Neulich beim Hausarzt: Der Sohn ist in das ihm zugewiesene kleine Kabuff gehumpelt und eine ältere Helferin folgt ihm. Während sie den Verband von seinem Fuß löst, schildert sie wortreich die chirurgischen Eingriffe in ihrer eigenen Krankengeschichte.
Eine weitere Assistentin kommt hinzu, stellt Werkzeuge und Verbandsmaterial zusammen, prüft Unterlagen. Wir kennen sie aus der Zeit, als sie bei unserem Kinderarzt arbeitete. „Da warst du noch ein Knirps“, plaudert sie fröhlich. 25 Jahre ist das her.
Die Ärztin tritt ein. Sie betrachtet die Wunde, spricht über Nachbehandlung und Schmerzen, am Knochen tue es eben besonders weh.
Nun fordert das hübsche, blonde Mädchen von der Rezeption Einlass in das Zimmerchen. Sie wird von den bereits anwesenden Damen sofort wieder verscheucht, wohl wegen Überfüllung.
Die beiden Helferinnen haben sich derweil rechts und links vom Sohn positioniert und halten seine Hand, seinen Fuß, beruhigen ihn, denn … es ziept ein bisschen. Die Ärztin hält wieder und wieder die Pinzette mit einem Fädchen hoch, als wäre es ihre persönliche Bestleistung.
Der Sohn ist still geworden. Das geschieht nicht oft und ich mache mir Sorgen, doch wahrscheinlich ist es selbst ihm zu viel Bemutterung. Die Einzige, die ihn eventuell hätte interessieren können, wurde ja nicht hereingelassen.
Alle drei Frauen verrichten also ihre Arbeit, plappern durcheinander und trösten den jungen Mann, als würde man ihm das Bein abnehmen. Auch ich bin nicht besser und werfe ständig Blicke durch den Türspalt, ob auch alles richtig gemacht wird da drinnen.
Es liegt am Sohn. Er zieht das an. Es war schon immer so.