So weit ist es mit mir gekommen. Meine Arbeitsstelle endet im September, heute sprach ich beim Arbeitsamt vor, und nun werde ich an Inga verwiesen. Inga ist aber keine lässige Sachbearbeiterin, sondern die Abkürzung für interne ganzheitliche Integrationsberatung. Das ist ein Spezialteam der Arbeitsagentur für „arbeitslose Personen mit größerem Unterstützungsbedarf“. Mit ü50 gehört man dazu. Man wird mich wieder integrieren müssen, ich werde also aus etwas herausfallen.
All die Anstrengungen in meiner jetzigen Stelle führten zu keinem Ergebnis: Unser Förderprojekt läuft aus und bei jedem Griff auf den Deckel eines anderen Fördertopfs klopft uns jemand auf die Finger. Wir halten zusammen, wir geben nicht auf, aber es bleiben nur wenige Wochen.
Die junge, hübsche Beraterin mit klimpernden Armreifen und sorglos-strahlendem Lächeln erklärt mir Inga. Man nehme sich dort viel mehr Zeit für jeden Einzelnen, verspricht sie und schiebt mir einen Flyer zu. Na schön. So ist es jetzt eben. Ich bin schwer vermittelbar.
…… wenn es dich tröstet: du bist nicht allein…
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Sicher nicht – ich gehöre ja zu den geburtenstarken Jahrgängen. Das bedeutete früher überfüllte Schulklassen, Massenansturm auf Ausbildungsplätze, und jetzt Konkurrenz bei der Jobsuche nicht nur von Jüngeren, sondern auch von Gleichaltrigen. Ich könnte ja eine Selbsthilfegruppe gründen. 😉
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Behördenmenschen (verbehördlichte Menschen) können nicht sehen, wie besonders mensch ist. Lass es Dir nicht nehmen und in Frage stellen.
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Ich versuch mein Bestes! 🙂
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ich lese jetzt mal keine vorherigen Kommentare …
liebe Anhora … allein schon die Kategorisierungen von Ü 50 und Ü 60 sprechen doch Bände davon wie „wir“ organisiert werden- da werden keine einzelnen Menschen angeschaut, sondern erst einmal wird über Kämme geschert … andererseits soll es ja auch zunehmend ArbeitgeberInnen geben, die lieber ältere Menschen, aufgrund ihrer breiten Erfahrungen und grösserer Verlässlichkeit gegenüber jüngeren, einstellen. Und wie ich höre sollen zumindest die Programme in der Schweiz doch etwas tiefer und spezieller gehen, als hier in D …
das andere ist, dass ihr keine Fördergelder mehr bekommt- ich weiss nicht genau um welches Programm es sich handelt, aber vielleicht hilft da ja noch ein Coaching für deine/eure spezielle Situation?!
hej du, ich wünsche dir, dass sich eine neue breite Tür für dich öffnet
herzlichst
Ulli
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Liebe Ulli, ich hoffe auch auf eine solche ArbeitgeberIn, wenn diese in unserer männerorientierten Unternehmenswelt auch eher rar sind. Man kann trotzdem Glück haben.
Was unser Förderprojekt betrifft: Das ist eine politische Sache. Wir unterstützten bisher kleine Betriebe bei ihrem Online-Business. Die Gelder wurden aber gestrichen, weil Industrie 4.0 jetzt auf der Agenda steht. Auch dafür haben wir uns beworben, aber unsere Hochschule ist möglicherweise nicht groß/wichtig genug, um den Zuschlag zu bekommen. Aber – die Hoffnung stirbt zuletzt.
Herzlichen Dank für deine guten Wünsche. 🙂
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Es sagt es sich leicht: „Augen zu und durch.“ Aber es geht nur so. Man kann nur hoffen, dass bei den Arbeitgebern endlich ein Umdenken stattfindet. Sonst jammern sie immer so schön, dass die Erfahrenen ihr Wissen mit in die Rente nehmen.
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Vielleicht hab ich ja Glück und es gibt noch Unternehmen, die Menschen einstellen und nicht Profilvorgaben. Das mit dem „Augen zu“ probier ich gleich aus, ich geh jetzt schlafen. 🙂
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Danke für Ihr Mutmachen, Frau Knobloch! Ihrem Freund wünsche ich von Herzen alles Gute und viel Glück, erst Recht Ihrer Freundin, dass sie auch bald jubeln kann. Die Arbeitsämter versuchen natürlich ihr Bestes, aber ich habe ja noch gar nicht aktiv gesucht, sie kann also nicht wissen, ob ich so chancenlos bin, dass ich integriert werden muss. Hätte man ja mal warten können bis Oktober, bevor sie mir mit Inga kommt. Es war ein Schlag ins Gesicht. Aber was sag ich – ein junges Ding eben. Hätte man da eine ältere, erfahrene Frau hingesetzt, wär das Gespräch anders verlaufen. Und ich hätte einen anderen Blogartikel geschrieben. Wie toll man auf dem Arbeitsamt beraten wird zum Beispiel!
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Irgendwas läuft da erheblich schief bei den sogenannten Arbeitsämtern. Kaum noch dienen sie der Vermittlung von atzektabler Arbeit, eher gleichen sie der Aufbewahrungsstelle für Statistikleichen. Kübeln könnte man, kübeln. Allein das Aufstempeln eines solchen Etiketts „Schwer vermittelbar“, es ist empörend. Mir ist schon klar, das nicht jeder Arbeitsuchende an die Hand genommen werden kann, doch was da stellenweise angeboten wird und in welcher Art und Weise… Eine Freundin, knapp fünfzig, sucht gerade verzweifelt, die erzählt mir Einblicke, da wellt sich einem der Hals…
Ihnen aufmunternde Grüße, versuchen Sie sich den aufgedrückten Stempel nicht eintrocknen zu lassen, halten Sie Augen und Ohren offen, so manche Geschhichte behappyendet sich von allein. Mein syrischer Freund, monatelang am Abgrund der Existenz taumelnd, fand diese Woche eine Stelle, die passender und erfüllender für ihn nicht sein könnte.
Ihre Frau Knobloch, mutrüberpispernd.
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Liebe Anhora, ich drücke dir ganz, ganz fest die Daumen, dass bald jemand merkt, dass DU noch lange nicht ausrangiert werden musst. Volle Kraft voraus!
Herzliche Grüsse
Bea
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Herzlichen Dank! Ich krieg ja so viel Zuspruch hier, dass ich Inga allmählich zur Seite wischen kann. Schön. 🙂
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Hoch dein Kopf, nicht um damit in die Wand zu rennen, nein, schau damit um die Ecke eben dieser Wand.
Kraft und Mut wünscht Müller
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Danke, Müller, und du hast Recht. Ich versuch mal um die Ecke zu gucken. Da ist vielleicht auch noch was. 🙂
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Huch, jetzt war ich gerade so angesäuert
Natürlich wünsche ich dir auch viel Glück, in der Hoffnung, dass sich
alsbald ein neues Türchen für dich öffnen möge ❤
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DANKE! ❤
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Ausrangiert trifft es ganz gut, das war auch mein erster Gedanke, was für eine Schande 😦 Da wird doch immer lauthals nach Facharbeitern gerufen, aber die dürfen wahrscheinlich auch nicht viel kosten. Aber da hat sich auch schon immer die Katze in den Schwanz gebissen; früher solltest du noch sehr jung sein, aber am besten bereits 20 Jahre Arbeitserfahrung mitbringen…..heute hast du die Erfahrung und es scheitert woran? Am Lebensalter 😀 wenn es nicht so traurig wäre, könnte man einfach nur schallend lachen.
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Vom Gehalt her bin ich ja sehr kompromissbereit. Im Öffentlichen Dienst wirst du nicht reich, aber ich habe/hatte einen Job, der mir Spaß macht und nette Kollegen. Das ist mir am Wichtigsten. Und Erfahrung hab ich halt in verschiedenen Bereichen, das ist nicht so richtig stringent. Könnte nie ein Leben lang immer denselben Job machen. Ich bin also flexibel und mag Neues, aber das traut man Älteren wohl nicht zu. Ich weiß nicht, was Unternehmen eigentlich wollen. Hochschulabschlüsse und ein knackiges Äußeres, nehme ich an. Traurig.
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So geht auch viel altes Wissen verloren, wie ich finde und das ist besonders bedauerlich 😦
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Eben. Das Rad wird ständig neu erfunden. Alles Deppen, dieser Personaler. 😉
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Liebe Stef, herzlichen Dank für deine Aufmunterung! Ich gebe dir in allem Recht, und ich sehe vor allem auch in den sozialen Kompetenzen einen großen Vorsprung bei der älteren Generation. Ich arbeite professionell, lass mich wegen Kleinmist nicht aus der Ruhe bringen, und ich kann ein Team zusammenhalten. Das ist mir schon öfters gesagt worden. Leider muss man mir aber auch eine Chance geben, und als ich heute nach der Vermittelbarkeit meiner Arbeitsgruppe fragte, verwies man mich auf Inga. Und dass ich realistisch sein müsse. Die Frau war nett und bemüht, aber mir ist diese Einschätzung schräg reingefahren.
Das Video werd ich mir morgen in Ruhe anschauen, und am besten auch vor jedem Bewerbungsgespräch. Wenn ich dazu Gelegenheit bekomme … Vielen Dank jedenfalls! 🙂
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Warum „schwer vermittelbar“? Das Alter an sich ist kein Hindernis – das ist nur ein Voruteil. Und wie das mit Vorurteilen so ist, so werden sie leider oft von vielen geteilt. Wir – die Ü50 – müssen anfangen, neue Trends zu setzen. Es gibt 30-Jährige, die mir viel älter als ich selbst vorkommen. Wenn ein junger Mensch in eingefahrenen Bahnen denkt und sich so verhält, dann ist der mit 40 viel älter als z. B. ein 60- oder 70-Jähriger, Es kommt immer auf die „Software“ an – auf das, was in der Packung drin ist!
Ich befinde mich in einer ähnlichen Situation wie du – auch meine Stelle ist nicht sicher. Wir ü50er müssen besseres Marketing für uns betreiben. Wir sind etwas Besonderes – uns gibt es nicht mehr in Massen. Wir sind eigentlich die Diamanten auf dem Arbeitsmarkt. Wir fallen nicht mehr durch Eltern- oder Kinderzeiten aus. Wir sind gut ausgebilet und immer up-gedated. Wir können uns auf das Wesentliche konzentrieren. Glücklich die, die uns beschäftigen dürfen …
Im schwedischen Fernsehen kam vor kurzem eine BBC-Sendung über britische Frauen, alle über 70. Als ich das gesehen hatte, dachte ich mir nur, wow, so möchte ich auch werden … Wirklich sehr inspirierende 45 Minuten!
Das Original heisst „Fabulous Fashionistas“. Ausschnitte davon findet man auch unter youtube. Info zum Lesen z.B. hier:
http://seniorplanet.org/dont-dress-your-age-six-inspiring-women-say-no-to-drab/
Herzliche Gruesse aus Schweden,
Stef
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Viel Glück!
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Danke! 🙂 Irgendein Türchen wird hoffentlich schon aufgehn.
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Ich mag da kein „Gefällt mir“ anklicken. Ich denk an Dich!
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Danke, liebe Zoé. 🙂 Ich fühl mich grad ein bisschen ausrangiert.
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Lass dich nicht entmutigen. Schon gar nicht von einer Inga! Eigentlich ist das eine Frechheit!
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Naja die Frechheit kommt in erster Linie von den Unternehmen! Ich hoff einfach, dass es nicht wahr ist und ich wieder einen Job finde. 🙂
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Nicht unterkriegen lassen und auf das eigene Können vertrauen! Alles Gute!
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Werd ich machen, danke für dein Kopfhoch! 🙂
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Das bringen diese Worte mit sich. Schwer vermittelbar, Integrationsberatung – da muss man sich ja ausrangiert fühlen.
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