Virgin Money Cyclone Cycling oder: Das Leben lässt sich nicht planen.

Mit Tausenden anderen startete der geliebte Brite heute zum Fahrrad-Event durch Northumbria im Norden Englands. Der Plan war, dass sein Sohn und ich die einzelnen Verpflegungsstellen anfahren, um dort die eigenen Gels und Riegel und Pülverchen zu überbringen, die er für diese schwierige Strecke braucht und die im Trikot zuviel Fummelei bedeuten. In der Praxis blieb es aber bei nur einer Station.

Irgendwo im Niemandsland auf einer schmalen Landstraße, umgeben von Wiesen, Schafen, blühenden Wacholderbüschen und sonst im Wesentlichen nichts parkten wir auf einem Grasstreifen in der Nähe der ersten Feed Station. Er kam bald angeradelt, bekam seinen Proviant, und als wir weiterfahren wollten, saß das Auto auf. Der Untergrund war so uneben, dass ein Vorderrad nicht mehr in den Boden griff, es ging weder vorwärts noch rückwärts.
Ein junger Schreibtischheini und eine ältere Frau sind kein guter Ansatz zur Lösung des Problems, aber die Männer von der Verpflegungsstation weiter vorne versprachen zu helfen, sobald es ruhiger würde. Inzwischen strömten unablässig Fahrradfahrer an uns vorbei.

Eine Stunde später warteten wir immer noch, und nach zwei Stunden – wir waren gerade am Eindösen – hielt ein Auto in der Parkbucht (!) auf der anderen Straßenseite. Ein Mann hantierte mit seiner Kamera. „Haben Sie zufällig ein Abschleppseil?“ rief der Sohn zögernd hinüber. Hatte er nicht. Aber zwei praktische Hände. Nach einer Viertelstunde war das Auto mit einem Wagenheber angehoben, das Rad mit Steinen unterlegt, zwei Fahrradfahrer stiegen ab und halfen Schieben, erledigt.

Danach fuhren wir zur nächsten Feed Station, zur übernächsten, zur überbernächsten, den Liebsten fanden wir nicht mehr. Wir schickten SMS, riefen an, nichts. Das kommt daher, dass Handys in der Pampa keinen Empfang haben. Nachdem wir also genug Schafe und Fahrradfahrer gesehen hatten, gaben wir auf und ich wartete im Hotel.

Was haben wir heute gelernt? Der geliebte Brite kann auch ohne Spezialzutaten 160 km fahren, und zwar über 2.700 (zweitausendsiebenhundert) Höhenmeter in 8 Stunden.
🙂

2 Gedanken zu „Virgin Money Cyclone Cycling oder: Das Leben lässt sich nicht planen.

  1. Sofasophia

    wow!

    ein schöner text über eine weniger schöne panne und doch „ende gut, alles gut!“. das herzklopfen dabei (deins) kann ich mir sehr gut vorstellen.

    congrats to b.! und auch an dich fürs mitfiebern!

    herzlich, soso

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    1. Anhora

      Liebe Soso, danke für deinen lieben Kommentar, und danke für die congratulations! Den genauen Platz haben wir noch nicht gefunden, aber es war eh kein Rennen. Wer diese Tortur durchhält, ist per se ein Sieger! Die Strecke ging rauf und runter wie in einer Achterbahn, schon im Auto wurde mir ganz anders. Ein Gefühl wie in San Francisco.

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