Da wo ich wohne, gleicht kein Haus dem andern. Die Straßenzüge sind gewachsen und nicht angelegt wie ein Zierteich. Sie sind wie ein uralter See, der sein Bett durch vielmaliges Überfließen und Eintrocknen so oft veränderte, bis es richtig war. Hier gibt es Fachwerk und Villen aus vergangenen Jahrhunderten, deren Eigentümer in die Stadtgeschichte eingingen. Nicht weit davon stehen Reihenhäuser und eine Mietskaserne aus der Nachkriegszeit, billig hochgezogen für die Flüchtlinge aus Schlesien oder dem Sudetenland. Ich gehe fast jeden Tag durch die Straßen und blicke an diesen Häusern hoch, auf ihre Persönlichkeiten, ihre Geschichten. Ich schaue in die Winkel und Nischen, über Mäuerchen und Einfassungen mit zaunhohen violetten Herbstastern. Unvermittelt tauchen Schuppen und überwachsene Einfahrten auf, Holzstapel und eine rote Kinderschaukel. Ich atme den Geruch der feuchten, kalten Erde aus den Gärten. Manche Menschen finden Kraft im Wald, in den Bergen oder am Meer. Ich auch. Und hier, in diesen holprigen, gewunden Straßen.
Manches möchte man in eine Tasche stecken und mitnehmen können.
Das hört sich sehr schön an und so, wie du das Örtchen beschreibst, könnte es mir sogar dort gefallen…. und so alte Häuser sind sowieso etwas Wundervolles. Ich finde, dass allein ihr toter Ausdruck so viele Geschichten erzählt. Wir haben in unserer Stadtmauer sogar einen Hexenturm. Dort wurden die „Hexen“ gefangen gehalten, bevor sie auf den Scheiterhaufen weiter zogen. Manchmal, wenn ich an diesem Türmchen vorbei gehe – das ist ein ganz kleines Türmchen (ich muss unbedingt mal ein Bild machen, wird mir klar..) – dann kriege ich eine Gänsehaut und mein Herz wird ganz schwer…..
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Ich finde alte Häuser überhaupt nicht tot, sondern lebendig und voller Geschichten. Mit manchen Vorortsiedlungen habe ich dagegen Mühe, wenn alle Häuser gleich aussehen, uniform und steril. Aber auch da gibt es Unterschiede und schöne Straßenzüge. Ich glaube ja voll an Feng Shui, und sicher haben Ausrichtungen und Anordnungen beim Bauen eine große Wirkung.
Euer Hexenturm ist ja gruselig, wahaa! Wir hatten mal was Ähnliches, auch in der Stadtmauer: den Katzenlieselesturm. Da lebte im Mittelalter eine alte Frau mit ihren Katzen und ließ niemanden rein. Also auch fast eine Hexe, aber sie durfte einen natürlichen Tod sterben. Hoffe ich. 🙂
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Sehr schön, mir geht es oftmals auch so, wenn ich durch unseren Viertel spaziere. Ich entspanne dabei. Die Altenhäuser haben alle eine Geschichte …
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Ich finde den Kontrast so spannend, die unterschiedlichen Zeiten, wann Häuser gebaut wurden. Jedes hat seine eigene Schönheit. Schön, dass dir alte Häuser auch gefallen. 🙂
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das klingt gut, durch deine Strassen möchte ich sofort auch einmal wandeln …
herzliche Grüsse
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Dann musst du an in den Süden kommen! Und mit meinen Augen sehen. (Das dürfte dir nicht schwer fallen) 😉
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ich bin doch im Süden, in welchem bist du? 😉
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Oh! Ich bin in Ravensburg. Und wo bist du? Womöglich gar nicht weit weg??
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ich bin zwischen Freiburg und Basel, tatsächlich nicht sooo weit weg
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In Freiburg lebt mein Sohn, den wollen wir demnächst mal besuchen. Ob sich da wohl mal was machen ließe …
Oder du kommst nach Ravensburg und wir spazieren durch die Holbeinstraße! 🙂
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ja, schauen wir mal, sag doch mal Bescheid, wenn du nach Freiburg fährst …
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Ist es nicht merkwürdig, dass wir oft genau das am schönsten finden, was nicht geplant, sondern zufällig im Laufe der Zeit einfach so entstanden ist? Und dennoch sind wir jeden Tag damit beschäftigt, zu planen, zu ordnen und neu zu sortieren … Am Ende aber ist es genau der Zufall, der in unserem Leben die Glücks- und Freudemomente setzt …
Wünsche einen wunderschönen Tag ins schöne Oberschwaben!
/Stef.
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Das Angelegte, Geordnete, in Ordnungen Gepresste hat kein Leben, weil es auswechselbar ist. Ein älteres Haus oder auch eine Straßenzeile, die schon viel gesehen hat, strahlt dagegen Geschichten aus. Die könnten viel erzählen, und das spricht mich an. 🙂
Grüßle zurück nach … wo bist du nochmal … war das nicht Schweden oder lieg ich total daneben? Jedenfalls dorthin, wo du bist. 🙂
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Wunderschön beschrieben,
liebe Anhora,
und den Satz, dass ‚man‘ auch in der Stadt die Batterien füllen kann mit Energie und Kraft, unterstreiche ich doppelt und dreifach! 🙂
Deshalb: Herzlichen Gruss aus der Stadt am Rheinknie
Hausfrau Hanna
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Und ein lieber Gruß zurück aus der Stadt mit den Türmen!
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Wie schön beschrieben. Mir geht es ähnlich wenn ich durch unser Viertel spaziere.
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