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Das Büro-Klo

Zur Toilettensituation an meiner Arbeitsstelle ist zu sagen, dass es sich um eine nachträglich eingebaute WC-Kabine handelt, und dass nicht genug Platz dafür vorhanden war. Es ist also sehr, sehr eng darin. Auf einen Klopapierabroller und eine Vorrat-Halterung wurde deshalb verzichtet, statt dessen baut die Reinigungsdame immer auf einem ca. 1,5 m hohen Mauervorsprung hinter der Toilette mehrere Klopapierrollen zu einer kleinen Pyramide auf. Nach dem Geschäft muss man sich also halb umwenden und nach oben greifen, um an die Spitzenrolle ranzukommen. Da darf man nicht ungelenkig sein!

Heute morgen war ich aber noch tapsig. Ich griff in die falsche Reihe und brachte das Konstrukt zum Einsturz. Mehrere Klopapierrollen rollten im Klo herum, die ich natürlich noch in sitzender Position alle erreichen und wieder einsammeln konnte. Einen Teil balancierte ich wieder an ihren Platz zurück, und dabei hab ich mir den Nacken verrenkt. Ich spüre dort einen scharfen Schmerz seither.

Ist das jetzt ein Arbeitsunfall?

 

Bild von Manfred Antranias Zimmer auf Pixabay

Wintersport

Die idealen Geräte, um auch bei Winterkälte und langen, verbissenen Arbeitsstunden die Muskeln straff zu halten, befinden sich an meinen Füßen. Sie sind wie gemacht für mich: von den Waden bis zum Hintern wirken sie mühelos, nachhaltig, von selbst, und ich muss das Büro praktisch nicht verlassen. Es genügt, einen kleinen Spaziergang durch die Wohnung zu unternehmen: Zum Fenster um den Tisch herum ins Badezimmer, den Briefkasten leeren oder in die Waschküche. Dazu trage ich meine neuen weißen Filzpantoffeln, „In-Form-bring-Schuhe“ übersetze ich den Aufdruck auf der Schachtel: Shape-up – der Fitness-Hausschuh. Gabs bei Netto.

Der Schuh hat eine gebogene Sohle und simuliert das Gehen in weichem Sand, bei jedem Schritt muss man sein Gewicht austarieren. Ich schlüpfe hinein wie in kleine Schlauchboote, denn sie sind ein bisschen bollig und etwas zu groß. Mit Feinstrumpfhosen ist es noch lustiger, denn dann ist noch Spiel im Schuh. Clearance heißt das übrigens auf Englisch. Ich sitze an einer Übersetzung über Getriebe, Lüftspiel = clearance, das gibt es in Fahrzeug-Kupplungen und an meinen Füßen. Mit Rundsohle und Spiel eiere ich herum und stähle dabei Beine, Rücken, Haltung. Bald bewege ich mich mit der Grazie einer Äthiopierin, die einen Krug auf dem schönen Haupt balanciert. Im Moment bin ich davon freilich noch etwas entfernt. Es fehlt nur die blaue Strumpfhose, und ich komme daher wie ein Schlumpf.

Fit wie Lumpi – das Komplettset

Ich will meine Kondition zurück. Früher hatte ich sie, so lange ist das noch gar nicht her. Aber in diesen Tagen strengen mich die einsamen und freudlosen Joggingrunden durch Wohnsiedlungen an. Deshalb – neuer Versuch – fahre ich seit kurzem mit dem Fahrrad zur Arbeit. 10 flache km.

Viele Menschen radeln mit mir denselben Weg oder sie kommen entgegen. In freundliche und verschlafene Gesichter blicke ich, manch eines lächelt mir zu. Ich atme die Frische des Morgens ein. Entlang einiger Sträucher mit unscheinbaren weißen Blütendolden fahre ich durch schweren, fruchtigen Duft. Abends pustet mir die Hitze ins Gesicht, sie fegt über Straßen und Felder, seit Tagen haben wir Sonne und Wind wie an der Küste. Anders als dort schimmern bei uns aber aufgeworfene Erdschollen feucht und dunkelbraun. Mächtige Bäume schunkeln im Takt der Böen, die durch ihr schweres Laub brausen.

Entlang der Spargelfelder mit ihren langen Reihen angehäufter Erde verliere ich meine Rastlosigkeit. Zwischen bunt gekleideten Arbeitern auf  Erdbeerfeldern verpuffen all die Befürchtungen, Griesgrämigkeit versickert auf satten Viehweiden und Radwegen mit Menschen, die mir ein Lächeln schenken. Außer Atem und völlig entspannt komme ich nach 40 Minuten an.

Das ist es, was ich im Moment brauche.