Aktivierungsprogramm

„Sie müssen ihn jagen“, sagte der Mann vom ADAC. Zu dritt standen wir in der Tiefgarage, wo mein Auto sich große Mühe gegeben hatte anzuspringen, aber der letzte Funke schaffte es nicht. Die Motorhaube war hochgeklappt, wir beugten uns über die Innereien meines Toyotas. Der Motor schnurrte jetzt zufrieden und der Mechaniker montierte Kabel und Messgeräte wieder ab. „Es haben sich wohl Ablagerungen gebildet“, meinte er, „der Motor muss heiß werden, er muss glühen, regelmäßig. Fahren Sie hochtourig.“ „Aber das tut ihm doch weh!“ rief ich, „der Wagen ist 21 Jahre alt!“ Der Wagen werde begeistert sein, versicherte der Mechaniker, und zum Kundendienst müsse er auch.

Versucht das mal. Lasst im Zustand morgendlicher Lethargie oder auch – kommt ja vor – allgemeinen Lebensüberdrusses den Motor eines Fahrzeugs jaulen, peitscht ihn hoch auf 3000 Umdrehungen oder mehr. Das geht gar nicht. Entweder ich bleibe im Trödelgang, überlegte ich, dann drohen teure Reparaturen, oder ich setze mich auf. Schleiche auf dem Weg zur Arbeit nicht mehr durch die Stadt, sondern donnere die Umgehungsstraße dahin, und so mache ich es seither. Aus dem Weg ihr Säcke, hier kommen Umdrehungen, viele Umdrehungen! Ich packe das Lenkrad wie Rennfahrer Kächele, Beläge fetzen zum Auspuff raus oder werden vom Adrenalin abrasiert. Wenn ich schließlich auf den Parkplatz rolle, ist mir als springen gleich Helfer aus den Büschen und wechseln die Räder, während ich cool zum Haupteingang schlendere.

Man fängt den Tag ganz anders an.

5 Gedanken zu „Aktivierungsprogramm

  1. Sofasophia

    toll geschrieben, liebe anhora. ich sehs vor mir, wie du rast … wir könnten autos tauschen. mein neu-alter ford ist eher ein auto für langsam (aber nur wegen dem schiebedach), obwohl ich doch so gerne gas gebe (shameonme) … 🙂

    herzlich, soso

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  2. runningtom

    Neue Autos sind noch schlimmer…. die müssen wohl schon ab dem ersten Jahr gejagt werden. Mir scheint, Audis und BMW’s sind da besonders anfällig, wie mir scheint 😉

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