Immer wenn ich vom Pflegeheim nach Hause komme, betrachte ich ein Foto meiner Mutter, als sie noch ein Mensch war. Das Bild lag zwischen ihren Unterlagen, die ich durchzusehen hatte, zusammen mit einem Geburtstagsgedicht von einer Freundin. Sie haben zusammen gefeiert damals, 2006 war das. Ich hielt die beiden Fundstücke eine Weile in den Fingern und tat dann etwas, was ich mit einem Bild meiner Mutter noch nie getan habe: Ich rahmte es ein und hängte es auf. Jetzt lacht sie knapp an der Kamera vorbei ins Zimmer hinein, das Gesicht noch füllig, ihr Haar schwarz und voll. Am rechten unteren Bildrand sieht man gerade noch ihre schönen Hände. Ich will sehen, dass das meine Mutter ist. Irgendwo unter der veränderten Hülle gibt es sie noch: die attraktive, lebendige Frau mit Freundinnen und Hobbys. In ihren Augen sehe ich es manchmal noch nachleuchten.
Da ist es wieder: Ein Bild sagt mehr als tausend Worte. Und so will man jemanden in Erinnerung behalten.
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Ja, irgendwann sind nur noch Bilder übrig. Gut, wenn darauf ein gesunder Mensch zu sehen ist. 🙂
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Du beschreibst deine innere Spannung auf wunderschöne Weise. Ich wünsche dir viel Kraft, damit du diesen langen Abschied irgend einmal, als eine gute Zeit in Erinnerung behalten kannst.
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Danke, Müller, dein Kommentar tut mir sehr gut. 🙂
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Gerne, geschrieben.
Weil finde mich in gleicher Situation wie du.
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Na dann wünsche ich dir ebenfalls viel Kraft und eine dicke Haut, wenn es nötig ist.
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Danke —-
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Innendrin ist sie noch immer dieser Mensch, alles ist noch da, aber für uns unerreichbar. Von außen unsichtbar.
Die Wahrheit liegt auch im Pflegeheimbett und ist zwar bedürftig, aber nicht minder lebenswert.
Wie wir wohl mal sind, aussehen, wirken, in diesem Alter?
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Ich weiß manchmal nicht mehr, wer da im Pflegebett liegt. Da sie kaum mehr sprechen kann, ist es auch nicht leicht es herauszufinden. Ja, wohl unsere eigene letzte Lebensphase ist? Hoffentlich nicht so.
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