Ich verlasse den Drogeriemarkt und eile zurück zum Auto. Vor mir schreitet ein jüngerer Mann, an dem ich nicht ohne weiteres vorbei komme, weil noch mehr Passanten unterwegs sind. Ich tripple vor seinem mächtigen Rücken hin und her wie ein Fußballspieler, blicke auf den bulligen Nacken und sein kurz geschorenes Haar, die ganze Gestalt ist groß, breit, ein Kerl wie eine Maschine. Mit abgespreizten Armen und gemessenem Schritt steuert er auf ein seitlich gelegenes Gebäude zu. Er trägt eine knarrende Motorradjacke und kurze Armeehosen, es hat etwa 9 Grad Außentemperatur. Ich starre seinen beeindruckenden Waden hinterher, die nicht nur ihrer Größe wegen den Blick auf sich ziehen, sondern auch wegen mehrerer Tattoos. Einen Moment lang vergesse ich meinen Termin bei der Steuerberaterin und dass ich zu spät dran bin. Ich schaue dem Mann hinterher, der jetzt gelassen auf das Gebäude zugeht, einen Umschlag in den Briefkasten wirft und und weggeht. Es ist das Finanzamt.
Ein wenig hatte ich erwartet, dass einer wie er vorher ein paar Steine in die Glasfront wirft, oder wenigstens flucht oder vor der Eingangstür ausspuckt.
So einer sass kürzlich im Wartezimmer der Arztpraxis neben mir. Sanft wie ein Lamm, sag ich dir. Ich musste mich sehr beherrschen, dass ich ihm nicht den tätowierten Schädel tätschelte.
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*lach* Eine hübsche Vorstellung!
Und ich sah kürzlich einen vierschrötigen Bauarbeiter, der am Zigarettenautomat stand und geradezu elfenzart mit der EC-Karte herumspielte, weil die nicht eingezogen wurde. Er probierte es auf alle möglichen Arten immer wieder, und irgendwann gings.
Haben wir ein falsches Bild von den „Kerlen“?
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