Bei meiner Arbeit habe ich viel gelernt in den letzten Jahren, was in einer Bildungseinrichtung nicht überrascht. Ich weiß jetzt zum Beispiel, wie man die Toilette benutzt. Sie befindet sich in unserem Gebäude in einer fensterlosen Kabine, in der sich nach dem Betreten automatisch das Licht einschaltet. Genauso automatisch erlöscht es nach einer Weile wieder und das Dilemma ist, dass ich da manchmal noch sitze.
Wer sich diesen kurzen Intervall ausgedacht und programmiert hat, weiß ich nicht, aber immerhin muss ich heute noch darüber lachen, wie ich einst im Stockfinstern auf der Kloschüssel saß und wild mit den Armen fuchtelte. Das war am Anfang, als ich die Technik noch nicht verstand und versuchte, den Sensor auf mich aufmerksam zu machen. Der stellte sich aber stur und gab kein Signal weiter. Es blieb dunkel.
Ich musste also den Grund meines Aufenthalts an diesem nunmehr nicht nur stillen, sondern auch dunklen Örtchen unter den gegebenen Umständen zum Abschluss bringen und als ich die Kabine verließ, ging das Licht wieder an. Da wusste ich: Man muss die Tür aufmachen.
Künftig hatte ich also bei Sitzungen, die länger als neunzig Sekunden dauerten, die Tür einen Spalt zu öffnen und gleich wieder zuzuwerfen, als spielte ich „Kuckuck“. Das bedeutete: ich musste planen. Im Bedarfsfall prüfte ich nun das Vorlesungsverzeichnis und ermittelte eine günstige Zeit, um die Wahrscheinlichkeit einer unfrequentierten Toilette zu erhöhen und keine gackernden Studentinnen anzutreffen.
Bald fiel mir aber auf, dass ich die Tür gar nicht aufmachen muss – es genügt, den Türgriff herunterzudrücken. Der Sensor ist also gar nicht so blöd, und die Programmierung der Leuchtdauer ist vielleicht der Lausbubenstreich eines Mechatronik-Studenten und übrigens nicht das einzige Beispiel hier, das eine solche Annahme vermuten lässt.
Leider ist meine Arbeitsstelle befristet und wird in drei Monaten enden. Aber ich möchte hier nicht weg. Wo werde ich je wieder solche Studien betreiben können??
Ha ha ha! 😀
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Klasse Text!
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Danke!! 🙂
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Das nachtschwarze Bild zur Geschichte ist ja ebenfalls der Hammer,
liebe Anhora,
ich nehme nicht an, dass du es ‚vor Ort‘ geknipst hast … 😉 ?
Im Ernst jetzt: Ich kenne solche mit Sensoren ausgestattete Toilettenbeleuchtungen nur von den Räumen der Fachstelle für Sehbehinderte, an der sehende und blinde Menschen zusammenkommen und -arbeiten.
Herzlich Hausfrau Hanna
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Liebe Hausfrau Hanna, ich gebe zu ich habe ein wenig geschummelt. Das Bild stammt in Wirklichkeit aus einem Dunkelrestaurant:
https://anhora.wordpress.com/2013/06/09/unsichtbar/
;-D
Und darf ich annehmen, dass du auch schon gefuchtelt hast? Willkommen im Club. 😉
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Zum Schießen komisch. Ich glaube, ich gucke mich hier mal sorgfältiger um. Schönes Wochenende!
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Nur zu, ich freu mich drüber! 🙂
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Toll geschrieben! Und ich war der sicheren Überzeugung, ich sei die einzige „Fuchtlerin“ auf den diversen dunklen – äh stillen Örtchen!
Danke für das Schmunzeln des heutigen Tages!
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Oh wie schön, es gibt noch eine Fuchtlerin! Gut, dass wir darüber gesprochen haben, nun sind wir ja schon zwei. Da fuchtelt sichs gleich entspannter. Danke für den Kommentar! 🙂
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By the way: ich lese Ihre Texte so gerne, dass ich mich mittlerweile per E-Mail benachrichtigen lasse, wenn es was Neues gibt. Kompliment für Ihre Wortkunst und die Fähigkeit zu berühren! Danke 😊
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Liebe Frau Ingenhoven, heute sind mir schon ein paar schöne Sachen passiert, und Ihr Kompliment ist jetzt noch der Abschlussgong. Vielen Dank! 🙂 Ich freu mich, dass Ihnen meine Texte gefallen, auch wenn nicht alle lustig sind. Aber so ist es eben, das Leben.
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