Hirnformationen

Frust vergeht am sichersten durch kleine Belohnungen. Sie können auch groß sein, aber das ist keine Bedingung. Meist genügt eine Zigarette, ein Schokoriegel oder ein Glas Wein, denn sie bewirken alle das Gleiche: ein paar Minuten lang verkriechen wir uns in uns selbst. Wir vergessen das lästige Drumherum und wenden uns nur dem zu, was wir gerade tun, sind ganz bei uns selbst. So ist es jedenfalls bei mir.

Beliebt sind solche Mittel vor allem deshalb, weil der Effekt nach Belieben herbeigeführt werden kann und auch wird, immer häufiger sogar. Zu den ursprünglichen Auslösern in Form von mehr oder minder ausgeprägten Widrigkeiten des Lebens kommt mit der Zeit nämlich Atemnot, Übergewicht oder Kopfschmerzen dazu und damit weiterer Frust.

Gegen Niedergeschlagenheit und schlechte Laune wirkt natürlich auch der Anblick einer aufgeblühten Apfelblüte, das ausgelassene Lachen junger Leute auf der Straße oder der zwiebelige Duft eines Bärlauchsouffles. All das lässt sich aber nicht nach Bedarf herholen und setzt überdies eine gewisse Empfänglichkeit voraus. Man kann sich also nicht ordentlich konditionieren.

Sind die Gehirne von Genussmittel-Abhängigen denn anders? Brauchen wir mehr Endorphine? Ist ein Leben ohne diese Kicks nicht unfassbar flach und lustlos? Was machen Nichtraucher, Ernährungsbewusste, Anti-Alkoholiker nach einem aufreibenden Arbeitstag, einem Streit oder einem traurigen Ereignis?
Was macht ihr?

Fragt sich und euch Anhora,
seit neun Tagen Nichtraucherin.

 

Apfelblüte
(c) Sylvia W.

24 Gedanken zu „Hirnformationen

  1. schreibschaukel

    Morgen wird mir zu Testzwecken ein „Bellicon“ angeliefert. Darauf hüpf ich dann herum, bis ich abhebe. Ich verspreche mir einiges davon …mehr demnächst in diesem, also meinem Theater.

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    1. Anhora Autor

      Du meinst Trampolinspringen als kleiner Ausstieg aus dem Alltag? Die Idee hat was. Leider könnte ich nur in der Wohnung springen oder auf dem Balkon. Im einen Fall würde ich nach Konakt mit der Zimmerdecke ein Schädelhirntrauma riskieren, im andern körperflächendeckende Knochenbrüchen nach der Landung eine Etage tiefer. Dagegen ist Rauchen ja harmlos. 😉
      Aber ich bin noch dabei, seit dreieinhalb Wochen keinen Glimmstengel angefasst. 🙂
      Bin gespannt auf die Berichte deines neuen Lebens als Springmaus! 😉

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    1. Anhora Autor

      Oh DANKE für den Glückwunsch und fürs Daumendrücken! Erfahrungsgemäß kommen die gefährlichen Durchhänger allerdings erst nach 3-4 Wochen. Ich hoffe du drückst dann immer noch. ;-D

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  2. SalvaVenia

    Kaffee, Tee und lange Spaziergänge. Um die Frage zu beantworten. 🙂

    Und Konditionierung ist letztendlich auch nur eine Frage von Übung und Disziplin, selbst wenn das jetzt a wengerl platt klingen mag.

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    1. Anhora Autor

      Hier klingt gar nichts platt, du hast ja recht. Disziplin ist der Schlüssel zum Erfolg. Es ist nur … Dispziplin habe ich im Job, nein in zwei Jobs, bei der Versorgung meiner Mutter, bei der Unterstützung meiner Kinder, und bei den kleinen Erholungspausen von all dem muss ich mich jetzt auch noch disziplinieren??
      Du merkst schon, Raucher haben auf alles eine Antwort. 😉 Oups! Ich bin ja Nichtraucherin. 12 Tage. Chakaa.
      Danke für deine Meinung dazu. 🙂

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  3. Ulli

    warst du nicht schon einmal Nichtraucherin?
    und was mache ich? ja, shit … ich rauche und manchmal esse ich Schoki, ein anderes Mal gehe ich raus und das mache ich am liebsten, nur am liebsten hat nicht immer Raum … schade eigentlich!
    herzlichst
    Ulli

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    1. Anhora Autor

      War ich schon einmal Nichtraucherin? Aber ja! Schon oft… ;-(
      Denk an mich bei der nächsten Zigarette, vielleicht krieg ich ein paar energetische Schnipsel davon ab. 😉

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    1. Anhora Autor

      Vielen Dank! Das ist ein wertvoller Tipp, den ich bereits ausgiebig beherzige. Ich hab zwar keine passende Freundin, schreibe aber jeden Tag an einer Geschichte, in der ich das neue Leben in Bildern und Symbolen visualisiere. Das hilft bis jetzt sehr gut.

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  4. Hausfrau Hanna

    Stort grattis! Riesengrosser Glückwunsch für diesen Entscheid,
    liebe Anhora,
    gern unterstütze ich dich dabei und empfehle ein Kässeli, in das du täglich das Geld (das du ‚verraucht‘ hättest aber nicht hast) wirfst.
    Da kommt mit den Wochen ganz schön etwas zusammen. Und irgendwann kannst du die ‚Belohnung‘ dann verprassen… 🙂 🙂 🙂
    Also bei mir hat das zumindest funktioniert.
    Ich habe seit 30 (dreissig!) Jahren k e i n e Zigarette mehr angefasst… (abgesehen von einigen in nächtlichen Schlimmträumen… 😉 )

    Ich drücke beide Daumen!
    Herzlich Hausfrau Hanna

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    1. Anhora Autor

      Glückwunsch an dich zurück, DREISSIG Jahre ohne! Respekt. Ich habs schon mal 17 Jahre geschafft, und dann hats mich doch wieder erwischt. Ein Kässeli (wie herzig das klingt…) hab ich noch keins. Wollte ich eigentlich machen, aber weißt du was? Dafür mag ich kein Geld aus dem Geldbeutel nehmen. Das ist nicht wichtig genug, so hirnrissig kann man sein …
      Ab morgen werd ich ein Kässeli haben und es wird nachgefüllt. Etwa 20 EUR kommen da schon jetzt rein. 🙂

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  5. whateveralter

    Man kann auch als Nichtraucher, kaum Trinker und gesund Esser überleben 😉 sicher greife ich an gaaanz schlimmen Tagen auch zur Schokolade aber gerade jetzt wo es soviel frisches Obst gibt ist dass kaum von Nöten 😀 also lieber mal inne halten und überlegen was passiert ist. Oder einfach früh ins Bett gehen dann verschwindet der Frust nach einem langen Arbeitstag auch 🙂

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    1. Anhora Autor

      Ich notiere: „Innehalten und überlegen, was passiert ist“. Da rührt sich was bei mir. Mir wird grad klar, dass sich Frustrationen kaum vermeiden lassen, wenn man nur ständig vor ihnen wegrennt in die verführerischen kleinen Raucherpausen. Danke für den Impuls! 🙂

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    1. Anhora Autor

      Wie meinst du das? Was müssen wir bewusst und ehrlich tun? Uns aus unserem Frust herauslösen?

      Die Aussage „sich falsch belohnen“ berührt mich. Das kommt in die Sammlung meiner Motivationen. 🙂

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        1. Anhora Autor

          Darf ich vermuten, dass du noch nie geraucht hast? 😉
          Du hast natürlich völlig Recht, nur leider ist es mit der Eigenliebe nicht so einfach, wenn der Körper bettelt: „Hab mich lieb und tu mir was Gutes. Füll endlich den Nikotinvorrat auf!“
          Von normalen Denkmustern kann bei Süchtigen keine Rede sein. Aber ich bin gut. 10 Tage ohne. 🙂

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          1. notiznagel

            Super, was ist die Belohnung? Die hast du dir verdient.
            Du bist auf dem richtigen Weg. Lass nicht locker und gib dem Bettler keine Chance.
            Nie geraucht, ich nein nein, alles von der Baumliane bis zur Tabakspfeife hab ich angezündet. Bei Gras und anderem Groben war vor Jahrzehnten mit alldem Schluss.

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            1. Anhora Autor

              Die Belohnung ist bisher, dass ich wieder tief ein- und ausatmen kann, ohne dass es weh tut. Es waren also doch nicht die Pollen / Schimmelpilzsporen / psychosomatische Ursachen / Aliens …, du weißt schon. Als ehemaligem Insider brauch ichs dir doch nicht zu erklären. Danke für deinen Ansporn! :-))

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  6. Anhora Autor

    Besten Dank, liebe Frau Knobloch, für Ihren Beitrag. Ich möchte Vorschläge und Erfahrungen nämlich sammeln, um sie entweder umzusetzen oder wenigstens in schwachen Momenten etwas in der Schublade zu haben. Grundsätzlich ist es ja einfach, mit dem Rauchen aufzuhören. Ich hab das schon oft geschafft … Aber diesmal solls für immer sein. Ich seh vor mir das saubere, blaue, glitzernde Meer der unendlichen Freiheit… 🙂
    Danke für Ihre Ermutigung!!

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  7. kaetheknobloch

    Zuallererst einen unmiefigen, nichtvergilbten und kwietschfreien Glückwunsch, liebe Frau Anhora! Gefolgt von der eigenkörperigerlebten Mahnung: Neun Tage rauchfrei? Schlimmster Entzug! Keine Belohnung in Sicht. Leider. Und es wird schlimmer werden. Nägelkauen und ungewollte Gewichtszunahme, Aggressivität, ach, wir diskutieren noch heute im Freundeskreis, wie unausstehlich wir waren.

    Jetzt ans Eingemachte: Zehn Rumpfbeuge, gleich früh im oder neben dem Bette. Auf den Athem achten. Okay, fünf Kniebeuge hinterher. Luft passt noch? Hampelmannhüpferey, bis sie wegbleibt. Mit Stolz in der japsenden Stimme den gewohnten Tagesablauf beginnen. Steigerungsfähig von Tag zu Tag.

    Meine Erfahrung: abends oder nachbeschissenerlebnisartig ist alle wieder ganz, ganz anders. Aber lobende Anteilnahme, die hilft immer. Dann kommen die Endorphine irgendwann buntseifenblasenplatzigkitzelig daher. Applaudierende Grüße, die Ihre, eigentlich nur blogquerlesend.

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