„Am 30. Mai ist der Weltuntergang“. So heißt ein Lied aus den Fünfzigern, das gerade wieder durch das Web geistert.
Die Welt hatte schon einige Untergänge, die es sich dann doch nochmal anders überlegt haben. Tschernobyl ist so ein Beispiel, oder als Saddam Hussein in Kuweit einfiel und die Ära der Dauertalksendungen und Live-Streams einläutete.
Beidesmal fühlte ich mich ähnlich wie heute.
Tschernobyl betraf uns immerhin, aber was hatten wir mit dem Golfkrieg zu tun? Die Medien nahmen uns trotzdem mit auf die Reise, bis alle dachten, dass auch auf uns bald Panzer zurollen. Wir hingen mit klopfenden Herzen am Fernseher und über Tageszeitungen.
Was ist das?
Medien, Regierungen, Sekten, Populisten – sie alle erreichen Ziele leichter, wenn die Menschen Angst haben. Diese Ziele reichen von hohen Auflagen bei Publikationen über das Hinnehmen von Ausgangssperren bis zur Selbstaufgabe in radikalen Gruppen.
Ich unterstelle den Regierungen derzeit nicht, dass sie unsere Angst nutzen. Die Angst ist einfach da, erschaffen und gepflegt von Medien, deren Preise für Werbeanzeigen von Zuschauerquoten und Klickraten abhängen. Aber hätten wir die Bilder in Italien nicht gesehen, wäre bei Verordnungen zu Kontaktsperren, Geschäftsschließungen und Kurzarbeit das Geschrei groß.
Es geht Hand in Hand, und es ist so einfach zu bewerkstelligen.
Das macht mir mehr Angst als das Virus.
Bild von photosforyou auf Pixabay
Das Tragische an der Sache ist, dass wir Menschen zwar „irgendwie“ bisher jeden „Weltuntergang“ überlebt haben, jede Krise überstanden haben, ABER wir haben daraus nichts gelernt! Wir tappen nächstes Mal ebenso unvorbereitet in die nächste Krise.
Und die, die nicht vergessen, die lernfähig sind, haben keinen Einfluss auf das Weltgeschehen.
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Ich hoffe sehr, dass wir dieses Mal etwas lernen. Wenn man sich vorstellt, dass es kein Grippe-, sondern ein Killervirus wäre – dann will man gar nicht weiterdenken. Ich hoffe, ein Mindestbestand an Schutzausrüstungen wird künftig gesetzlich vorgeschrieben.
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es wäre, denk ich, fatal, dieses virus auf die leichte schulter zu nehmen, zu unterschätzen, was es anrichten würde wenn man ihm freien lauf ließe.
die situation ist komplex, kompliziert, vielerlei szenarien sind vorsteklbar – und diesmal sind auch „wir“ mittendrin, anders als bei so vielen krisen, kriegen, katastrophen der vergangenheit, die weit weg „andere“ betrafen.
dass das angst macht, ist klar, aber angst macht anfällig für polemik, verschwörungstheorien, hetze, feindbilder … und helfen tut sie sowieso nicht.
gesunder menschenverstand ist mittelfristig bestimmt die bessere option …
LG – pega
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Hallo pega, ich stimme zu: der gesunde Menschenverstand ist der beste Helfer in der Not. Ich hoffe, dass derselbe auch beim Wiederaufbau der Wirtschaft erfolgreich zum Einsatz kommt. 🙂
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Ich teile Ihre Beunruhigung zumal freie und unabhängige Medien vermutlich der Vergangenheit angehören.
Um dem Brainwashing halbwegs zu entgehen, nehme ich nur noch meine Tageszeitung und einen Blick auf die Zeitungsapps, die man so hat. Das lässt mich ruhiger bleiben, aber die meisten Leute hier schauen den lieben halben Tag TV, weil sie haben ja sonst nicht viel zu tun und lassen sich von der Gefahren-Suggestion sehr einfangen (obwohl wir hier gerade virusfrei sind auf der Insel)
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Brainwashing: Das ist das richtige Wort. So kommt mir die weltweite Aufregung manchmal vor. Man kommt ja nicht weg von all den Zahlen, Experten und Newstickern. Ich frage mich trotzdem, ob all die massiven Einschränkungen akzeptabel sind, aber sie werden jedenfalls weitgehend klaglos hingenommen.
Es bleibt zu hoffen, dass die Wirtschaft das alles ohne größere Schäden bei den Menschen verkraftet.
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Ein schwieriges Thema, das gebe ich zu. Dennoch denke ich, dass dazu immer zwei Seiten gehören. Eine Seite in Form der von Werbung und Quoten abhängigen Medien, die Angst verbreiten oder gar verbreiten wollen, und die andere Seite in Form der Leute, an die sich die Medien richten und die sich Angst machen lassen.
Aber sich Angst machen zu lassen, ist ja keine Selbstverständlichkeit, keine Vorschrift, kein Naturgesetz. Denn ich kann ja aktiv gegen die Angstverbreiter gegensteuern.
Beispielsweise in Form einer antrainierten Medienkompetenz, die mich etwa erkennen lässt, dass es vielleicht mehr Sinn ergibt, meine Informationen nicht von eben den Medien zu beziehen, die von Werbung und Quoten abhängig und deswegen umso eher bereit sind, immer neue Horrormeldungen zu verbreiten, weil sie eben damit Werbung und Quote erreichen, sondern vielleicht eher durch die beitragsfinanzierten Medien, die darauf eben nicht so angewiesen sind.
Eine Medienkompetenz, die mich aber auch erkennen lässt, dass mir Berichterstattung unter Umständen nicht gut tut, woraus ich dann die Konsequenz ziehen sollte, den Konsum dieser Berichterstattung vielleicht mal für eine Weile einzuschränken oder ganz zu unterlassen, daran ist nämlich nichts Ehrenrühriges.
Eine Medienkompetenz, die mich auch erkennen lässt, dass Medien jeglicher Art immer über den Ausnahmefall berichten. Niemand macht schließlich eine Live-Schalte zu Antje Pieper, um sie sagen zu lassen: „Ich stehe hier live in Posemuckl, wo auch heute wieder kein Krieg ausgebrochen ist.“ Die stetige Berichterstattung über Ausnahmefälle kann natürlich dazu führen, dass man eben diese Ausnahmefälle für den Regelfall hält, weswegen Leute glauben, Flugreisen seien per se gefährlich oder in den Innenstädten regiere die organisierte Kriminalität, weil eben Tag und Nacht über jeden Mist berichtet wird, während die Kriminalitätsstatistiken dagegen seit Jahren rückläufig sind.
Kurz gesagt: Man kann auch bereit sein, sich keine Angst machen zu lassen.
Darüber hinaus muss Angst ja auch nicht die einzige Handlungsoption sein. Ich kann da natürlich nur für mich sprechen, aber mein persönliches Hinnehmen von Ausgangssperren basiert nicht auf Angst, sondern auf gesundem Menschenverstand und der Erkenntnis, dass es Menschen gibt, deren Beruf es ist, die Situation besser zu beurteilen als ich das je könnte.
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Hallo fraggle, vielen Dank für deine Gedanken zu diesem komplexen Thema! 🙂
Ich stimme dir zu: Jeder entscheidet selbst, welche und wieviele Informationen man verträgt. Aber ich stelle fest, dass die Bevölkerungen Maßnahmen akzeptieren, die früher niemals akzeptiert worden wären, nun aber aus der Angst heraus doch. Und zwar unabhängig davon, welche Medien in welchem Umfang genutzt werden: Die Mehrheit lässt sich anstecken und nimmt das scheinbar Unvermeidliche hin. Das löst bei mir ein Bauchgrimmen aus, denn Angst kann gezielt erzeugt und genutzt werden. Auch in aufgeklärten Ländern wie der westlichen Welt.
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Es war ja früher auch nie nötig, solche Maßnahmen zu ergreifen, deshalb war es auch nie nötig, sie zu akzeptieren. 🙂
Mir ist klar, was Du meinst, und man kann durchaus diese Ansicht vertreten, Deine Argumentation fußt aber eben auf der Annahme, dass die Menschen die vorübergehende Einschränkung ihrer Grundrechte – die im Übrigen auch deswegen eingeschränkt werden, damit die Grundrechte anderer Menschen auf Leben und körperliche Unversehrtheit gewahrt bleiben – in erster Linie aus Angst akzeptieren.
Und da bin ich mir halt nicht sicher, ob das so zutrifft. Natürlich trifft man verbreitet auf ängstliche Menschen, das ist angesichts der Situation, die niemand so kennt, auch niemand so kennen kann, auch nur zu verständlich. Ich persönlich gehe aber davon aus, dass die Menschen die Maßnahmen in erster Linie aus Gründen des gesunden Menschenverstandes hinnehmen. Weil sie denken, dass es richtig ist. Oder dass es zumindest nicht schaden kann.
Ich gebe aber zu, für diese Grundannahme nicht den Hauch eines Beweises erbringen zu können. 😉
Dass bewusst gestreute Angst sicherlich ein starkes Instrument zum Lenken von Massen sein kann, steht aber außer Frage.
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Im Kern ist es doch so: Wenn Menschen Angst haben und man ihnen sagt, dass sie durch das Akzeptieren weitreichender Maßnahmen weniger Angst haben müssen und dass sie sich dann obendrein korrekt und im Sinn der Gemeinschaft verhalten – dann machen sie das.
Im Umkehrschluss heißt das: Es braucht nur das richtige Szenario, schon werden wir zu Herdentieren.
Meine Befürchtung ist, dass solche Szenarien auch künstlich geschaffen werden können. Nicht (mehr) bei uns in Deutschland, aber die Massen sind nun einmal steuerbar, auch heute noch. Das verblüfft mich schon.
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