Vor ein paar Wochen fragte mich eine Freundin, ob ich denn jede Art von Arbeit annehmen würde, wenn mein jetziger Vertrag ausgelaufen ist. „Nein“, antwortete ich. „Das Leben ist zu kurz für Dinge, die nicht zu mir passen.“
Heute stehe ich bei Penny an der Kasse und beobachte die füllige Frau im roten Kittel. Sie ist um die fünfzig und trägt das stark blondierte Haar mit rosa Kämmchen zurückgesteckt. Energisch zieht sie die Waren über den Scanner, dann ruft sie: „Neun funfsig“. Ihre Augen wandern für einen Moment nach oben, als wäre ein YinYang-Symbol auf die Rigips-Decke gemalt, dessen Anblick eine Sekundenmediation auslöst. Ihr Blick kehrt nach innen, wo sie dem Anschein nach eine geordnete Welt vorfindet, die keiner weiterführenden Gedanken bedarf. Der alte Mann vor mir legt einen Zehn-Euro-Schein hin. Sie erwacht sofort und alles ist wieder wie vorher. „Dankeschään“ singt sie routiniert, klemmt das Geld an die Kasse und schnarrt: „Chaben Sie funfsig Sänt klein?“
In diesem Augenblick beneide ich die Frau. Sie hat Arbeit. Sie ist im Einklang mit sich und dem Leben. Vielleicht darf man nicht zu wählerisch sein.
Konzentriert betrachte ich die nun an mir vorbeiziehenden Bananen, Tempos und Tiefkühlerbsen. Lass dich nicht hängen, ermahne ich mich. Kein Grund zur Panik. Für mich wird sich auch wieder ein Türchen öffnen. Wirst schon sehn.