Siesta

Egal ob Mittagshitze oder nicht – der Spanier braucht nachmittags seine Ruhe. Zu dieser Tageszeit sind nur vereinzelt Touristen unterwegs, die Einheimischen wie ausradiert. Selbst bei der Besichtigung eines kleinen Klosters werden wir um dreizehn Uhr rausgeworden: Siesta. Um vier dürfen wir wiederkommen. Läden lassen die Jalousien herunter, Cafes und Tapas-Bars bleiben nur in Hotels und größeren Städten geöffnet. Und wenn man dort dann am Nachmittag auftaucht, wird man nicht gerade überschüttet mit Freundlichkeit. Nur die herrlich vollgestopften Asia-Shops – die haben immer auf.

Als gelernter Urlauber ist man von Touristenstädten gewohnt, dass die Geschäfte Umsatz machen wollen, dass die Menschen leben wollen von den ausländischen Gästen. Ihre Auslagen stehen Tag und Nacht vor geöffneten Türen und man braucht nur einen Moment zu verharren, schon zeigt sich eine Verkäuferin oder ein Verkäufer.

In Spanien scheint Umsatz nicht erste Priorität zu haben. Vielleicht steht das Zusammensein mit der Familie an oberster Stelle, oder ausreichend Schlaf, oder der berühmte spanische Stolz („Behalt deine Kröten, ich bin nicht darauf angewiesen“), ich weiß es nicht. Egal. Ich muss nicht alles wissen. España es diferente.

26 Gedanken zu „Siesta

  1. ernstblumenstein

    Herzlichen Dank für die feine und gut beobachtete Reiseerinnerung. Recht haben sie, die Spanier! Ich würde mir an ihrer Stelle die Siesta wegen dem schnöden Mammon auch nicht nehmen lassen. Grüess. Ernst 🙂

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    1. Anhora Autor

      Ich mag grundsätzlich alles Traditionelle, egal was und in welchem Land, solange es niemandem schadet und den Blick für Neues trotzdem nicht verstellt. Wär doch schade, wenn irgendwann alle Europäer gleich wären. Europa ist bunt, und so soll es bleiben. 🙂

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  2. pflanzwas

    Vielleicht hat sich die sinnvolle Tradition einfach erhalten. Wenns im Sommer tagsüber zu heiß ist, machts ja durchaus Sinn mit der Siesta. Vielleicht hat sich das so sehr etabliert, daß sie konsequent dabeibleiben. Finde ich sympathisch, nicht alles dem schnöden Mammon zu opfern, auch wenn viele sicher drauf angewiesen sind. Und die Leute kommen dann eben wieder, um 17 Uhr 🙂

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    1. Anhora Autor

      Völlig richtig, was du sagst! Es ist gut, wenn die Menschen in den verschiedenen Ländern oder Landesteilen sich ihre Eigenarten bewahren. Für Touristen ist es wiederum gut, diese Eigenarten vorher zu kennen. Oder nicht alles so eng zu sehn. Aber gerade das lernt man ja auf Reisen, darum liebe ich es auch so ehr. 🙂

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  3. sylviawaldfrau

    Spät Abends zu arbeiten, das wäre auch nicht mein Ding. Allerdings habe ich es als Reisender genossen in diesen Ländern abends noch zu flanieren und in Geschäften zu stöbern. Wer mag schon bei der großen Hitze mittags noch in einer Umkleidekabine schwitzen?

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    1. Anhora Autor

      Bei großer Hitze macht die Siesta Sinn, obwohl wir in Griechenland oder Italien keine geschlossenen Geschäfte vorfanden. Vielleicht haben wirs auch einfach nicht gemerkt, weil wir am Strand waren. Im letzten Urlaub war es allerdings noch nicht so hitzig mit 25 Grad, und es gab ja einige Urlauber über die Osterzeit. Aber das ist den Spaniern egal, die machen zu. 😉

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  4. Tanja im Norden

    Aus der Sicht des Touristen stellt sich das natürlich nochmal besonders dar. Vielelicht es ganz angenehm, mal zum Ausruhen „gezwungen“ zu sein. Meines Wissens gibt es von Arbeitnehmern in Spanien aber mittlerweile auch Kritik an der Tradition der langen Siesta. Das Konzept funktioniert nämlich nur dann im Sinne der Familie, wenn Wohn- und Arbeitsort aller Familienmitglieder nah beieinander liegen. Je größer die Entfernung ist, umso eher geht es sogar zulasten des Familienlebens, weil man mittags zwar viel Zeit hat, aber zu wenig um halbwegs entspannt nach Hause und wieder zurück zu kommen. Abends wird dafür länger gearbeitet.

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    1. Anhora Autor

      Ich habe auch darüber gelesen, dass manche die Siesta abschaffen wollen. Der Brauch stammt eben aus einer Zeit mit körperlicher Arbeit, vor allem in der Landwirtschaft. Das geht in der Hitze einfach nicht und wird sicher in allen heißen Ländern mit einer Siesta unterbrochen.
      In der einen Woche, die wir in Spanien verbringen durften, wurde die lange Mittagspause aber auch in Läden und kleineren Museen noch überwiegend umgesetzt. Das muss man wissen bei der Tagesplanung! 😉

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      1. Tanja im Norden

        Ich kann mich nicht mehr genau erinnern, aber als ich als Jugendliche das erste Mal in Spanien war, haben mich die Bankenöffnungszeiten irgendwie total aus dem Konzept geschmissen und ich stand mit einer Freundin zusammen irgendwann nachmittags da und hatte keine Peseten mehr und hab es nicht geschafft irgendwo spanisches Bargeld zu kriegen, Kreditkarte oder so hatten wir noch nicht. Weil das in der Nähe der französischen Grenze war, sind wir dann verzweifelt per Anhalter nach Frankreich getrampt, Francs hatten wir nämlich noch. Daher bin ich Euro-Fan der allerersten Stunde.

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        1. Anhora Autor

          Lustige Geschichte! Hinterher kann man natürlich drüber lachen. 😉 Inzwischen haben wir das Währungsproblem ja nicht mehr, und Geldautomaten sind auch erfunden worden. Aber die Siesta gibt’s noch, wie in alten Zeiten. 😉

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    1. Anhora Autor

      Stopp! Kleines Missverständnis. In meinem Beitrag ging es um Andalusien, da waren wir im letzetn Urlaub über Ostern. In Teneriffa war ich noch nie.
      In einem solchen Land zu leben, ist auch mein Traum, aber ein oberflächlicher, wie man halt so träumt, wenn es draußen kalt ist. Ich stelle mir aber auch immer vor, in einem solchen Land ginge die Toilettenspülung kaputt und ich bräuchte einen Handwerker …
      Oder die Behörden für irgendwas! Da hört man ja die unterschiedlichsten Dinge über Südeuropa. 😉

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    1. Anhora Autor

      *lach* Leider hat mein Arbeitgeber den Vorschlag von dreistündigen Ruhezeiten am Nachmittag abgelehnt. Ich wollte aber auch nicht bis abends um 9 arbeiten, und so ist es oft in Spanien. Sie arbeiten ja nicht weniger, sondern zu anderen Zeiten.
      Das ist das Schöne am Reisen: Man lernt immer etwas dazu. Aber weißt du ja. 🙂

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  5. Mallybeau Mauswohn

    Liebe Anhora!

    Haja, die Hitze treibt d Leit halt emmr nei. Do send se konsegwent, die Schbanier. Bloß et zviel schaffa. I glaub für mi wär des nix. Abr wer woiß, vielleicht isch hendr de vrschlossne Türa Hai-Laif. Dr Vorteil isch, dass s eigentlich au schee aussieht, wenn koi Sau uff dr Schdroß romdagglt. Ond s isch et so laut. Vielleicht soll des des koschtalose Suwenier von de Schbanier an d Turischta sei 🙂

    Sodele, i schaff jetzt no a Runde…
    Grüßle von dr Alb
    Mallybeau

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    1. Anhora Autor

      Eigentlich wars no net heiß, höchschdens 25 Grad. Aber so sindse halt, die Schbanier. Auf jeden Fall hosch recht: Die reladiv verlassene Stroße am Nachmiddag waret durchaus malerisch, und: es war ruhig! Koi Gebrüll um uns rum. Es war nadierlich au Vorsäsong. 😉

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      1. Mallybeau Mauswohn

        Achso, schdemmt, do ischs jo billigr 🙂
        Woisch Du wie mr a tübbische schwäbische Einladung formuliert?
        – Kommet nochm Kaffee, no sendr zom Obndessa wieder rechtzeitig drhoim 🙂

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        1. Anhora Autor

          Es isch net bloß billiger in dr Vorsäsong – es hot au bedeitend weniger Leit! Und boides zamma isch subber.
          Ja, an Bsuach macht immer zwoimol a Fraid. Wenn er kommt, und wenn er wieder goht, gell? 😉

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