Urlaub am Gardasee – das klingt wie Urlaub im Bayerischen Wald: Öde. Hinz und Kunz fahren an den Gardasee, und zwar schon seit den Siebziger Jahren. Nicht immer sind es die spannendsten Zeitgenossen, die sich dieses Reiseziel aussuchen. Mit anderen Worten: Es zog mich nie hin.
Der geliebte Brite kennt dieses Klischee indes nicht und hält den See nach einem Blick im Netz für einen „interesting place“ – Wasser, Berge, hübsche Restaurants und „Schau die schönen Blumeninseln“. Gähn.
Zum Glück setzte er sich durch! Wir verbrachten eine Woche in Riva del Garda und der See hat an diesem nördlichsten Punkt etwas Magisches. Links und rechts ragen die Ausläufer der Dolomiten empor, nach Süden hin wird es licht. Ich hätte immerzu dort stehen und aufs Wasser schauen können, verzaubert vom zarten Dunst am Horizont, von den Pastellfarben, von den in der Ferne durchsichtig scheinenden Bergkämmen.
Wer Lust hat, kann hier alle Arten von Wasser- oder Bergsport betreiben. Wir hatten keine Lust, oder nicht viel und haben hauptsächlich ausgeruht und all das Schöne genossen. Riva del Garda ist gepflegt, organisiert, alles funktioniert. Man spricht deutsch und denkt auch ein bisschen so. Bevor jetzt mahnend der Zeigefinger erhoben wird, weil der massenhafte Einfall der Deutschen den Italienern den Spaß verdorben und ihre Mentalität zerstört habe – so war es nicht. Der Gardasee gehörte einst zu Österreich, noch früher gar zu Bayern (doch ein bisschen Bayerischer Wald!) und es waren vielleicht eher die Italiener, die den verbliebenen Ansässigen ihre Stempel aufdrückten. Das Ergebnis ist perfekt: Eine Mischung aus deutscher Tüchtigkeit und der einen oder anderen gerade gelassenen Fünf.
Das einzig Langweilige ist der Name: Gardasee. Wie abgedroschen klingt das denn? Wie schön hört sich dagegen Lago Maggiore an! Oder Lago di Garda. Das hat Rhythmus, das hat Fantasie!
Ach egal.
Es war fantastisch!