Ich war etwas voreilig mit meiner Befürchtung, dass ich gehen werde. Das sind die Nerven. Mit überreizten Nerven neigt man zu Fehlschlüssen, das wissen wir alle. Der Liebste jedoch, der eben eine Zeitlang nicht mehr der Liebste war, sondern eine Nervensäge und der solche Gedanken in mir auslöste, der hat inzwischen eine Wand rot angemalt. Paprikarot. Da, wo der Fernseher hängt und wo man nichts machen kann außer hinschauen, da wummert es jetzt in warmem, sattem Rot. Schwarzes Rechteck auf rotem Grund. Er findet das schön.
Ich dachte wie gesagt, hier bleib ich eh nicht, von mir aus kann er die Wand mit Tomaten beschmeißen, oder mit Paprika, wenn das hält. Ich begleitete ihn sogar zu Obi, wo er die Farbe aussuchte und anrühren ließ. Sehenden Auges wartete ich mit ihm an der Kasse, und als er zu Hause den Farbroller auspackte, sagte ich immer noch nichts. Weil‘s mir egal war.
Aber jetzt, nach einigen internen Parteitagen, ist der Liebste doch wieder der Liebste. Ich will ja gar nicht mehr weg, vielleicht war ich überdreht, bestimmt sogar, aber nun haben wir eine rote Wand. Und die will ich auch nicht. Was mach ich denn jetzt?