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Bevor das alte Jahr endgültig ausrangiert ist …

… möchte ich euch allen einen guten Rutsch wünschen.

Insbesondere wünsche ich allen, die wie ich am Silvesterabend allein sind, dass sie sich selbst genug sein können. Es ist für viele eine ungute Zeit, aber nichts bleibt, wie es ist.

Macht es euch schön, ihr seid es wert!

Alles Gute,
passt auf euch auf,
bleibt gesund.

Eure Anhora

Good-bye, Trados!

Vor zwei Stunden: der letzte Klick in einem Lebenskapitel bedient ein Kreuzchen rechts oben am Bildschirmrand. Das Fenster schließt sich, „machs gut …“ entfährt es mir, Trados wird sich nie mehr öffnen. Die Zeit meiner Tätigkeit als freischaffende Übersetzerin ist vorbei.

Ich arbeite ja schon lange wieder in einem Angestelltenverhältnis, 80%, und die nebenberuflichen Übersetzungen sorgten nur noch für die volle Urlaubskasse. Aber nun brauche ich die Zeit und Energie an anderen Stellen. Auf dem Sofa zum Beispiel, wenn ich abends nach Hause komme, so wie andere es auch machen. Damit ich Kraft schöpfen kann für die Aufgaben des Lebens, die sich im Moment stellen.

Zu meiner eigenen Überraschung schaue ich mit Wehmut auf das Icon der Übersetzungssoftware, die mich jahrelang begleitete. Sie ließ sich nicht leicht beherrschen zu Beginn und wir fochten zähe Kämpfe aus. Aber mit der Zeit lernte ich, sie zu verstehen und wir wurden Freunde. Nun löse ich das kleine blaue Bildchen von der Taskleiste, brauch ich nicht mehr. Armes Trados, denke ich, so unnütz geworden, es wird langweilig werden ohne mich.

Merkwürdig, dass ein digitales Arbeitsmittel solche Empfindungen auslösen kann, nicht wahr? Aber von einem Auto zum Beispiel trennt man sich ja auch meist mit einem Seufzen, und ist ja nur ein Haufen Blech. Aber eben nicht nur.

 

Trauer feiern

Die Damen der Reisegruppe, zu der ursprünglich auch ich gehören sollte, zündeten in der St.-Pauls Cathedral in London Kerzen an für meine Mutter. Meine Tochter brachte Blumen in eine Kapelle auf der griechischen Insel Samos, während in Deutschland zu diesem Zeitpunkt ihre Oma beerdigt wurde. Wir streuten Blütenblätter in ihr Grab und es hat mich beschäftigt, wie unterschiedlich die Menschen Anteil und Abschied nehmen. In manch einen Kopf würde man gerne hineinsehen.

Immer wieder denke ich über meine Mutter nach, unsere Geschichte war gewiss keine ungetrübte. Deshalb ist es so unbegreiflich, dass jetzt, nach ihrem Tod, jeder Zwist aus alten Zeiten zerplatzte wie eine Seifenblase. Als sie in ihrem kühlen Bett lag, war ein Schloss aufgesprungen und es gab den Schlussstrich unter Vergangenes frei, die Erlösung von Zweifeln, und soviel Liebe. Die Tage nach dem Tod meiner Mutter werde ich nie vergessen. Sie haben gut gemacht, was nicht gut war zwischen uns. Unfassbar, dass das geht.

Melancholie© Ursula Holly