gelesen, dass viele Menschen angeben, z.B. in Café’s oder an anderen öffentlichen Orten wie Bibliotheken produktiver arbeiten zu können.
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Du hast völlig Recht – die Kultur der kleinen Pausen gibt es bei uns bisher nicht. Es muss nicht gleich eine halbe Stunde sein, aber 5 Minuten helfen nicht nur angehenden Nichtrauchern, sich wieder besser auf ihre Arbeit zu konzentrieren zu können.
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Bei der Entwöhnung gibt es so viele Herangehensweisen wie Raucher, aber alle funktionieren nur dann, wenn eine große Sehnsucht da ist, es zu lassen. Leider kann man sich die nicht verordnen. Man hat sie, oder man hat sie nicht. Sorry, dass ich dich nicht ermutigen kann, aber deine Frau hat Recht: Jeder ist sein eigener Kopf. Ich hoffe, sie geht wenigstens auf den Balkon! 😉
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Ich musste extra einen Balkon bauen. Aus Holz, dickem Holz, musste zum Sandsteinhaus passen. 4×3 m. Mit Dach. Der alte Raucherplatz, im Schatten der Haustür, war ihr zu unangenehm. Zumindest habe ich jetzt einen Grillplatz neben der Küche, kein offenes Feuer! Ein Grill mit Gas, einer kleinerer elektrisch.
C.H.
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Na das nenn ich gelebte Toleranz! Wenn ich bis vor kurzem auf den Balkon rausschlich, folgte mir der finstere Blick des Liebsten, als würde ich mich draußen mit andern Männern treffen. Oder er stand drinnen und äffte einen nervösen Kettenraucher nach, dass ich mich wegdrehen musste. Da schmeckt ja die Zigarette nicht mehr. 😉
Auch einer der Gründe, warum ich aufgehört hab: er mochte es einfach nicht.
Aber jedenfalls habt ihr jetzt einen Grillplatz, und wir nicht!
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Glückwunsch,
wenn ich das ausdrucke und meiner Angetrauten auf den Schreibtisch lege, dann – wird sie es mindestens ignorieren oder sagt etwas wie „Jeder ist sein eigener Kopf“.
C.H.
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