Archiv der Kategorie: Klogeschichten

Kunst und Knödel

In welchem Museum steht diese Skulptur? Und wie kommt das Klopapier dahin?

Nein, es ist keine Installation moderner Kunst, und kein Witzbold hat eine Kunsthalle entweiht. Es war vielmehr eine aufmerksame Reinigungskraft, die diese Klopapierrolle dort deponiert hat, wo sie hingehört: In der Toilette.

Über eine Büste über dem Spülkasten kann man sich indessen Gedanken machen. Bei der nächsten Sitzung zum Beispiel.

Gesehen im ältesten Gasthaus Deutschlands: Dem Roten Bären in Freiburg. Teile davon gibt es schon seit dem 12. Jahrhundert.

Und so sieht in Corona-Zeiten das Frühstücksbuffet aus: Es kommt an den Tisch.

Dieses hier war allerdings schon halb aufgegessen, ehe ich an ein Bild für die Corona-Chronik dachte.

Lange nicht gesehn!

Freitagmorgen 11h bei Kaufland: Klopapier!

Ausgezeichnet sind zwar Küchenrollen und die hätt ich auch gebraucht. Aber Küchenrollen sind ausverkauft, dafür gibts Klopapier.

Der Tag wird kommen, da gibt es auch nachmittags oder gar abends wieder Toilettenpapier, und zwar nicht auf Sonderpaletten mit dem Hinweis auf nur eine Packung pro Haushalt. Vielmehr wird sich das begehrteste Hamstergut aller Zeiten wieder in den Regalen langweilen und jeder kann sich nehmen, soviel er will und wann er will.

Sobald ich das im Supermarkt sehe, kaufe ich Aktien. Dann geht es aufwärts.

Erfolgsmeldung

Morgens um acht ist die Welt noch in Ordnung. Jedenfalls bei Netto im Klopapierregal. Ein paar Kunden stehen herum, nehmen artig eine Packung heraus und nicht mehr. Man stellt sich an der Kasse an, hält Abstand zueinander und zu dem Herrn, der hinter einer Plexischeibe die Waren über den Scanner zieht. Ein Plastikschüsselchen dient der Bargeldübergabe.

Nach drei Tagen vergeblicher Bemühungen bringe ich heute also eine Packung Toilettenpapier nach Hause. Man kann vieles improvisieren oder darauf verzichten, aber um den Hintern zu säubern, fällt mir nichts ein. Dieser Gedanke wird wohl die Hamsterkäufe ausgelöst haben.

Das Büro-Klo

Zur Toilettensituation an meiner Arbeitsstelle ist zu sagen, dass es sich um eine nachträglich eingebaute WC-Kabine handelt, und dass nicht genug Platz dafür vorhanden war. Es ist also sehr, sehr eng darin. Auf einen Klopapierabroller und eine Vorrat-Halterung wurde deshalb verzichtet, statt dessen baut die Reinigungsdame immer auf einem ca. 1,5 m hohen Mauervorsprung hinter der Toilette mehrere Klopapierrollen zu einer kleinen Pyramide auf. Nach dem Geschäft muss man sich also halb umwenden und nach oben greifen, um an die Spitzenrolle ranzukommen. Da darf man nicht ungelenkig sein!

Heute morgen war ich aber noch tapsig. Ich griff in die falsche Reihe und brachte das Konstrukt zum Einsturz. Mehrere Klopapierrollen rollten im Klo herum, die ich natürlich noch in sitzender Position alle erreichen und wieder einsammeln konnte. Einen Teil balancierte ich wieder an ihren Platz zurück, und dabei hab ich mir den Nacken verrenkt. Ich spüre dort einen scharfen Schmerz seither.

Ist das jetzt ein Arbeitsunfall?

 

Bild von Manfred Antranias Zimmer auf Pixabay

Viele Wege führen nach Rom

… und einer davon ist der Nachtzug. Wir haben ein Zweier-Abteil gebucht mit Bad und Frühstück, um den Jahreswechsel in einer der schönsten Städte der Welt zu verbringen.
Im Bad unseres Zugabteils sind Dusche, Waschbecken und WC funktional angeordnet auf etwa zwei Quadratmetern: Verrenkungskünstler sind hier klar im Vorteil. Das Waschbecken ist schwenkbar und befindet sich entweder halb über dem WC oder in der Dusche. Theoretisch könnte man also auf der Toilette sitzen und sich die Zähne putzen.
Einen Wasserhahn gibt es nicht, nur einen Duschkopf, der auf Knopfdruck Wasser speit. Eine Brause ist aber kein Wasserstrahl: sie sprüht also über das winzige Waschbecken hinaus und man bekommt nasse Füße. Also hält man die Hände zum Waschen in die Dusche, dann gehts.

Geschlafen wird in Stockbetten und man liegt nicht zur oder gegen die Fahrtrichtung, sondern quer. Das heißt, dass man in Kurven ein wenig nach oben oder unten rutscht. Das ist besser, als nach rechts oder links geworfen zu werden, denn das Bett ist gefühlte 30 cm breit.

Der Vorteil des Nachtzugs ist, dass man morgens ankommt, geschlafen hat und der ganze Tag zur Verfügung steht. Mit dem Flugzeug ist man ja oft erst am Nachmittag oder Abend am Ziel. Trotzdem würde ich korpulenten Menschen von dieser Art des Reisens abraten. Man muss sich schon sehr dünn machen, um in einem Zugabteil Bad und Bett benutzen und sich auf engstem Raum einrichten zu können. Wir haben aber den Bauch eingezogen und stehen am nächsten Morgen im Bahnhof Roma Termini, Roms Hauptbahnhof.

 

Kulturaspekte

Auf einer Bahnhofstoilette in Basel erlebte ich kürzlich die weibliche Mentalität im Allgemeinen und die schweizerische im Besonderen: Nach der Ankunft mit dem Zug musste ich nämlich aufs stille Örtchen, wo allerdings schon etwa zehn Frauen vor vier besetzten Kabinen warteten. In dem engen Vorraum war Schlangestehen unmöglich und so stellte man sich irgendwo hin. Ich merkte mir nur die Frau, die vor mir eingetreten war, eine Inderin im roten Sari.

Wenn eine Kabine frei wurde, löste sich aus dem ungeordneten Haufen immer genau eine Frau und begab sich zur Toilette. Anscheinend wusste jede, wann sie an der Reihe war. Doch einmal geriet der Ablauf ins Stocken: eine Kabine war frei geworden, und keine Frau trat vor. Nach wenigen Augenblicken richteten sich ein paar Augenpaare auf die Inderin neben mir und deuteten freundlich auf die offen stehende Tür. Verschämt lächelnd huschte sie hinein.

Wenig später kam sie wieder heraus, trat zum einzigen Waschbecken und wusch sich die Hände. Als ich fertig war und die Kabine verließ, wusch sie sich die Hände immer noch. Ich stellte mich hinter sie und wartete, aber sie rieb und knetete ihre Finger unter dem Wasserstrahl und wollte nicht aufhören. Kein Mensch kann so schmutzig sein, dass man so lange ein Waschbecken belegen muss, dachte ich und sah etwas ungehalten zu.

Das bemerkte eine andere Frau. Sie wandte sich diskret an die Inderin und sagte mit Schweizerischem Akzent: „Nehmen Sie die Hände einfach vom Hahn weg, dann hört das Wasser auf.“ Die Inderin zog ihre Hände zurück, betrachtete kurz das Wunder des versiegenden Wasserstrahls und lachte schüchtern auf.

Während ich nun ans Waschbecken trat, erklärte die Frau der Inderin noch unauffällig das Gebläse zum Händetrocknen.

Liebe Schweizerinnen, ich bin derart beeindruckt, dass ich hier davon erzählen wollte. Nicht nur die Inderin hat an diesem Tag etwas gelernt, sondern auch eine Deutsche. 🙂

Helvetia

Der Klogott

„Du sollst keine fremden Götter neben mir haben.“ Ich nehme dieses Gebot ernst, und wenn das alle täten, hätten wir ein paar Probleme weniger – denken wir nur an den gottgleichen Status von Geld, Macht, Alkohol, Computerspiele, Smartphones usw.

Dieser Überzeugung zum Trotz habe ich dennoch einen Klogott. Ich bete ihn natürlich nicht an und er ist auch kein richtiger Gott. Ich nenne ihn nur so, weil er eben aussieht wie einer oder wenigstens wie ein Schutzpatron für Toilettengänger. Vor Jahren trug ich den kleinen tönernen Kerl von einem Trödelmarkt nach Hause und er hätte auch als Geldscheißersymbol Karriere machen können. Aber mir schien, als ob das nicht seine Bestimmung war: er wollte aufs Klo. Seitdem wacht er auf dem Fenstersims im Badezimmer und wir bringen ihm regelmäßig Opfer in Nougatform. Nicht dass sein Anblick auf die Endphase unserer Verdauungsprozesse Einfluss  hätte – ich hab ihn einfach nur gern und denke, der liebe Gott verzeiht mir das.

 

Klogott

Studiengang „Moderne Alltagstechnik“

Bei meiner Arbeit habe ich viel gelernt in den letzten Jahren, was in einer Bildungseinrichtung nicht überrascht. Ich weiß jetzt zum Beispiel, wie man die Toilette benutzt. Sie befindet sich in unserem Gebäude in einer fensterlosen Kabine, in der sich nach dem Betreten automatisch das Licht einschaltet. Genauso automatisch erlöscht es nach einer Weile wieder und das Dilemma ist, dass ich da manchmal noch sitze.

Wer sich diesen kurzen Intervall ausgedacht und programmiert hat, weiß ich nicht, aber immerhin muss ich heute noch darüber lachen, wie ich einst im Stockfinstern auf der Kloschüssel saß und wild mit den Armen fuchtelte. Das war am Anfang, als ich die Technik noch nicht verstand und versuchte, den Sensor auf mich aufmerksam zu machen. Der stellte sich aber stur und gab kein Signal weiter. Es blieb dunkel.

schwarz

Ich musste also den Grund meines Aufenthalts an diesem nunmehr nicht nur stillen, sondern auch dunklen Örtchen unter den gegebenen Umständen zum Abschluss bringen und als ich die Kabine verließ, ging das Licht wieder an. Da wusste ich: Man muss die Tür aufmachen.

Künftig hatte ich also bei Sitzungen, die länger als neunzig Sekunden dauerten, die Tür einen Spalt zu öffnen und gleich wieder zuzuwerfen, als spielte ich „Kuckuck“. Das bedeutete: ich musste planen. Im Bedarfsfall prüfte ich nun das Vorlesungsverzeichnis und ermittelte eine günstige Zeit, um die Wahrscheinlichkeit einer unfrequentierten Toilette zu erhöhen und keine gackernden Studentinnen anzutreffen.

Bald fiel mir aber auf, dass ich die Tür gar nicht aufmachen muss – es genügt, den Türgriff herunterzudrücken. Der Sensor ist also gar nicht so blöd, und die Programmierung der Leuchtdauer ist vielleicht der Lausbubenstreich eines Mechatronik-Studenten und übrigens nicht das einzige Beispiel hier, das eine solche Annahme vermuten lässt.

Leider ist meine Arbeitsstelle befristet und wird in drei Monaten enden. Aber ich möchte hier nicht weg. Wo werde ich je wieder solche Studien betreiben können??

Nicht hinunterspülen!

„Do not throw paper in the toilet. Please use the bin“. Wie wahrscheinlich jeder Tourist halten wir das Schild über der Toilette in unserem Hotelzimmer für einen Übersetzungsfehler: „Bitte kein Papier in die Toilette werfen. Benutzen Sie den Abfalleimer“. Der Hinweis, dass es um Papiertüten für Damenhygiene oder sowas geht, fehlt. Übrigens auch die Papiertüten, aber wir sind in Griechenland. Da nimmt man es nicht so genau.

Auch in öffentlichen Toiletten finden wir solche Schilder, merkwürdig: auch in Männer-WCs. Wir denken nicht weiter darüber nach, irgendeinen Grund wird es schon geben. Wahrscheinlich haben die Griechen ihn selbst vergessen, es kann unmöglich „so“ gemeint sein. Wir haben längst festgestellt, dass es hier keine feststehenden Regeln gibt, erst recht nicht „so eine“, wenn es sie wirklich gäbe. Griechen entscheiden situativ, ob Vorgaben Sinn machen oder nicht, und dem ist durchaus etwas abzugewinnen.

Eine Ausnahme gibt es aber doch. Wir erfahren sie erst kurz vor unserer Rückreise von der Tochter, die in Griechenland lebt: Papier – ja, auch benutztes Toilettenpapier – darf niemals in die Toilette geworfen werden! Es ist davon auszugehen (nachgeprüft habe ich es nicht), dass selbst Griechen sich an dieses Verbot halten. In jeder Toilette steht ein Abfalleimer bereit.

Warum? Wegen der Rohre. Ihr Durchmesser sei zu klein und durch das Papier entstehen schnell Verstopfungen. Man fragt sich, warum keine dickeren Rohre verlegt wurden, wo doch von Anfang an klar war, welchem Zweck sie dienen. Wir vermuten, dass eher Probleme mit der Kanalisation auf Griechisch, also unschlagbar entspannt beseitigt werden: einfach kein Papier mehr reinwerfen. Spart Gestank, Arbeit und Kosten. Das Klopapier von ein paar ungläubigen Touristen kann das Abwassersystem wahrscheinlich gerade noch aushalten.

 

Ausgeschlossen

Ich sitze am Schreibtisch, schiebe Elemente in einer Indesign-Datei hin und her, mein Handy fiept. Eine SMS vom geliebten Briten. „Stehe vor der Wohnungstür, Schlüssel drin. Muss aufs Klo.“ Damit es nicht zu einfach ist, findet in einer Stunde ein wichtiger Termin statt, bei dem er anwesend sein muss und die Unterlagen dazu liegen im Arbeitszimmer.

Ich rufe meinen Sohn an. Er hat einen Schlüssel und ist zum Glück diese Woche bei seinem Vater, nur eine Straße weiter. Am Telefon teilt er mir jedoch mit, dass er gerade nach Stuttgart zurückgefahren ist. Und damit nicht genug.

Als der Sohn in Stuttgart seine Wohnungstür öffnen will, stellt er fest, dass er den Schlüssel bei seinem Vater vergessen hat.

Der geliebte Brite hat immerhin noch den Autoschlüssel, sodass er zu meiner Arbeitsstelle kommen und meinen Schlüssel holen kann. Toiletten haben wir hier auch. Der Sohn dagegen braucht den Schlüsseldienst. Und beides ereignete sich heute morgen, zwischen zehn und elf.

Kann das noch Zufall sein?

Geschäfte machen in England

Auf den Streifzügen durch Newcastle und andere Städte in England staunte ich schon immer, wie viele öffentliche Toiletten es hier gibt. Man findet sie auch leicht: Die meist signalroten Schilder mit der Aufschrift „toilet“ sieht man schon von der Weite, manchmal sogar an zwei Gebäuden nebeneinander, und selbst in oberen Stockwerken entdeckte ich „toilet“-Banner. Vielleicht lag es daran, dass ich aufs Klo musste, dass ich dieses Phänomen einmal genauer erforschte. Das Resultat war dann allerdings anders als erwartet, und zwar aufgrund einer Eigenart des menschlichen Gehirns.

Ihr kennt das vielleicht, es gibt immer wieder Experimente dazu: Man kann einen Text mühelos lesen, auch wenn in einzelnen Wörtern Buchstaben fehlen. Mitunter merkt man es nicht einmal, weil das Gehirn mitdenkt und ersetzt, was fehlt. Bei aufmerksamerem Betrachten der Schilder stellte ich also fest, dass es gar nicht „toilet“ hieß. Vielmehr stand da: „to let“ – „zu vermieten“. Wer in England Pipi machen muss, braucht aber keine Wohnung zu mieten. Er benutzt einfach (wenns gar nicht anders geht) eine öffentliche Toilette. Die heißt übrigens „Public Convenience“. Wieder was gelernt.

Wer sich über das Thema weiterführend informieren will, für den hab ich einen tollen Link: Das Scheißemuseum.