Am Steuer dieses Fahrzeugs sitzt Dornröschen. Der Prinz ist schon unterwegs zu ihr – mit der Deutschen Bahn.
(Aus der Reihe: Märchen im Wandel der Zeit)
Oder fällt euch eine bessere Geschichte ein?
© Anhora
Der Mann ist mir übrigens persönlich bekannt und dem Fahrzeug geht es ausgezeichnet. Schon weil es mit Diesel fährt und gar keinen Verteiler hat, ich brauchte das Problem nur wegen des Reims.
Mit diesem Limerick gewinne ich natürlich keinen Preis, dafür ist er juristisch gesehen einwandfrei und beleidigt ist auch niemand. Das wäre nämlich nicht mein Stil. Ich knoble einfach gerne, und Gedichte sind eine tolle Möglichkeit dazu. Limericks stammen übrigens aus England oder Irland (genau weiß man es nicht), haben eine bestimmte Versform und eine witzige Pointe.
Könner schreiben Limericks so.
Nicht so.
Solchermaßen eingestimmt begeben wir uns demnächst ins große Britannien, um der Heimat des Geliebten wieder einmal guten Tag zu sagen. See you!
Beim Tanken den falschen Zapfhahn zu erwischen, passiert offenbar häufig. In der Werkstatt erfuhren wir heute, dass mindestens einmal in der Woche ein versehentlich mit Benzin betanktes Dieselfahrzeug wieder instandgesetzt werden muss. Das ist zeitaufwendig, denn der Tank muss ausgebaut und manche Teile müssen ersetzt werden. Wir haben heute ein paar Hundert EUR dagelassen für dieses Versehen und hatten noch Glück. Falls euch sowas auch einmal passiert, hier ein wichtiger Hinweis:
Ein mit Benzin betanktes Dieselfahrzeug fängt nach wenigen Minuten an zu stottern und bleibt dann stehen. Dann AUF KEINEN FALL versuchen, durch wiederholtes Zünden den Wagen wieder zu starten. Dadurch pumpt man den Kraftstoff noch tiefer in die Innereien des Motors und noch mehr Teile müssen ausgetauscht werden (bis zu dreitausend Euro kann das kosten.) Also nichts machen, ADAC anrufen, aussteigen, warten. Warndreieck nicht vergessen.
So sehen die Zapfsäulen übrigens in England aus:
Schwarz = Diesel, Grün = Benzin. Very simple.
Warum geht das bei uns nicht?
Ach so, weil es schlecht wäre fürs Geschäft. Schließlich verdienen alle daran:
– Der ADAC hat mehr Aufträge zum Abschleppen
– Die Werkstätten haben mehr Aufträge zur Reparatur
– Die Tankstellen verkaufen jedes Mal 2 Tankfüllungen
Verbrecher.
Andersrum geht es übrigens nicht: Man kann in ein Benzinfahrzeug nicht versehentlich Diesel tanken, weil die Tülle zu groß ist und nicht in den Stutzen passt. Würde es dennoch passieren (Ersatzkanister zum Beispiel), wäre es bei weitem nicht so schlimm wie andersrum …
Eigentlich wollte ich euch heute Bilder von der Eistobelschlucht bei Isny mit ihren gewaltigen Felswänden, Wasserfällen, seltenen Tier- und Pflanzenarten zeigen. Getränke und Snacks waren im Rucksack verstaut, das Navi eingestellt, rasch noch zum Tanken und dann ging es los. Wir freuten uns auf einen sonnigen Herbstnachmittag in idyllischer Landschaft.
Statt in einer Schlucht herumzukraxeln, standen wir dann aber eine knappe Stunde am Rand einer vielbefahrenen Bundesstraße, und Schuld daran ist eine Aral-Tankstelle. Nach Aussage des geliebten Briten sei dort nämlich nicht ersichtlich gewesen, dass es sich bei der Zapfsäule für Diesel Ultimate tatsächlich um Benzin Ultimate handelte. Wir wissen nun: Wenn einem Dieselmotor Benzin gereicht wird, fängt er nach einem Kilometer an zu stottern und nach zwei Kilometern bleibt er stehen.
Die Rückfahrt erfolgte in einem klappernden Abschleppfahrzeug mit gelber Lackierung, von der Kfz-Werkstätte gingen wir noch etwa eine Stunde zu Fuß nach Hause. So kamen wir doch noch zu einer Wanderung, und unterwegs kauften wir in einem Hofladen frisch gebackenes Brot, schauten ein Stück weiter eine Weile einem Fußballspiel zwischen dem örtlichen Verein und einem gegnerischen Team zu, das nur aus türkischen Spielern bestand. „Dostluk“ stand auf ihren Trikots, „Freundschaft“. Es gibt Wichtigeres als ein defektes Auto. (Sowieso wenn es nicht meins ist, denn das steht derzeit schon in der Werkstatt).
Und was habt ihr so gemacht heute?
Ich fahre in die Seniorenanlage am Ort, um meiner Mutter die Einkäufe zu bringen. Vor mir fährt ein Ford, der jetzt nach links abbiegt und ich folge ihm langsam. Ein Audi kommt entgegen und der Ford hält an, da die Straße schmal ist. Zu schmal für das Augenmaß des Fordfahrers, das Fahrzeug setzt zurück. Setzt zurück und setzt zurück, ich sehe, was kommt und schlage auf die Hupe.
Es hupt aber nicht. Das kommt daher, dass ich nicht weiß, wo die Hupe ist. Also, ich weiß, wo an meinem alten Auto die Hupe ist, aber seit einer Woche fahre ich ein anderes. In diesem bleibt mein Herumhämmern auf der Mittelscheibe des Lenkrads wirkungslos und es beginnt diese Zehntelsekunde, in die so viel hineinpasst. Ich weiß was geschehen wird, dass ich nichts dagegen tun kann, spüre Hilflosigkeit im oberen Magendrittel und überlege, ob ich die Reparatur in Werkstätte A oder B machen lassen soll – es gibt zwei, die in Frage kommen – , wie viel Zeit das kosten wird und dass ich die Übersetzungen dann abends machen muss, um nicht in Verzug zu kommen. Nach diesem ausgefüllten Augenblick schrammt der Ford in meine Fahrertür.
Eine Frau steigt aus, ich mache Bilder, wir tauschen Daten aus. Ein Versicherungsfall, nichts Schlimmes. Wir plaudern noch ein paar Minuten und es stellt sich heraus, dass die Verursacherin meine Mutter kennt. Ich soll ihr schöne Grüße ausrichten. Mach ich.
Verbandskasten und Warndreieck fehlen. Der alte Toyota lässt sich geduldig untersuchen: hält den Motor hin, zeigt die Gurte her, hustet ein bisschen. Die Abgaswerte sind auch nicht in Ordnung. Dafür kann er nichts, das muss behandelt werden. Aber dass im Prüfbericht steht, dass Verbandskasten und Warndreieck fehlen, verblüfft mich. Beides liegt in der offenen Klappkiste im Kofferraum, zusammen mit Benzinkanister, Startkabel und Regenschirm. Wie immer. Ich habe mich heute selbst davon überzeugt.
Tomaten aller Nationen – habt ihr euch also vereinigt auf den Augen dieses TÜV-Prüfers und des geliebten Briten, als sie gestern beieinander standen und weder Verbandskasten noch Warndreieck sahen! Könnt ihr euch jetzt wieder eurer Bestimmung widmen und zu Tomatensalat oder Ketchup werden, statt ahnungslosen Herren die Sicht zu versperren? Danke. Sonst gibts am Ende auch beim Nachtermin keine Plakette, weil der Prüfer das Zündschloss nicht findet. Und der geliebte Brite es auch nirgends entdeckt.
„Sie müssen ihn jagen“, sagte der Mann vom ADAC. Zu dritt standen wir in der Tiefgarage, wo mein Auto sich große Mühe gegeben hatte anzuspringen, aber der letzte Funke schaffte es nicht. Die Motorhaube war hochgeklappt, wir beugten uns über die Innereien meines Toyotas. Der Motor schnurrte jetzt zufrieden und der Mechaniker montierte Kabel und Messgeräte wieder ab. „Es haben sich wohl Ablagerungen gebildet“, meinte er, „der Motor muss heiß werden, er muss glühen, regelmäßig. Fahren Sie hochtourig.“ „Aber das tut ihm doch weh!“ rief ich, „der Wagen ist 21 Jahre alt!“ Der Wagen werde begeistert sein, versicherte der Mechaniker, und zum Kundendienst müsse er auch.
Versucht das mal. Lasst im Zustand morgendlicher Lethargie oder auch – kommt ja vor – allgemeinen Lebensüberdrusses den Motor eines Fahrzeugs jaulen, peitscht ihn hoch auf 3000 Umdrehungen oder mehr. Das geht gar nicht. Entweder ich bleibe im Trödelgang, überlegte ich, dann drohen teure Reparaturen, oder ich setze mich auf. Schleiche auf dem Weg zur Arbeit nicht mehr durch die Stadt, sondern donnere die Umgehungsstraße dahin, und so mache ich es seither. Aus dem Weg ihr Säcke, hier kommen Umdrehungen, viele Umdrehungen! Ich packe das Lenkrad wie Rennfahrer Kächele, Beläge fetzen zum Auspuff raus oder werden vom Adrenalin abrasiert. Wenn ich schließlich auf den Parkplatz rolle, ist mir als springen gleich Helfer aus den Büschen und wechseln die Räder, während ich cool zum Haupteingang schlendere.
Man fängt den Tag ganz anders an.
Das kriegt erst einmal hin! Einen Sohn, der zur Tür hereinwieselt und – weil er in Eile ist – fragt, ob du einen Parkplatz finden möchtest für seinen Wagen. Ich lebe in der Innenstadt, das ist mein Glück. So komme ich zu dem Autoschlüssel, der einen Audi TT öffnet.
Tiefergelegt röhre ich durch die Straßen, dass die Häuserwände erschrocken aufheulen. Aus den Lautsprechern wummert Techno. An dieser Stelle darf angemerkt werden, dass ich mit zwanzigrum, also im selben Alter wie mein Kind, einen Porsche fuhr. Ja, einen eigenen. Bei meinem damaligen Freund und späteren Vater des heutigen TT-Fahrers war das 624-Mark-Sparen fällig geworden. Das kennen nur Ältere noch. Die Prämie reichte jedenfalls für einen weißen, zehn Jahre alten Porsche 911 Targa.
Damals dachte ich: In meinem Alter passe ich nicht recht in ein solches Auto. Heute denke ich: Dasselbe. Im sogenannten richtigen Alter fuhr ich dagegen einen VW-Bus, wegen der Kinder, Freunde, Schwiegermutter und Fahrräder. Als andere ihr Geld einsackten und selbst verjubelten, bereicherten wir die Welt um vier neue Menschen. Einer davon besitzt jetzt einen Audi TT, für den ich einen Parkplatz gefunden habe, vor der Schule um die Ecke. Nicht am Randstein. Da ist was mit den Felgen, man muss aufpassen an Straßenrändern.
Ich zwänge mich aus dem Fahrzeug, hieve mich aus dem Autoschlund wieder zur Lebensgröße, verschließe die Tür und blicke lässig herum, ob jemand mich sieht. Dann trotte ich heim und komme zum Schluss: der Zeitpunkt für Kinder und solche Autos ist immer der Richtige.
Irgendwo gelesen neulich: Luftsäcke oder Prallkissen. Hört sich nicht so bedeutsam an wie Airbags, doch um die Bezeichnung geht es nicht. Einer davon schützte das Leben meines Sohnes. Daran denke ich wieder jeden Tag, wenn ich bei Eis und Schnee zur Arbeit oder nach Hause fahre. Mein Auto hat nämlich keine.
Aber man fährt ja auch langsamer. Die andern hoffentlich auch.
Das einzige, was ich an meinem arg in die Jahre gekommenen Toyota vermisse, ist ein gescheites Radio. „Sarrazin kassiert nun 1000 Euro mehr im Monat …“, sagte ein Sprecher eben, nun beginnt es zu rauschen und zu fauchen, zu schnattern und zu knattern, ich hör nix mehr. Es ist aber nicht schwer zu erraten, dass Sarrazin endlich geht und niemanden mehr blamiert außer sich selbst. Kriegt er nun 10.000 EUR im Monat oder 11.000? Es dringen nur noch Wortfetzen aus dem Äther und das Einzige was hilft ist dann: Fenster runter, Hand raus und Antenne festhalten. Sofort wird der Empfang klarer.
Wenn man auf diese Art unterwegs ist, denkt man schon manchmal nach. Ich bin ja keine 18 mehr, und selbst 18jährige fahren heutzutage mit Audis rum. Aber wegen des Radios kaufe ich kein anderes Auto, und ein neues Radio (dann hätte ich allerdings einen CD-Player!) samt Antenne lohnt sich bei der alten Kiste nicht. Sie könnte nämlich jeden Tag auseinanderfallen, ich spare mein Geld lieber. Wer weiß was kommt.
Da! Jetzt hab ich wieder was gehört: „… Pension … hätte ihm … 2014 … zugestanden.“ Dass er nur sechzehn Monate im Amt war, kriege ich auch noch mit. Clever. Bevor er seinen Mist veröffentlicht, wechselt er zur Bundesbank. Das verspricht einen guten Preis, damit er dort wieder geht, plus die Einnahmen für das Buch. Die vorzeitige Pension, aufgestockt, bezahle nun ich. Es sind meine Steuern und die von vielen andern, Monat für Monat abgetreten nach harter Arbeit.
Angewidert lasse ich die Antenne los.