That’s it, done!

10. Tag: Burgh by Sands – Bowness

Auf gehts – der letzte Tag unserer Wanderung liegt vor uns, da wird nicht geschwächelt, sondern frisch drauflosgelascht.  Die St Michael’s Church wurde im 12. Jahrhundert auf den Überresten eines römischen Kastells errichtet.

Die letzte Etappe führt bald kilometerweit durch eine salzige Marschlandschaft des Firth of Solway, ein ca. 50 km langer Meeresarm. In ihn münden mehrere Flüsse (u. a. der Eden) und damit in die Irischen See. Die Umgebung wird wieder offen und weitläufig. Bei hoher Flut kann die Straße unterspült werden. Das ist vor allem im regenreichen Winter der Fall.

Im Süden sehen wir die Berge des Lake Districts, im Norden (siehe Bild oben) ist Schottland zu erkennen. Die weißen Vögel sind übrigens Schwäne. Ich habe noch nie so viele auf einmal gesehen.

Die Gegend um den Solway Firth ist für seine Naturschutzgebiete mit Tausenden Seevögeln weltberühmt. Unser Weg führt direkt an der Küste entlang, ist aber durch eine Hecke vom Strand getrennt. Wir sehen also wenig, hören aber viel. Dazu gehört nicht nur das obligatorische Möwengeschrei, sondern auch viele andere Vogelstimmen. Besonders der melodische Ruf des Brachvogels (Curlew) mit seinem gebogenen Schnabel klingt, als befinde man sich in einem tropischen Garten. So stellt man es sich im Paradies vor. (Gesang des Großen Brachvogels)

Wir wandern noch durch einige Küstendörfer. Gelegentlich begegnen uns Wanderer, die ihre Tour nach Wallsend/Newcastle gerade beginnen. Frisch und ausgeruht treffen sie auf zwei müde Gestalten, einer fragt im Vorbeigehen: „How was it?“ und wir antworten: „Simple!“

Port Carlisle, einst ein Hafen, der früher über einen Kanal mit der Stadt Carlisle verbunden war. Später wurde der Kanal zugeschüttet und durch eine Eisenbahn ersetzt. Auch die gibt es heute nicht mehr. Der Hafen wurde zu klein, um rentabel zu bleiben.

Kurz vor dem Ziel treffen wir auf Roger, der Master der Wegweiser. Gegen eine kleine Spende für eine Krebsorganisation, die ihm das Leben gerettet hat, tut er uns einen Gefallen.

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Dann bricht unsere letzte Meile an. Wir lassen uns jetzt Zeit. Gemütlich treffen wir in Bowness ein, folgen dem Pfad noch ein paar Hundert Meter, dann sind wir da: Hier endet der Hadrianswall, und die großartigste Wanderung, die wir je gemacht haben.

Wir fallen uns in die Arme, setzen uns auf ein Bänkchen und schauen aufs Wasser. Die Küste liegt direkt vor uns. Eine Weile sitzen wir so da, es wird nicht gesprochen. Hier braucht es keine Worte.

Dann suchen wir ein letztes Mal unsere Unterkunft für die Nacht auf, betreten einen kleinen Tea Room. Es sind ein paar Gäste da, Engländer, sie haben dieselbe Wanderung hinter sich. Man unterhält sich kurz, tauscht Erlebtes aus. Ich habe Hunger. Das Leben geht weiter.

Nur wo du zu Fuß warst, bist du auch wirklich gewesen. (Johann Wolfgang von Goethe)

Liebe Leserinnen und Leser, ich danke euch fürs Mitkommen. Schön, dass ihr dabei wart! 🙂 Vielleicht wird noch der eine oder andere Gedanke zu dieser Reise folgen, denn im Kopf ist sie noch nicht zu Ende.

Die nächsten Tage werden wir in Manchester verbringen, ein großstädtisches Kontrastprogramm zum Abschluss, bevor es wieder zurück nach Deutschland geht.

Wanderung am Hadrianswall:

Tagesstrecke: 14 km in ca. 5 Std.
Gelaufene Strecke insgesamt: 160 km in 10 Tagen

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Diese Tour haben wir bei Mickledore gebucht. Sie organisierten die Unterkünfte und den Gepäcktransport. Übernachtet haben wir ausschließlich in Bed&Breakfast-Pensionen oder kleinen Gasthäusern. Das hat den Vorteil, dass man jeden Tag mit Einheimischen plaudern kann und Geschichten aus der Gegend erfährt.

Die Auswahl der Unterkünfte hätte nicht besser sein können, Mickledore versteht sein Handwerk. Wir haben in typisch englischen Häusern übernachtet und liebenswürdige, skurrile und spannende Menschen kennengelernt, egal ob Gastgeber oder andere Wanderer am Frühstückstisch. Wir können diesen (englischsprachigen) Anbieter auf jeden Fall empfehlen.

Übrigens: seit dem Referendum zum Brexit letztes Jahr ist das Pfund um ca. 20% gefallen, d.h. Urlaub im Königreich ist für uns günstiger geworden.

Nachtrag:
Noch einer, der auszog und der Mauer folgte!

33 Gedanken zu „That’s it, done!

  1. pflanzwas

    Schön, daß ihr das geschafft habt. Mir hats auch gut gefallen, bei dieser Wanderung dabei sein zu dürfen. Schöne Ausblicke, interessante Informationen, das hat Lust auf mehr gemacht 🙂 Vielen Dank für deinen schönen und tagesaktuellen Lifebericht !!! Er hat viel Freude gemacht und mir mal eine ganz andere Ecke von England nahe gebracht. Das mit Ravensburg ist klasse, hihi !! Dann wünsche ich euch, daß ihr noch lange von diesen schönen Momenten zehrt. Das Goethe-Zitat ist sehr zutreffend. Ich finde, was man erwandert hat, bleibt viel mehr in Erinnerung, als alles andere. Vielleicht, weil man mit dem Wandern die Landschaft „liest“. Schöne Tage noch !!!

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    1. Anhora Autor

      Danke, dass du dabei warst bei der Wanderung. Dadurch, dass wir immer am Nachmittag schon am Ziel waren, hatte ich schön Zeit, die Eindrücke und Bilder zu verarbeiten und Beiträge daraus zu machen.
      Ich bin jedenfalls süchtig geworden nach Wandern. Es lässt einem einfach mehr Zeit, alles in der Umgebung auf sich einwirken zu lassen. Ich freu mich jetzt schon auf die nächste Tour, auch wenn es jetzt längere Zeit wieder „nur“ vergleichsweise kurze Ausflüge sein werden.

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    1. Anhora Autor

      Liebe Sylvia, das ist ja schön, dass du mitgereist bist! 🙂 Und wenn du einmal ein paar erschöpfte Engländer auf dem Marienplatz stehen siehst – dann sind die unserem Wegweiser gefolgt. 😉

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  2. David

    Eine wunderschöne Wanderung mit großartigen Eindrücken! Mir hat die Etappe mit den Klippen am besten gefallen. 😉
    Und jetzt direkt nach Manchester – eine tolle Stadt. Ich war erst skeptisch, aber sie hat mich überzeugt. Ein tolle Mischung von Kanälen, unzähligen Brücken (mehrstöckig, kreuz und quer), alten Gebäuden, neuer Architektur und Naturpfaden. Es gibt da auch einen Wanderweg, aber ich weiß den Namen nicht mehr – Greenway oder so ähnlich, geht auch ein Stückchen am Fluss entlang.
    Ein Abstecher mit dem Zug, nur eine halbe Stunde entfernt, in den Peak District ist absolut lohnenswert. Da geht es gleich hoch hinaus in die karge Landschaft und bei unserem Besuch haben wir ganz viele Fasane gesehen und gehört. 🙂

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    1. Anhora Autor

      Lieber David, die Klippen haben mich auch am meisten beeindruckt. Diese Weite aus jedem Blickwinkel – das kann man kaum beschreiben.
      Manchester gefällt mir auch sehr. Wir waren heute in Media City UK, wo die Fernsehstudios sind. Warst du da mal? Schon von der Architektur der Gebäude her ist das spektakulär. Aber auch die Innenstadt mag ich, weil die Gebäude so bunt sind, und ja – der Gegensatz zwischen Alt und Neu begegnet einem oft.
      Zum Wandern werden wir hier nicht kommen, aber ich merk mir deine Tipps. Wir werden bestimmt nicht zum letzten Mal hier sein!

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        1. Anhora Autor

          Die rote Brücke sahen wir auch, sehr fotogen ist sie! Ich fand auch eine andere Brücke nicht weit davon spannend: Sie hat an jedem Ufer 2 hohe Stahlträger. Bei Bedarf lässt sich die Brücke hochfahren wie ein Lift. Schön ist die Konstruktion nicht, aber vom Technischen her interessant!

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    1. Anhora Autor

      Sowohl das eine wie das andere ist tatsächlich ein Gewöhnungsprozess! Im Moment sind wir in Manchester, und mit meinem inneren Auge seh ich immer noch überall Schafe. 😉

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  3. Carrie Shawl

    Danke für die tollen Berichte und auch für deine Empfehlung des Reiseanbieters. Wir wollten schon immer mal da hin. Nun sind wir noch viel mehr motiviert!

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    1. Anhora Autor

      Liebe Carrie, es ist ein unvergessliches Erlebnis und ich kann es euch nur empfehlen. Mickledore hat einen tollen Job gemacht: die Unterkünfte waren erstklassig, professionell geführt und gleichzeitig sehr englisch, die Gastgeber alle freundlich und hilfsbereit. Der Anbieter hat den Geschäftssitz in der Gegend des Hadrianswalls, sie können also alles selbst überprüfen. Allerdings haben sie keine deutschen Mitarbeiter, man sollte also einigermaßen Englisch beherrschen, um die Dokumentationen zu verstehen.

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      1. Carrie Shawl

        Danke auch für die erweiterte Auskunft. Wir hatten schon mal auf der Homepage des Anbieters geguckt und das gefiel uns schon mal sehr. Gerade dass der Anbieter von dort kommt, fand ich sehr sympatisch. Ich selbst bin zwar in Englisch nicht ganz so stark, aber mein Mann ist zum Glück besser aufgestellt 😉 So kann er die Buchungen machen. Beim Quatschen vor Ort bin ich meistens die, die nicht so auf den Mund gefallen ist, da es mir in englischen Gefilden nicht so peinlich ist, Fehler zu machen, wie in Deutschland 🙂 Da bin ich wie die Ausländer hier: Fährst du Bahnhof 😀

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        1. Anhora Autor

          Man kann den Anbieter schon auch auf Deutsch kontaktieren, ich habe extra gefragt. Sie nutzen das Google-Übersetzungsprogramm und machen es dann wie du: Kommst du Bahnhof! 😉
          Sie sind auf jeden Fall sehr bemüht und hilfsbereit, und es hat alles geklappt.
          Ein weiterer Aspekt ist übrigens, dass durch den Verfall des Pfunds die ganze Reise für uns ca. 20% billiger ist als es vor dem Referendum der Fall gewesen wäre!

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          1. Carrie Shawl

            Sehr sympathisch. Wenn die genauso deutsch sprechen, wie ich englisch, dann kann das sehr lustig werden 😀 Der Pfundverfall ist natürlich auch ein Argument 😉

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    1. Anhora Autor

      Stimmt, an das Ende muss man sich genauso gewöhnen wie an den Anfang!
      Schön, dass dir die Vogelstimme gefallen hat. Ich hätte sie ja eher in den Dschungel verortet als ans Meer. Umso schöner war es, zuzuhören. 🙂

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  4. mannisfotobude

    Also ich gratuliere zum Ende der durchgeführten Wanderung. Ich finde es super wenn man sich sowas vornimmt und auch bis zu Ende durchzieht. Wenn alles passt ist dies doch ein sehr schönes Erlebnis was man mit einem Auto oder Bus niemals haben wird. Erinnerungen an Orte oder Gegebenheiten die von einfach von der Strasse aus nicht sieht. Wichtig ist bei so einer Tour über mehrere Tage dass das Wetter einem keinen Strich durch die Rechnung macht denn völlig durchnäßt machts auch keinen Spaß. Also beide Daumen nach oben !!!! Manni

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    1. Anhora Autor

      Du hast völlig Recht: Solche Eindrücke, Erlebnisse und Menschen findet man nur zu Fuß! Was das Wetter betrifft: Als es in Deutschland heiß war, war es hier angenehm kühl. Und jetzt, wo es kalt ist in Deutschland, haben wir hier angenehme 20 Grad. Regengüsse hatten wir keine, obwohl es hier lt. Aussage der „Locals“ viel geregnet hat in den letzten Wochen. Wir hatten einfach Glück! 🙂
      Danke für die Gratulation! 🙂

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  5. Mallybeau Mauswohn

    Liebe Anhora!

    Applaus! Subber, dass r s gschafft hent. Abr s war jo eh simpel 🙂
    Des isch ja goldig, dass der Ma fir Eich des Schild gmolt hot. Bleibt des jetzt do hanga odr wird des emmr wieder ausdauscht fir Turischta? Die Idee isch jedafalls echt schee.
    I ka m Goethe au bloß zuschtimma mit seim Schbrüchle, au wenn mir jetzt Dank Dir au bissle was von der subber Landschaft gsäha hent. Warsch wie emmr a prima Reiseleiterin, i ka Di au wärmschdns weitrempfähla ond buch glei schomol mei nägschdes Fährtle mit Eich 🙂
    Danke, hot Schbass gmacht …

    Grüßle von dr herbschtiga Alb
    Mallybeau

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    1. Anhora Autor

      Danke für den Applaus, machsch mi ja ganz verläga! 😉
      Der Schilderma hot nadierlich scho für jeden Turischt a Ohr, d.h. unser Ravensburg isch so lang da, bis jemand anders aus em Oschde kommt und a baar Pfund inveschdiera möcht. Übrigens: Heit morga hond mir beim Frühstück zwoi andre Wanderer kenneglernt: Schwoba aus Stuttgart! 🙂 Die hond nadierlich au an Wegweiser g’sponsert. Mr kann ja net immer spara, mr muss au mol was ausgäba. 😉
      Danke fürs Kompliment, dass dir unser gloines Ausflügle g’falla hot. Es isch halt oifach au schee, wenn du dabei bisch. 🙂 🙂

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