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Wandern ist eine Tätigkeit der Beine …

… und ein Ζustand der Seele. ( Josef Hofmiller)

3. Tag: East Wall Houses – Humshaugh

Das Gepäck wird immer gegen halb zehn Uhr abgeholt, d. h. bis dahin muss alles gepackt sein und es ist wichtig, dass nichts liegenbleibt. Heute z. B. waren unsere Koffer gerade mit einem Minibus davongefahren, da entdeckte ich den Haarfön auf dem Frisiertisch. Also musste ich ihn den ganzen Tag im Rucksack mit mir herumtragen, morgen passe ich besser auf.

Unser Weg führt heute kilometerweit an Wiesen und Feldern entlang.

Auf dem Gras liegt dicker Tau, die Tropfen glitzern in der Sonne, frischer Wind weht uns um die Nase. Hier und da tauchen kleine Bauernhöfe auf.

Am Anfang wandern nicht nur die Beine, sondern auch die Gedanken. Aber das hört wieder auf. Mit der Zeit legt sich das satte Grün, das sanfte Auf und Ab der Hügel und die Harmonie der Natur auf die Seele. Wir werden Teil der Landschaft.

Immer wieder geht es durch Weideland.

Wenn ich den Blick dieses jungen Stieres richtig deute, dann ist er mit unserer Anwesenheit nicht einverstanden. Wir warten respektvoll darauf, dass er seine Meinung ändert. Aber erst als eine Kolonne Motorräder vorbeidonnert, rennt er erschrocken zur Seite und macht den Weg frei. Wir schreiten nun zügig voran. Aus dem Augenwinkel sehe ich, dass das Tier uns entrüstet hinterherblickt.

Links verläuft die Military Road.

Die Straße hört man heute mal mehr, mal weniger. Zu sehen ist sie fast nie, sondern nur Wiesen, Haine und weitläufiges Agrarland. Die Szenenwechsel der Umgebung gehen nur allmählich vonstatten und es ist ungewohnt, nicht ständig neuen Eindrücken ausgesetzt zu sein.

Was ich während es langen Gehens feststelle ist, dass nicht nur die Beine unterwegs sind, sondern auch der Kopf, und dieser hat mitunter ein geringeres Tempo als die Beine. Es ist, als hätte er sich zum Ausruhen ein wenig hingelegt, und auf einmal kommt man ins Trödeln. Um den Anschluss zum geliebten Briten nicht zu verlieren, muss ich nun meinen Kopf mit einem kräftigen „Auf gehts!“ wecken. Das klappt, meine Beine gehen dann tatsächlich schneller und leichter.Links deutlich zu sehen: Der oder das Vallum, der Graben. Man sieht ihn oft heute noch neben dem Hadrianswall. Ich weiß nicht, ob er einst der zusätzlichen Sicherung der Grenze diente oder einfach der Erdaushub war. Vermutlich beides.

Nach etwa vier Stunden fangen meine Waden an, ein wenig zu zwicken. Kurz vor dem Ziel bekomme ich dann Muskelkrämpfe, die nicht mehr vergehen. Die letzte halbe Stunde wird schmerzhaft. Zum Glück hat unsere Unterkunft eine Badewanne … … und zum Glück hat der geliebte Brite Magnesium dabei. Er schaut außerdem in YouTube nach, wie man Wadenkrämpfe massiert, und alles hat geholfen. Etwa eine Stunde später bin ich wieder schmerzfrei!

 

Der Vallum Hadriani oder auch Hadrianswall wurde im 2. Jahrhundert n. Chr. unter Kaiser Hadrian errichtet. Er markiert, wo der Feldzug der Römer endete und ist daher auch ein Symbol dafür, dass die britische Insel niemals vollständig beherrscht werden konnte: Der Süden und Osten Englands wurde unterworfen, aber die Stämme Nordbritanniens waren wilde Gesellen, hartnäckig und unberechenbar. Sie konnten vom disziplinierten Militär der Römer nicht besiegt werden. Möglicherweise machte den sonnenverwöhnten Römern auch das raue Klima zu schaffen.

Der Wall verläuft zwischen Newcastle und dem Solway Firth über 100 km lang quer durchs ganze Land in der Nähe der englisch-schottischen Grenze. Er sollte den Handels- und Personenverkehr kanalisieren, um dort z. B. die Erhebung von Zöllen zu ermöglichen. Außerdem war er eine Bastion gegen die unkontrollierte Migration schottischer und irischer Stämme in die Provinz Britannia inferior(Quelle: Wikipedia). https://de.wikipedia.org/wiki/Hadrianswall

Heute ist der Hadrianswall eine Weltkulturstätte. An ihm entlang führt ein eindrucksvoller Fernwanderweg.

Wanderung am Hadrianswall:

Tagesstrecke: 19, 4 km (ca. 6 Std.)
Bisher gelaufene Strecke: 53,7 km
Reststrecke: ca. 81 km

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Immer an der Wand lang

2. Tag – Newburn – East Wall Houses

Das Wichtigste zuerst: Meine Beine spüre ich natürlich schon nach der gestrigen Wanderung über 18 km. Es zieht etwas in den Waden. Womit ich aber nicht gerechnet hatte, sind die enormen Schmerzen in den Schultern! Ich konnte kaum noch die Arme heben, als ich den Rucksack abgenommen hatte. Dabei war nichts Überflüssiges drin: Regenjacke, Kamera, Geldbörse, Lunchpaket, Brillen. Zum Glück hatte unsere Unterkunft eine Badewanne und der geliebte Brite Voltaren mitgenommen. Vorsichtshalber ertränkte ich den Schmerz aber später noch im Pub mit zwei Pint Bier, so dass ich heute morgen mit leichten Restschmerzen in den Schultern und einem Dappschädel aufgewacht bin.

Aber Schluss mit dem Gejammer, wo sind wir denn? Wegen ein bisschen Schulter so ein Aufhebens zu machen. Jetzt werden die Schuhe geschnürt, und los gehts.

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Der Weg führt uns heute noch einmal eine Zeitlang am River Tyne entlang, nun aber in idyllischer Naturbelassenheit ohne Industrie.

Danach geht es bergauf in eine gepflegte Ortschaft: Heddon-on-the-Wall.

Hier sehen wir zum ersten Mal Überreste der originalen Mauer des Hadrianwalls.

Weiter geht es über Felder …

… Wälder …

… und Wiesen. Wir durchstreifen eine ländliche Gegend mit den typischen englischen Bauernhöfen.

Dann erreichen wir den Wall. Allerdings sehen wir keine Mauer, denn die Steine wurden hier entweder im einen oder anderen Farmerhaus der Umgebung verbaut, oder als Fundament für die Straße verwendet, die direkt auf dem Wall verläuft: die Military Road. Sie wurde im 18. Jahrhundert von General Wade angelegt als Abschnitt eines Transportwegs zwischen Newcastle und Carlisle. Wade nutzte einen Teil des Hadrianwalls (von Heddon-on-the-Wall bis Greenhead), weil er hier eben verlief. Die zum Wall aufgeschüttete Erde mit Gräben links und rechts ist z.T. noch deutlich zu sehen.

Links hinter dem Wall verläuft die Straße.  Die Mauer ist eine Trockenmauer und ist nicht antik.


Der Hadrian’s Way führt lange Zeit neben der Military Road auf dem Hadrianswall entlang. So idyllisch, wie es hier aussieht, ist es von der Akustik her deshalb nicht: Auch wenn man die Fahrzeuge auf der Straße meist nicht sieht – zu hören bekommen wir sie doch. Uns wird bewusst, wie laut Verkehrslärm eigentlich ist.

Hadrian war ein römischer Kaiser (76 bis 138 n. Chr.), der sich nicht auf Kriege, sondern auf den Erhalt des Reichs und mehr Wohlstand für die Menschen konzentrierte. Es war eine überwiegend friedliche Zeit unter seiner Herrschaft.
Er ließ eine Grenzmauer zwischen dem Römischen Reich und dem heutigen Schottland errichten, um den Personen- und Warenverkehr zu überwachen.
Zu erwähnen ist Hadrians große und tragische Liebe: Sie galt Antinoos, einem griechischen Jüngling, der schon im Alter von etwa 20 Jahren unter ungeklärten Umständen starb. Nach seinem Tod ordnete Hadrian im ganzen Reich die kultische Verehrung und Anbetung seines Geliebten an (Quelle: Wikipedia).
Die verklemmten Zeiten begannen erst später.

Wanderung am Hadrianswall:
Tagesstrecke: 15,7 km in ca. 6 Stunden
Bisher gelaufene Strecke: 34,3 km
Reststrecke: ca. 100 km

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