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Erlebnispark zum Nulltarif

Die Luft flirrt, Fliegen und anderes Gebrumm kämmen durch das Gras. Ich liege wieder einmal in der Wiese vor einem Wald-Weiher, weg vom Lärm der Autos und Motorräder, hier gibt es nur Vogelstimmen, Froschquaken, Blätterrauschen. Gerade wird vom angrenzenden Reiterhof ein Pferd gebracht wie jeden Nachmittag. Die Begleiterin führt es über die Wiese zum Wasser hin, da bleibt es plötzlich stehen und schaut zu mir herüber. Als hätte es eine Frage an mich. Dann ruckt der Kopf zur Seite, weil die junge Frau an der Leine gezogen hat, beide verschwinden im Ufergebüsch. Doch das Pferd will nicht schwimmen. Es kommt zurück, und zwar allein.

Mitten auf der Wiese bleibt es stehn und schaut wieder zu mir. Als wolle es etwas sagen. Kennt mich das Pferd aus einem früheren Leben? Sekundenlang starren wir uns an. Über alle Mystik hinweg rasen meine Gedanken in eine rationalere Richtung: Wie rette ich mich, wenn … „Tina, komm her“, ruft da die Begleiterin, bevor ich den Gedanken zu Ende denken muss. Sie holt das Tier ans Wasser zurück. Tina muss jetzt schwimmen.

Hier ist es spannender als beim Sonntags-Tatort.

Wochenende

Überbordende Buntheit in der Sonne des Südbalkons: zwei Euro zahlte ich  für die Setzlinge, und sie sind gewaltig ins Kraut geschossen. Ihr Blütendach flattert rosa, purpur, blau und violett im Nachmittagswind. Weiter weg schnurren Autos vorbei, irgendwo läuft Radiomusik, vielleicht aus einem offenen Fenster, während drinnen gerade sauber gemacht wird. Die Kirchturmuhr schlägt halb drei. Samstagnachmittag.

Meine Kollegen immer noch eingesperrt in einem Seminarraum. Seit gestern abend gibt es da Vorträge, Workshops, Teambuilding. Niemand hatte hinwollen, keiner wagte es, sich zu weigern, Urlaubsausgleich gibt es nicht.  Ein Käfer krabbelt über meine Hand und kitzelt. „Das ist Frau …, sie wird nicht dabei sein“, hatte der Chef mit ungewöhnlicher Milde dem Referenten mitgeteilt, als dieser vor kurzem jedem Mitarbeiter vorgestellt wurde.  So erfuhr ich, dass dieser Kelch an mir vorüber geht. Wozu auch, in drei Wochen bin ich weg, aber man weiß nie.

Jetzt sitze ich in der Balkonsonne, lege den Kopf zurück und die Beine aufs Geländer, nehme einen Schluck Tee. „Happy Afternoon“, den mag ich am liebsten.