Während der Fahrt konnte ich nicht sprechen. Ich saß auf dem Beifahrersitz eines Porsche, draußen schossen Lichter vorbei und ich fragte mich, wieso keine Tränen kamen. Es war fast, als wäre nichts geschehen. Dann stiegen wir aus, betraten das Gotteshaus, inmitten von Blumen und Kränzen, schmal, kostbar, weiß eingebettet wie in einem Karton lag er da. Ich berührte die Wange, Haut wie Papier, nun wurde es ernst. Der Abschied kam und ich begann mit dem Weinen, schluchzte, als befände ich mich in einem Theaterstück und müsse auch in den hinteren Plätzen noch vernehmbar sein. Die Kirche war gut gefüllt, sollten die Gottesdienstbesucher mich ruhig hören.
In der zweiten Reihe entdeckte ich einen freien Platz und warf meine Tasche in die Lücke, damit niemand anders kam. Vorne zu sitzen stand mir wohl zu bei dem Schmerz. Ich zwängte mich umständlich an ein paar Leuten vorbei, sank auf die Bank und plärrte weiter. Die Trauerfeier sollte jeden Moment beginnen. Ich zog ein Taschentuch aus dem Ärmel und putzte meine Nase so laut, dass die Frau neben mir erschrak. Ich schaute angelegentlich nach vorne, am Altar tat sich nichts, wir warteten auf den Priester und ich dachte: „Nachher geh ich aber eine rauchen.“
Nein nein. Niemand ist gestorben. Nur heute Nacht in meinen Träumen schuf sich mein Unterbewusstsein einen absurden Grund, um wieder an eine Zigarette zu kommen. Heute bin ich seit vier Wochen Nichtraucherin. Tolle Leistung, finde ich. 😉
Oh – diese Träume kenne ich,
liebe Anhora,
ich war jeweils heilfroh, wenn ich aus ihnen erwachte und k e i n e Zigarette in der Hand hatte 😉
Ich versichere dir: Mit der Zeit werden sie seltener, diese Suchtträume. Mich überfallen sie unterdessen alle zwei, drei Jahre. Und das nach immerhin 27 Jahren Rauchentwöhnung…;-)
Mutmachende Grüsse
schickt Hausfrau Hanna 🙂
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Vielen Dank, liebe Hausfrau Hanna, für die Ermutigung! Ich fing eine Zeitlang fast jede Nacht wieder mit dem Rauchen an, immer versehentlich, weil ich nicht mehr dran gedacht habe, dass ich ja aufgehört hab. Aber wenn ich dich lese, dann gewöhn ich mich wohl besser dran. 😉 Solange es nur Träume sind, schadet es ja nicht.
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Also so weit war es bei mir nicht, dass ich nachts auf den Balkon musste wie andere zum Kühlschrank! Nachts schlaf ich. Und wenn nicht, dann lieg ich da und denk über irgendwas nach, aber meistens schlaf ich und finde zum Beispiel ein vergessenes Baby in einer Reisetasche wie heute Nacht. Ein Aston Martin war leider nicht dabei, von dem träum ich tagsüber. 😉
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Gut. Der Kopf muss immer siegen.
Meine Madame erlebt nachts die dollsten Geschichten, Sie kann sogar nach einer zwischenzeitlichen Wachphase, auf’m Balkon, nach dem Einschlafen an der gleichen Stelle weiterträumen.
Und ich? Ich weiß morgens von überhaupt nichts. Kein Porsche, kein Aston Martin, kein Rock Star, kein gar nichts.
C.H.
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Ich hab heute Nacht einen nagelneuen VW-Bus zusammengefahren… ;-( Was ist nur los in unseren Nächten!
Danke für die Ermunterung, und ich denke nicht daran, mich mit einer Zigarette zu belohnen. Ich täts gern, aber das ist irgendwas innen drin. Mein Kopf sagt kategorisch Nein. Und der hat im Moment das Sagen. 🙂
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und bei mir hat heute nacht das haus gebrannt. was für eine dramatische nacht!
gratuliere fürs durchhalten. die belohnungszigarette ist übrigens die meines erachtens „gefährlichste“. ähnlich wie die belohnungsschokolade …
und dennoch: wir sind menschlich und dürfen auch mal schwach sein, zum glück!
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