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Die Allee

Wenn ich einmal durch diesen Tunnel gehe, dann soll er so sein wie diese Allee. Die Kronen der Baumreihen schließen sich über mir, Licht fließt durch das Laub, auf den Feldern liegt dicker Wildkräuterflaum. Es riecht wie nach einem Regenschauer.

Wenn ich durch diese Allee gehe, sind auch andere Menschen unterwegs: zu Fuß oder mit dem Rad machen sie sich auf den Heimweg nach einem langen Tag. Ich bin nicht allein, und das ist gut. Weiter vorne, am Ende der Allee, wird es hell. Vielleicht wartet dort jemand, doch das ist nicht wichtig. Ich setze einen Schritt vor den andern, höre die Vögel singen, es ist ein warmer Tag.

So träume ich manchmal, wenn ich auf dem Weg von der Arbeit nach Hause durch diese lange Allee radle. An ihrem Ende befindet sich ein kleiner Friedhof. Neulich standen wieder Menschen an einem offenen Grab, die Sonne schien ihnen auf die Schultern.

 

 

Sonntagsgejammer

Wenigstens fiel heute kein Schnee. Als ich gestern in der Früh den Rolladen hochzog, lag eine dünne weiße Decke auf der Erde, aber ich lasse mir die Mallorca-Sonne in meiner Seele nicht ausreden. Dabei endete der Urlaub am Donnerstag abrupt mit einem großen Übersetzungsauftrag, bis gestern Abend war ich viele Stunden lang an den Schreibtisch getuckert. Mein Nacken tut weh. Ich träume von der verglasten Hotelsauna in Alcudia, einer halben Stunde Schwimmen danach, vom langen Spaziergang am Strand.

Es wird bei einem kürzeren Gang um die Häuser bleiben heute, warm eingepackt. Das hübsche Strandkleid aus einer der Straßenboutiquen hängt am Schrank und fühlt sich nutzlos. Ich kann mich nicht entschließen es wegzuräumen und rede ihm gut zu, dass es schon noch was werden wird in Deutschland. Keine Wolke dauert ewig.