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Nicht nichts, aber weniger

Ich mal wieder! Es ist ruhig geworden hier, und das hat einen Grund: Ich war beim Arzt. Es ging um die Schlafstörungen seit langer Zeit, und ich erfuhr allerhand Neues.

Was ich wusste:
– Eine Depression löst Schlafstörungen aus.

Was ich nicht wusste:
– Es geht auch andersrum: Chronischer Schlafmangel fördert eine Depression. Außerdem:
– Das Web hebt den Stresslevel. Man beschäftigt sich ja lieber mit Aufregendem statt mit Langweiligem, und man kann süchtig werden nach den Online-Kicks.
– Das Blaulicht in Laptops und Handys wirkt auf das Gehirn wie Koffein.

Nun gibt es nach wie vor Klippen in meinem Leben und was liegt bei einer computeraffinen Person näher, als sich mit Blogbeiträgen und Instagram wegzubeamen. Das habe ich nach ärztlichem Anraten nun eingestellt, wenigstens abends. Ich schau ja schon den ganzen Tag bei der Arbeit in einen Bildschirm.

Zum Glück ist da noch der Garten. Wenn man nicht ständig hingeht, sind die Josta-Beeren verschrumpelt und die Zucchini einen halben Meter lang. Die Fußball-WM macht überdies auch ohne die Deutschen Lust zum Zuschauen.

Ohne Laptop und Handy am Feierabend finde ich inzwischen leichter in den Schlaf und wache nachts nur noch etwa dreimal auf. Man liest sich also vorerst eher sporadisch, aber ganz ohne euch und das Web – das geht auch nicht. Ich werde einen Mittelweg finden. 🙂

 

So stark kann das Handy den Schlaf stören

Stört blaues Licht den Schlaf?

 

Schutzhülle entfernen

Ich versuchs mal. Die Tage sind heller geworden und länger, die Sonne wird mir helfen, nicht wieder ins Dunkle zu versinken. Seit November nehme ich ein Anti-Depressivum, und nun will ich sehen, ob es ohne diese Schicht um mich herum wieder geht. Hochdosierte Johanniskraut-Dragees gibts stattdessen.

Meinem Kind geht es ja wieder gut, auch wenn er in seine bisherige Arbeit nicht zurückkehren kann. Die Knochen sind zwar  zusammengewachsen, stabil sind sie aber noch nicht und körperliche Arbeit wäre ein Risiko. Doch er fand die Lösung: Im Herbst beginnt eine neue Ausbildung in einem Büroberuf. Ich freu mich so. Endlich wissen wir, wie es weitergeht.

An meine eigene neue Arbeitsstelle hab ich mich einigermaßen gewöhnt. Schwierig ist es schon, aber im Moment glaube ich, auch ohne Citalopram weitermachen zu können.

Ich?

So wie ich vorher war, vor dem Unfall meines Kindes, so bin ich nicht mehr. Eine ausgeprägte Niedergeschlagenheit lähmt mich seit ein paar Monaten, nachts finde ich keinen Schlaf, Herz und Gedanken rasen, ich habe Angst: Vor Krankheit, vor der Zukunft, vor jedem einzelnen Tag und was er bringen könnte. Da es nicht besser wurde, ging ich zum Arzt und erhielt ein Medikament. Es funktioniert. Morgens habe ich jetzt wieder Mut, aufzustehen. Das Kantige des Alltags landet in einer fluffigen Hülle aus Citalopram, nur ein Teil davon dringt zu mir durch. Ich habe etwas Ruhe gefunden und bin fast versucht, die Tabletten wieder wegzulassen. Jetzt bin ich ja wieder „Ich“. So, wie ich mich kenne. Oder war der Scherbenhaufen der letzten Monate „Ich“?

Kann es sein, dass man Pharmaka braucht, um zu sein, wie man ist? Oder macht das Leben uns mitunter zu jemand anderem, mit einem neuen „Ich“, das es anzunehmen gilt? Habe ich den richtigen Weg gewählt, zur vertrauten Stärke zurückzukehren mit Hilfe von Chemie, oder wollte mir meine Erschöpfung etwas sagen? Habe ich es verpasst, eine Entscheidung zu treffen, die anstand? Zum Beispiel: das eine oder andere loszuwerden?

Dazu war ich gar nicht in der Lage. Verängstigt unterließ ich alles, was für den Augenblick noch mehr Aufruhr bedeutet hätte. Nun hat das reparierte starke „Ich“ über das niedergeworfene zu befinden wie ein Firmeninhaber über den Nachfolger, der nicht an ihn heranreicht. So stark wirkt das Medikament eben nicht, dass ich den Mut hätte, abzustellen, was nicht gut tut. Sogleich kriecht da die Angst wieder hoch vor den Folgen und vor der Unsicherheit. Ich komme zu keinem Schluss.