Vor zwei Stunden: der letzte Klick in einem Lebenskapitel bedient ein Kreuzchen rechts oben am Bildschirmrand. Das Fenster schließt sich, „machs gut …“ entfährt es mir, Trados wird sich nie mehr öffnen. Die Zeit meiner Tätigkeit als freischaffende Übersetzerin ist vorbei.
Ich arbeite ja schon lange wieder in einem Angestelltenverhältnis, 80%, und die nebenberuflichen Übersetzungen sorgten nur noch für die volle Urlaubskasse. Aber nun brauche ich die Zeit und Energie an anderen Stellen. Auf dem Sofa zum Beispiel, wenn ich abends nach Hause komme, so wie andere es auch machen. Damit ich Kraft schöpfen kann für die Aufgaben des Lebens, die sich im Moment stellen.
Zu meiner eigenen Überraschung schaue ich mit Wehmut auf das Icon der Übersetzungssoftware, die mich jahrelang begleitete. Sie ließ sich nicht leicht beherrschen zu Beginn und wir fochten zähe Kämpfe aus. Aber mit der Zeit lernte ich, sie zu verstehen und wir wurden Freunde. Nun löse ich das kleine blaue Bildchen von der Taskleiste, brauch ich nicht mehr. Armes Trados, denke ich, so unnütz geworden, es wird langweilig werden ohne mich.
Merkwürdig, dass ein digitales Arbeitsmittel solche Empfindungen auslösen kann, nicht wahr? Aber von einem Auto zum Beispiel trennt man sich ja auch meist mit einem Seufzen, und ist ja nur ein Haufen Blech. Aber eben nicht nur.
Austausch.
Gib es zu: Du hast den Platz auf der Taskleiste gebraucht! Das Trados Icon ist verschwunden, und schwubs flutschte da ganz schnell das jenige von Instagram hinein. Nun „schwelgst“ du nicht mehr in englischen/deutschen Fachbegriffen von Dingen, die Du nie in der Hand hattest, sondern lässt dich von selbst initiierten Farbverläufen und Schattierungen zu dröhnen. :-p
Ich wünsche Dir auf alle Fälle einen unbegrenzten Fundus an guten Bildern (aber dafür sorgst du ja schon selber) damit Du ab und an im Farbrausch schier ‚abdrehen‘ kannst und, zumindest ein klein wenig, mal über dem Boden der Tatsachen schwebst dann und wann.
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Lieber Wolfgang, du hast es erfasst! Ein Instagram-Icon habe ich zwar nicht in der Taskleiste, aber Bildbearbeitung springt mich zurzeit mehr an als Texten. Bei Bildern muss man nicht so viel denken, und demnächst gibts einiges zu sehn. Schön, wenn du dabei bist! 🙂
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Ich habe tatsächlich auch mehr als nur ein Werkzeug in Scrivener gefunden. Dank dieses Schreibprogramms muss ich mich beim Schreiben von Geschichten nicht oder kaum mit irgendwas anderem auseinandersetzen als mit der Geschichte, viel besser als vorher.
Es ist so wichtig, Zeit für sich selbst zu haben. Aus der kommt ein so anderes Glück als aus der Arbeit (wenn aus dieser überhaupt). Und Ruhe, Gelassenheit, Frieden. Kann und muss man sich nehmen.
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Scrivener kenne ich nicht, aber ich kann mir vorstellen, dass es ähnlich wirkt. Manche Softwares lösen ja fast euphorische Gefühle aus, wenn man mit ihnen arbeitet, mir ist das noch nie so bewusst geworden. Warum auch nicht, an guten Büchern hängt man a auch. 😉
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Ich kann Dich gut verstehen 💥☘️
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Uff,
liebe Anhora,
bei solchen Blogüberschriften zucke ich ja auch immer etwas zusammen…
Schön, dass es weitergeht mit Bloggen und Schreiben 🙂
Und Abschiede, welcher Art sie auch immer sind, fallen manchmal schwerer als gedacht und brauchen ihre Zeit…
Verbring diese möglichst gut auf dem knuffigen Sofa – liebes Grüssle
Hausfrau Hanna
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Liebe Hausfrau Hanna, es gibt im Leben Zeiten der Veränderung, und es gehören immer Abschiede dazu. Der von Trados ist am leichtesten zu bewältigen, aber er steht hier für das eine oder andere, das auch sonst noch gerade verloren geht. Aber bekanntlich kommt ja irgendwann immer von irgendwo ein Lichtlein her.
Liebe Grüße vom Sofa! 🙂
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Prioritäten sind wichtig.
Und die verändern sich, mit den Jahren.
Grüße !
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Du hast so Recht. 🙂
Lieber Gruß, Anhora
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Energie für’s Sofa klingt nach einem guten Plan!
🤗
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Ja nicht wahr? Deshalb werde ich ihn weiterverfolgen. 😉
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Liebe Anhora!
Ha i han scho n Schregg griegt, dass Du hier auf de Bloghütta aufhersch. Des wär äbbes gwä. No hätt i jo niemand meh zom gscheid schwätza ghet.
Abr dass de Dei Zusatzdschöbble jezz an da Nagel hängsch, isch sichr gut. Au wenn des arme Trados jetzt a bissle traurig isch.
Abr ois isch klar, i brauch obedingt Ondrschditzung, wenn mir onsrn scheena Dialegt iebrsetza missat. Do ischs gut, wemmr et alloi isch.
I winsch dr jedafalls an entschbannta Obnd aufm Sofa. Draimsch a bissle vom Trados… 🙂
Grüßle von dr Alb
Mallybeau
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I dank dir schee, liebe Mallybeau. Fürs Blogga nimm i mir izwar im Moment net so viel Zeit, aber aufhöre werd i doch net. Lieber a bissel langsm due, bis mir nemme so schwindlig isch im Kopf. Isch echt net oifach im Moment.
I wünsch dir jedefalls au an scheene Obnd aufm Sofale. 🙂
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Ohje, ha lass dr bloß Zeit. I wünsch dr gude Besserung, dass s bald wiedr aufwärts goht.
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Danke, i hoffs au …
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