Da Reisen wegen Corona kompliziert waren und zum Teil immer noch sind, ruft puzzleblume seit einiger Zeit zu Zimmerreisen auf. Wenn man genau hinschaut, gibt es nämlich auch zu Hause viel zu entdecken und Interessantes zu erzählen. In der momentanen Etappe sind Reiseziele mit dem Anfangsbuchstaben L oder M an der Reihe.
Vor einigen Jahren hielt meine Stiefmutter ratlos dieses Gerät in der Hand. Es war das Weihnachtsgeschenk ihres früheren Arbeitgebers.
Die Beschriftung auf der Verpackung erschloss sich ihr nicht, was denn ein Blohtoht Spe-aker sei, fragte sie. Auch wisse sie mit dem Stecker nichts anzufangen, er passe in keine Steckdose.
Wir erklärten ihr, dass es sich um einen Blootooth-Lautsprecher mit USB-Anschluss handelt und dass sie dazu einen Computer braucht, oder wenigstens ein Handy. Da sie weder das eine noch das andere besitzt, wurde am Kaffeetisch herumgefragt, wer das Gerät brauchen könnte. Niemand.
Ich schon gar nicht, noch so ein Elektrosmog produzierendes Teil, dachte ich. Schließlich opferte sich der älteste Sohn. „Nehm ichs halt“.
So geriet der Lautsprecher in seinen Haushalt und in Vergessenheit, bis ich letztes Jahr überstürzt aus der gemeinsamen Wohnung mit dem damaligen Lebenspartner auszog. In der neuen war ich auf Laptop und Handy reduziert ohne Soundbar, Subwoofer und mobile Boxen.
Ich hatte mir eine elektromagnetisch schwach aufgeladene Umgebung immer gewünscht, doch in meinen Träumen war die Tonqualität von Laptops und Handys besser. Die Realität klang blechern und scheppernd, nichts für meine Nerven. Also kam es zu Überlegungen, wie ich zu einem günstigen Lautsprecher komme, denn der Umzug kostete Geld.
Da fiel dem Sohn der kleine Lautsprecher ein, das Weihnachtsgeschenk seiner Oma. Es lag noch bei ihm, unberührt, originalverpackt, und nun wurde das einst geschmähte Gerät doch noch einer Bestimmung zugeführt: es fand den Weg zu mir.
Seither begleitet mich das kleine Ding jeden Tag: wo ich bin, ist auch der Lautsprecher. Ich kann Stille immer noch nicht gut aushalten, also muss jemand babbeln. Ich höre Wissenssendungen, Talk, selten Musik, aber viele Podcasts in YouTube, die mir mein Leben erklären. Also, ein bisschen.



Die Geschichte des Lautsprechers beginnt schon 1861, er entstand als Nebenprodukt bei der Entwicklung des Telefons. Ein Deutscher hat ihn übrigens erfunden: Werner von Siemens.
Diesen Apparat hätte ich nicht von Zimmer zu Zimmer tragen können!
(Quelle: Wikipedia – Franz Klemm)
Bei der Bluetooth-Technologie werden Daten per Funk übertragen, allerdings nur auf kurze Distanz bis ca. 10 Meter. In meiner kleinen Wohnung reicht das, ich verliere die Verbindung nie.
Doch wie kam es zur Bezeichnung Bluetooth? Das hat mit einem Wikingerkönig aus dem 10. Jahrhundert zu tun: Harald Blauzahn. Er soll durch seine ausgeprägte kommunikative Kompetenz mehrere Fürstentümer zu einem dänischen Königreich vereint und viele Menschen vom christlichen Glauben überzeugt haben.
Als in den 1990er Jahren zum ersten Mal zwei Geräte per Funk gekoppelt werden konnten, suchte man nach einem Namen für die neue Technologie und stieß auf König Blauzahn: Bluetooth. Seine Initalien wurden zum Bluetooth-Symbol. Sie sind in Runen geschrieben, wie sie von den Wikingern verwendet wurden. Man sieht ein ᚼ (H) und ein ᛒ (B).
Aber wieso hieß er Blauzahn? Möglicherweise war es das Symbol für sein Schwert, oder er trug blaue Kleidung, was damals kostbar war. Oder er hatte einen faulen Zahn (vielleicht waren die Menschen so schnell einverstanden mit seinen Vorschlägen, damit er den Mund hielt).
Jedenfalls war er ein Kommunikationstalent, und dafür steht sein Name heute noch.