Eine Asiatin betritt den Raum. Die Übersetzerin einer exotischen Sprache, ist mein erster Gedanke, schwer zu finden und teuer. Es ist aber die Reinemachefrau, die jetzt einen Eimer abstellt, und ich befinde mich in keiner Sprachagentur, sondern in einem Industriebetrieb im Vorzimmer des Geschäftsleiters. Seine Assistentin hat mir an ihrem Schreibtisch Platz gemacht. Die junge Frau, die bald Mutter wird, schiebt einen Apfelschnitz in den Mund, zerrt den Papierkorb aus der Ecke und fährt fort, mir eine Verzeichnisstruktur zu erläutern. Vielleicht werde ich ihre Nachfolgerin. Ich bin hier bei einem Probe-Arbeitstag, weil es so schwer ist, vom Übersetzen zu leben.
Die Asiatin kommt näher, ein kurzer Blick huscht zu mir, weil sie mich noch nie gesehen hat. Ich lächle ihr zu und hebe einen Papierstapel hoch, während sie mit einem Tuch auf der Tischplatte herumwedelt. Sie lächelt unsicher zurück, leert dann hastig den Papierkorb und macht sich auf leisen Sohlen davon. Vielleicht hat auch sie sich Manches anders vorgestellt. Das Leben ist kein Ponyhof.
Leicht ist es für die, die einen Ponyhof nicht in ihrer Vorstellung haben. Menschen, die ihre Wünsche und Träume entweder verwirklichen oder vergessen. Das ist wahre Lebenskunst. Daran arbeite ich noch…
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hm, dein text macht mich nachdenklich.
haben es jene leichter, die sich nicht dagegen wehren, dass das leben KEIN ponyhof ist? vermutlich schon.
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