Die Glücksregel

In irgendeinem Wartezimmer las ich kürzlich von einem Buch, mit dessen Hilfe man sich von Ballast befreien kann. Es ist ganz einfach: Man behält nur das, was glücklich macht. Regelmäßig genutzte Dinge wie Geschirr, Kleidung usw. müssen hoffentlich nicht entsorgt werden, aber alles andere, was man vielleicht irgendwann noch einmal brauchen, anziehen, zeigen könnte, was einfach nur da ist und keine Bedeutung (mehr) hat, kann weg. Wie wirkungsvoll diese Regel ist, selbst wenn man das Buch gar nicht gelesen hat, erlebe ich beim spontanen Nachschauen in meinen Schubladen.

Ich beginne mit einem Hammer (wir haben noch zwei weitere), den ich behalte. Er stammt aus einem früheren Leben, jemand anders hielt ihn schon in der Hand, eine Erinnerung. Aber die Beutel mit den Teekerzen ziehe ich seit Jahren herum und seien wir realistisch: Ich bin keine Romantikerin. Sollte sich das einmal ändern, kaufe ich neue. Diese hier werde ich verschenken und all die herrenlosen USB-, Scart-, Netz- und Sonstwaskabel auch. Aber die Steine und Muscheln nicht! Die zaubern manche Reise auf den Schreibtisch.

Im Lauf des Vormittags bekommt der ganze Schrank mehr Luft und ich auch. Jetzt kann ich gar nicht mehr aufhören damit. Kaum gibt es eine Regel, schon verwirft man alle Bedenken und es geht ganz leicht. Zu solchen Gedankengängen sind wahrscheinlich nur Deutsche fähig.

 

Mitbringsel

 

Zum Weiterlesen:
Die Lehre von der Leere

 

11 Gedanken zu „Die Glücksregel

  1. flohhusten

    Ich würde das selbst auch nicht als „Regel“ betrachten, sondern eher als sinnvollen Lebenstip oder Vorschlag.
    Ich selbst meine immer, es zu FÜHLEN, wenn wieder Zeit ist, sich zu befreien. Ich bin ohnehin kein Typ, der alles aufbewahren und irgendwo lagern muß – aber ab und an tätigt man vielleicht einen Fehlkauf oder bekommt Geschenke und denkt dann, dies sei „zu schade“ zum Wegwerfen.

    Ich habe erst vor 2 Tagen eine Seite entdeckt, um Klamotten los zu werden. Und so bin ich im Moment vollauf beschäftigt, nicht passendes auszumisten und mich zu freuen, dass ich nach Jahren einmal wieder Kleidung in den Schrank bekomme, die mir paßt und gefällt.
    Irgendwie waren mir Klamotten nie wichtig gewesen – nun auf einmal werden sie es DOCH.
    Der Frühling bringt Wandlung und das Gefühl von Leben mit sich. Was ich das vermißt habe über den Winter…..

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    1. Anhora Autor

      Ich sehe es wie du: Ab und zu braucht es Entrümpelung, und das Schöne daran ist: nach dem physischen Ausmisten fühlt man sich auch seelisch aufgeräumter. Gerade bei Kleidern ist das wichtig (deshalb mach ichs hier laufend): Weg mit allem, was länger als 1 Jahr nicht getragen wurde. Damit lässt man auch einen Lebensabschnitt hinter sich, der nun einmal vorbei ist. Dann braucht man Platz für etwas Neues. 🙂

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  2. kaetheknobloch

    Ich mag diese Verbindung von Glück und Regel nicht. Die beiden passen nicht zueinander. Allerdings kenne ich dieses befreiende Gefühl des Aufräumens. Das gilt gegenständlich, aber auch seelisch. Fort mit dem, was sich ballastend in Schrank und Denkkammer breitmacht!

    Sorgenfreigetanzte Grüße, Ihre Käthe, subkutanimmernochhüpfend.

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    1. Anhora Autor

      Regeln machen eben alles so einfach. Es wäre schön, wenn es tatsächlich eine fürs Glück gäbe – ein jeder würde sie ja befolgen. Aber es hat nun einmal jeder eigene Regeln, die nur für diese Person, und vielleicht auch nur in dieser einen Situation gelten. Bücher mit Glücks- und anderen Regeln verkaufen sich gut, weil sie eine Illusion anbieten.
      Dennoch habe ich schon oft erlebt, dass Ausmisten eine funktionierende Variante ist, um sich glücklicher zu fühlen.
      Aufgeräumtes Grüßle, Ihre A.

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        1. Anhora Autor

          Vielleicht hilft es der Psyche tatsächlich, als Ersatzhandlung eine Schublade aus- und neu einzuräumen. Ich hab immer ein befreites Gefühl nach seinen Aktionen, egal was sonst ist. 🙂

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