Neulich beim Besuch der Otto-Dix-Ausstellung „Alles muss ich sehen“,
Zeppelin-Museum, Friedrichshafen:
„Abermals krähte der Hahn“, Farblithografie von Otto Dix
Das Internetbild ist nichts im Vergleich zu der Lithografie in der Schau, auf der der Hahn seine Anklage noch gellender auszuspeien scheint: „Verraten hast du ihn! Du bist schuldig!“ Das ganze Bild zittert davon und der verzweifelte Petrus verbirgt sein Gesicht.
So etwas passt nicht in unsere Zeit, doch mich lässt das Bild nicht los. Was passt denn in unsere Zeit? Wie gehen wir heute mit Schuld um? Gibt es sie überhaupt noch? Oder tun wir nur deshalb das Nötige nicht und das Unnötige schon, weil wir Angst haben, fehlgeleitet wurden, nicht wussten dass und so weiter?
Ich bin lange vor dem Bild gestanden. Bis es auf einmal zu sprechen anfing und ich begriff: Ja, es gibt Schuld, auch heute noch. Und man kann sich ihr stellen. Vielleicht ist dann ein Weiterleben möglich ohne diese Last im Herzen.
Bildquelle: www.mutualart.com
Schuld wird so gerne bei anderen, in der Vergangenheit oder den Umständen gesehen, oder sie wird auf möglichst viele verteilt. Ein ganz und gar unmodernes Gefühl, da hast Du recht.
(Entsprechend schwierig scheint mir, jemanden zu finden, der nicht gleich etwas dazu zu sagen hat, nicht abwiegelt, gute Gründe findet etc., wenn man eine Schuld eingesteht. Und Kinder: in den Augen der Erwachsenen sind sie selten schuld, dürfen also oft auch nichts wieder gutmachen. Aber das nur am Rande.)
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Schuld ist ein weites Thema, über das auch ich selten nachdenke. Das Bild hat mich darauf gestoßen, ich kam nicht dran vorbei. Es gibt so viele Entschuldigungen, vielleicht zu Recht. Aber das hilft den Geschädigten i.d.R. nicht.
Interessant, was du über Kinder sagst. Ja, es ist genauso: Meist verzeiht man ihnen zu viel, und sie spüren selbst: das kann nicht richtig sein. Sie haben das Unrechtbewusstsein durchaus, aber es wird nicht kanalisiert. Verrückte Welt.
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Dix gefällt mir eh, liebe Anhora und diese ausdruckstarke Lithografie besonders. Ich finde, der gellende Schrei des Gockels passt irgendwie gut in die Osterzeit, in unsere Welt, die aus den Fugen geraten ist. Es gibt Schuld in unserer Zeit – ob wir uns dessen bewusst sind ist eine andere Frage?
Frohe Ostern.
Ernst
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Danke für deine Gedanken, Ernst! Ja, der gellende Schrei passt in unsere Welt, und hat wahrscheinlich immer gepasst. Es gibt nun einmal vieles, was zu beschreien ist, zu allen Zeiten war das so. Nur verdrängen wir heute mehr, als es vielleicht früher der Fall war.
Lieber Gruß, Anhora
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Das Bild sieht beeindruckend aus. Danke Dir.
Herzlich. Priska
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Schwäbisch kann ich gut verstehen – nur schwätzet ko ich des nich. Ich lebbe zwar im Schwoabeländle, mei Hoimat is ess a gworre, nur redde tu i immer noch hochdeitsch.
Aber eigentlich wollte ich was zu Otto Dix schreiben und zu diesem Hahn, der mir Supercup gefällt. Ich mag auch die anderen Bilder des Malers sehr…
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Schee, dass es dir bei uns gfällt! Aber Schwäbisch kann man halt net lernen! Und: Man muss es au net. 😉
Ich hab vor Jahren mal eine Otto-Dix-Ausstellung in Stuttgart gesehen. Die war unvergesslich, mir gehen seine Bilder sehr unter die Haut.
Hab noch einen schönen Sonntagabend!
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Dann haben wir dieselbe Ausstellung gesehen – ich fand sie damals auch faszinierend.
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Liebe Anhora!
Des isch amol n toller Gockeler! Hasch nadierliech rächt, s ganze Bild isch ausdruggsschdark. Mr kennts nadierlich au so intrpretiera, dass des n Bauer isch, der des Gschroi von seim Hahn nemme ertraga ka ond sich d Ohra zuhält 🙂 No hot dr Hahn Schuld an de Ohraschmerza vom Bauer ond muss in Zukunft meh Rüggsicht nemma, dass r net em Kochtopf landet …
Kikerikiii… 🙂
I wünsch dr n scheena schuldfreia Sonndag
Grüßle von dr Alb
Mallybeau
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Wenn der Goggeler auf einem schwäbische Mischdhaufa standa dät, dann dät er wahrscheinlich gfährlich läba, jedefalls am Sonndag, wenn d’Leit schlofa wellet.
Aber der Goggeler auf em Bild isch nachweislich in Jerusalem aufträda, isch au scho a baar Johr her. Die Leit hond sich inzwische wieder erholt von dem Krach. 😉
Dir au no an scheene Sonndag!
Unschuldigs Grüßle, Anhora
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Ha, wenn der Goggeler aus Jerusalem kommt, na ischs jo eh a heiligs Viech. No verzeiht mr ihm wahrscheinlich jeden Krächzer 🙂
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