Ich habe meinen Büroschlüssel verloren. Heute Morgen habe ich mit ihm das Büro aufgeschlossen, ich habe den Raum nicht verlassen und nun, als ich gehen und abschließen will, ist der Schlüssel weg. Ich leere meine Handtasche – nichts. Ich leere sie ein zweites Mal, fasse jeden Gegenstand an – nichts. Ich suche den Schreibtisch ab, schaue in alle Schubladen, in die Schränke. Nichts. Ich frage meine Kollegen. Niemand hat ihn gesehen oder versehentlich mitgenommen. Wo ist der Schlüssel?
Ich setze mich hin und denke nach. In solchen Momenten kommt es mir vor, als sei die Welt womöglich nur Einbildung. Als befände ich mich gar nicht hier, sondern in einem bizarren Traum. Oder als wäre ich ein virtuelles Geschöpf, das als Mensch konzipiert wurde und ein Programmfehler sorgt nun dafür, dass alles auffliegt. Es kann ja nicht sein, dass ein Schlüssel einfach verschwindet, da stimmt doch was nicht.
Überhaupt ist in letzter Zeit einiges aus meinem Leben verschwunden. Vielleicht – sollte ich tatsächlich nur in digitaler Form existieren – ist es ein Virus. Das Backup funktioniert jedenfalls nicht, denn ich kann nichts wiederherstellen, so sehr ich es mir bei Manchem auch wünsche. Demnächst verschwindet noch meine Arbeitsstelle. Ich brauche also gar keinen Schlüssel mehr, im System war nur – oups – der Zeitablauf nicht präzise eingestellt. Vielleicht programmierte mich ein Praktikant.
Ich leere meine Tasche ein drittes Mal, halte den Schlüsselbund mit den Wohnungsschlüsseln hoch. Den stecke ich immer ins hintere Handtaschenfach, während der Büroschlüssel ins vordere gehört. Aber zwischen den Wohnungsschlüsseln entdecke ich nun den Anhänger des Büroschlüssels, eine magnetische Scheibe, und an ihr hängt der gesuchte Schlüssel. Ich hatte ihn wohl ins hintere statt ins vordere Fach geworfen, aber noch nie hat sich dabei der Magnet an andere Schlüssel geklebt.
Das Rätsel ist also gelöst, ich kehre in eine Welt zurück, in der alles seine Ordnung hat. Wenngleich es sich in diesen Tagen auch mit wiedergefundenem Schlüssel nicht so anfühlt.
Zum Schlüsselerlebnis I (ewig her …)
Du hast das Schlüsselerlebnis in feine Worte gewoben und natürlich fallen auch mir jetzt Geschichten ein – schön oder eben auch manchmal etwas surreal ungemütlich …
herzliche Grüsse
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ich kenne diese surrealen Situationen auch. Heute habe ich eine Stunde meine Buskarte gesucht, wie verhext war sie spurlos verschwunden. Ich wollte eigentlich auch nicht zu dem Termin……..
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Ich fühl mich so verstanden … :.-)
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Es gibt Menschen,
liebe Anhora,
die ziehen solche Situationen mag(net)isch an…
Ich gehöre übrigens auch dazu.
Sei ganz herzlich gegrüsst
Hausfrau Hanna
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Der Magnetismus hat zwar bisher in meinem Leben nur eine untergeordnete Rolle gespielt, aber gestern hat er sich mir eingeprägt. Man denkt ja, man sei plemplem. 😉
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