Schlagwort-Archive: Fahrradfahren

Familienidylle

In der Nähe der Firma beobachte ich manchmal drei Störche auf einer Wiese. Es sind „unsere“ Störche, ihr Nest befindet sich neben dem Gebäude, in dem ich arbeite. Das Junge ist von den Eltern nicht mehr zu unterscheiden, so groß ist es geworden. Die Familie bleibt noch zusammen und stakst auf immer demselben Flecken herum, weiße Vögel im nassen Gras. Und in der Nacht? Verbringen sie sie zu dritt im Nest? Passen die da alle noch rein?

Gestern hat eine Kollegin ihr erstes Baby bekommen. Eine weitere ist schwanger. Die dritte wurde vor einem Jahr Mutter und ist für die Firma nicht mehr verfügbar. Die Chefin sagt, die Störche werden jetzt erschossen.

😉

Platzregen

Regentropfen, die auf Asphalt auftreffen klingen anders als Regentropfen, die auf Polyamid niederprasseln. Im Moment trommeln sie auf die Kapuze meiner Regenjacke. Ihre Aufschläge werden verstärkt vom Textil und als geräuschvolles  Geknatter dringen sie an meine Ohren, rattattattattattatt…. Dazwischen auch tiefe Töne,  rattattatta pong… so hört es sich an, wenn ein Feuerwerk hoch geht, pong, pong, rattattatta …

Ich frage mich, warum auf meinem Kopf unregelmäßige Geräusche entstehen. Sind Regentropfen verschieden groß? Oder leiten manche Stellen meiner Kapuze den Klang ihres Aufpralls anders weiter?

Fragen über Fragen.

.

Rätselcamp

Wenn ich mit dem Rad in die Morgensonne fahre, führt mich mein Weg an einer großen Wiese vorbei. Die wird seit kurzem von Fahrzeugen und Wohnanhängern eingefasst. Zwanzig oder dreißig sind es wohl und sie kommen aus Karlsruhe und Landau, nicht aus der Gegend also. Die Mitte des Platzes liegt frei mit Ausnahme eines einzigen, großen Zelts. „Jesus liebt dich“ steht über dem Eingang. Eine Sekte?

Neben den Vorzelten liegen Kissen und Decken zum Lüften aus, auf ein paar Leinen tanzt Wäsche im Wind, Leute sieht man kaum. Nur zwei kleine Mädchen in Nachthemden kriechen aus einem der Reisemobile, es ist noch früh.

Später am Tag, auf der Heimfahrt nach der Arbeit, beobachte ich einen schwarzen Porsche auf dieser Wiese. Langsam rollt er an den andern Fahrzeugen vorbei, Münchner Kennzeichen. Der Guru?

Fragen, die keine Antworten brauchen

Wie kann es sein, dass ich bei der Fahrt auf abschüssigem Weg manchmal in die Pedale getreten muss, während das Rad bergauf fast von selbst läuft? Richtig. Es kann nicht sein. Geht ja gar nicht. Es ist wohl so, dass unter bestimmten Bedingungen die Optik uns einen Streich spielt. Was aussieht, als gehe es leicht bergab, führt in Wirklichkeit leicht bergan und umgekehrt. Welche Merkmale zur Orientierung müssen fehlen, damit nicht unsere Augen erkennen, ob es rauf oder runter geht, sondern unsere Oberschenkel?

Außerdem bin ich noch nicht dahinter gekommen, woher an einer bestimmten Stelle meines Wegs zur Arbeit ein Duft strömt wie aus einem gewaltigen Blumenbouquet. Es stehen dort nur ein paar Bäume herum, und sie blühen nicht. Heute habe ich kurz angehalten. Es sind Linden, glaube ich, und im Laub verstecken sich kleine, grüne Fruchtstände. Oder sind das Blüten?

Nächste Frage: Warum erinnert mich ein bestimmter Luftzug an Wanderungen, die ich als 15jährige während eines Kuraufenthalts in Bayern unternahm? Ist es die feuchte Wärme wie in jenem verregneten Sommer? Der Geruch nasser Bäume? Oder der Wunsch, in diesem Augenblick hier sein zu wollen und nirgendwo anders, so wie damals?

Nur über solche Dinge denke ich nach, wenn ich morgens zur Arbeit radle und abends wieder heim. Und das ist sehr gut so.