Berwick ist die nördlichste Stadt Englands, und es wurde schon viel gestritten um sie. Über die Jahrhunderte hinweg hat sie dreizehn Mal die Zugehörigkeit gewechselt: Mal war sie englisch und mal schottisch, momentan ist sie englisch. Sie liegt an der Küste der Nordsee und an der Mündung des Flusses Tweed, der die Grenze zwischen England und Schottland bildet. Berwick liegt auf der nördlichen, also schottischen Seite des Flusses, gehört aber trotzdem zu England. Man hat in diesem Fall eine Ausnahme gemacht (wir sind ja schließlich nicht in Deutschland) und einfach die Grenze um Berwick herum gezogen. Damit ist sie die einzige Stadt Englands nördlich des Tweed.
Durch die Grenzlage gibt es massive Befestigungsanlagen aus dem Mittelalter, die sehr gut erhalten sind. Man kann auf Galerien am Fluss entlang oder auf den breiten, grasbewachsenen ehemaligen Stadtmauern schöne Spaziergänge machen. Betrunkenen würde ich von Letzterem abraten, denn die eine Seite des Wegs fällt so steil ab, dass sich der Strauchelnde niemals festhalten könnte. Nach etwa einem Meter geht es etwa zehn Meter nach unten, die Stadtmauer eben. Die Engländer sind sonst gut im Zäune bauen, aber hier ist ihnen offenbar das Material ausgegangen. Der Weg ist völlig ungesichert und wenn man wirklich ins Fallen käme, wäre es tödlich.
Wenige Zentimeter links von der Möwe geht es senkrecht nach unten. Die Höhe der Mauer sieht man gegenüber.
Das Bild wurde vom Fußweg auf der Stadtmauer aus aufgenommen.
Die Geschichte vom Kriegszustand mit Russland
Wegen einer staatsrechtlichen Sonderstellung musste Berwick in jeder offiziellen Bekanntmachung gesondert erwähnt werden. Dazu soll 1854 auch die Kriegserklärung gegen Russland im Krimkrieg gehört haben. Bei der Unterzeichnung des Friedensvertrages von Paris 1856 sei Berwick-upon-Tweed jedoch vergessen worden, sodass der kleine Ort eines Tages erschrocken realisierte, dass es sich seit 113 Jahren im Krieg mit Russland befand. Erst 1966 besuchte ein sowjetischer Gesandter den Bürgermeister Robert Knox und unterzeichnete mit ihm einen offiziellen Friedensvertrag. Angeblich soll Knox danach gesagt haben: „Bitte teilen Sie dem russischen Volk mit, dass es von jetzt an wieder ruhig in seinen Betten schlafen kann.“
Später wurde darauf hingewiesen, dass Knox den Friedensvertrag gar nicht hätte unterzeichnen dürfen, da er nicht der Rechtsnachfolger von Königin Viktoria gewesen sei und das Problem somit weiterhin bestehe. Laut Recherchen britischer Medien handelt es sich dabei allerdings um einen Mythos – Berwick war schon bei der Kriegserklärung vergessen worden.
Wäre es nicht bonfortionös, wenn mehr Städte und sogar Länder wegen staatsrechtlicher Sonderstellungen bei Kriegserklärungen vergessen werden würden? Man möchte glatt staatsrechtliche Sonderstellungen für alle fordern. Vielleicht aufgrund ausgeprägter Friedensliebe…
Danke für’s Mitnehmen auf diese Reise, nochmals herzlich grüßt Ihre Frau Knobloch.
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Oh, da sprechen Sie mir aus der Seele, und vielen anderen auch. Sie haben Recht: Berwick sollte ein Exempel statuieren für die sonderrechtliche Staatsgrundlage im Kriegsfall.Die brauchen ein ordentliches Stadtmarketing, damit solcherlei in der Welt bekannt wird. 🙂
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Ich entwerfe schonmal Buttons: Berwick for all! Oder so…
Friedliche Sonntagsgrüße, Ihre Frau Käthe.
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Diese Idee gefällt mir, ich helfe beim Verteilen! 🙂
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Finde ich nett, dass du deine Blog-Leser mit auf die Reise nimmst. Spannend!
Apropos Akzente … Ich bin ein richtiger Fan von schottischem Englisch. Besonders mag ich die Dokumentarfilme von BBC mit Neil Oliver … der Mann klingt einfach zu schön … 🙂
Weiterhin schöne Reise!
/Stef.
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Sagen wir es sind Reiseschnipsel, die ich mit euch teile, man kann ja nicht über alles berichten. Ich freu mich, wenn es dir gefällt! 🙂
Neil Oliver kenne ich nicht, aber Billy Connolly, ein schottischer Comedian. Da ist es auch wurst, wenn man nicht alles versteht, man braucht ihn nur anzusehn und muss lachen. Neil Oliver werd ich mal googeln!
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