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Über den Wolken

Es hat schon was, wenn sich zwei Menschen nach über zehn gemeinsamen Jahren noch überraschen können. Ich erlebe es gerade, denn der geliebte Brite mit seinen siebzig Jahren erfüllt sich gerade einen Traum: Er macht den Pilotenschein. Heute steuerte er mit dem Lehrer an der Seite zum ersten Mal ein Ulttraleichtflugzeug über die Bodenseeregion. Es sei gar nicht schwer gewesen, behauptet er, aber auf dem Flughafengelände in der vorgezeichneten Bahn zu fahren, habe er fast nicht hingekriegt. Das kenne ich natürlich schon von seinem Fahrstil im Auto. 😉

Damit die Freiheit über den Wolken nicht allzu grenzenlos wird, endet die Lehrstunde damit, dass der Schüler das Flugzeug waschen muss. Als wäre es ein Pferd, denke ich, aber es geht nicht um das verschwitzte Fell, sondern um aufgeklatschte Käfer.

Archivbild. Eine Boing wäre dann doch zu ambitioniert!

 

Ländergrenzen? Nicht dass ich wüsste, sagte der Storch.

Sie sind weg. Seit über einer Woche habe ich die beiden Störche im Nest auf der anderen Straßenseite nicht mehr gesehn. Vielleicht sammeln sie sich irgendwo, wahrscheinlicher sind sie schon auf dem Weg, als ungeordneter Schwarm am Himmel. Das würde ich gerne einmal sehn. Wie kommen sie wohl über die Alpen? Als Segelflieger schaffen sie angeblich bis zu 500 km am Tag, dann wären sie längst in Afrika. Oder haben sie Pausen eingelegt? Ein paar Tage Italien vielleicht?  Schön, einfach wegfliegen zu können.

Der Regenring

Kurz vor der Ankunft in London beobachteten wir letzte Woche etwas Spektakuläres: In der Wolkendecke unter uns hatte sich ein Regenring gebildet! Kein Regenbogen also, wie wir ihn von der Erde aus sehen würden, sondern ein Ring. Klein, aber ganz. Auch in den Bergen weiß man von solchen Erscheinungen. Sie können entstehen, wenn der Betrachter durch Nebel und Wolken empor gestiegen ist und nun in der Sonne auf den Dunst hinunter blickt, der die Lichtstrahlen bricht. Doch „unser“ Regenring hatte noch mehr zu bieten. In ihm eingebettet erkannten wir nämlich den Schatten unseres Flugzeugs! Wie das körperlich gewordene Logo der Lufthansa waberte ein Gebilde unter uns, das meine Stirn ans Kabinenfenster kleben ließ. Das Kinn meines Liebsten bohrte sich mir in die Schulter, wir schauten und staunten. Immer wieder entfaltete sich das Phänomen, während wir über Stansted kreisten und auf die Landeerlaubnis warteten.

Die Bezeichnung Regenring habe ich übrigens erfunden, sie schien mir logisch. Tatsächlich hat die Physik weit eindrucksvollere Namen für das, was sich da manifestiert hatte. Was wir gesehen hatten, war nämlich ein Brockengespenst mit Glorie. Richtig gelesen. Ein Brockengespenst mit Glorie, langsam sage ich es noch einmal auf, es klingt so glanzvoll und gruselig. Was es auch war.