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Nicht hinunterspülen!

„Do not throw paper in the toilet. Please use the bin“. Wie wahrscheinlich jeder Tourist halten wir das Schild über der Toilette in unserem Hotelzimmer für einen Übersetzungsfehler: „Bitte kein Papier in die Toilette werfen. Benutzen Sie den Abfalleimer“. Der Hinweis, dass es um Papiertüten für Damenhygiene oder sowas geht, fehlt. Übrigens auch die Papiertüten, aber wir sind in Griechenland. Da nimmt man es nicht so genau.

Auch in öffentlichen Toiletten finden wir solche Schilder, merkwürdig: auch in Männer-WCs. Wir denken nicht weiter darüber nach, irgendeinen Grund wird es schon geben. Wahrscheinlich haben die Griechen ihn selbst vergessen, es kann unmöglich „so“ gemeint sein. Wir haben längst festgestellt, dass es hier keine feststehenden Regeln gibt, erst recht nicht „so eine“, wenn es sie wirklich gäbe. Griechen entscheiden situativ, ob Vorgaben Sinn machen oder nicht, und dem ist durchaus etwas abzugewinnen.

Eine Ausnahme gibt es aber doch. Wir erfahren sie erst kurz vor unserer Rückreise von der Tochter, die in Griechenland lebt: Papier – ja, auch benutztes Toilettenpapier – darf niemals in die Toilette geworfen werden! Es ist davon auszugehen (nachgeprüft habe ich es nicht), dass selbst Griechen sich an dieses Verbot halten. In jeder Toilette steht ein Abfalleimer bereit.

Warum? Wegen der Rohre. Ihr Durchmesser sei zu klein und durch das Papier entstehen schnell Verstopfungen. Man fragt sich, warum keine dickeren Rohre verlegt wurden, wo doch von Anfang an klar war, welchem Zweck sie dienen. Wir vermuten, dass eher Probleme mit der Kanalisation auf Griechisch, also unschlagbar entspannt beseitigt werden: einfach kein Papier mehr reinwerfen. Spart Gestank, Arbeit und Kosten. Das Klopapier von ein paar ungläubigen Touristen kann das Abwassersystem wahrscheinlich gerade noch aushalten.

 

Ozeanspektakel

Ich blicke aufs Meer und denke im erste Moment: Kardamena erwartet einen Terroranschlag. Der Tag begann wie die letzten Tage auch: Wir schlappen in Flipflops am Strand entlang, Salzluft bläst uns ins Gesicht und das Meer funkelt in der Morgensonne wie ein Silberteppich. Aber in diesem Glitzern zeichnet sich heute im Dunst des Horizonts die Silhouette eines Schiffs ab. Kein Ausflugsschiff oder Fischerkahn, auch kein Linienkreuzer ist hier vor Anker gegangen, sondern ein monströses Boot mit Radarschirmen an einem Mast, die die Umgebung scannen.

„Ist das ein Militärschiff?“ frage ich den geliebten Briten. Auch er starrt auf das Objekt in der Ferne und runzelt die Stirn.

„Aber nein“, murmelt er, „dann wäre es ja nicht weiß“. Ach so. Ich überlege, welchen Sinn Camouflagefarben auf dem Ozean haben. Müssten Kriegsschiffe nicht tiefblau sein, um schwerer entdeckt zu werden? Zumindest bei überwiegend sonnigem Wetter?

„Ich denke, es ist die Eclipse“, fährt er fort, „von Abramowitsch.“ Aha. Wer oder was ist Abramowitsch?

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Den männlichen Lesern braucht man es wahrscheinlich nicht zu erläutern, aber die eine oder andere Leserin weiß vielleicht so viel über die Eclipse wie ich: nichts. Die Eclipse ist die zweitlängste Yacht der Welt (von innen sieht sie so aus) und sie gehört dem russischen Milliardär Roman Abramowitsch (10 Dinge über Roman Abramowitsch).

Im Ort erfährt man Widersprüchliches. Sicher ist nur, dass diese Yacht auf ihrer Kreuzfahrt durch die Ägäis etwa einmal im Jahr vor der Küste der Insel Kos auftaucht. Manche sagen, Abramowitsch komme hier in Kardamena an Land und hinterlasse enorme Trinkgelder. Andere meinen, jemand geht von oder an Bord, weil der Flughafen nur 10 km entfernt ist.

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Später – die Yacht hat inzwischen gewendet – schwimme ich ein Stück aufs Meer hinaus, näher heran. Ich schaue zu, wie sich an der Seite ein zuvor unsichtbares Tor hebt. Dann fährt eine Art Plattform heraus, darauf ein Beiboot, das langsam ins Wasser abgesenkt wird. Es sieht aus wie in einem Science-Fiction- oder James-Bond-Film. Ich kann mich nicht losreißen.

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Zur Strafe muss ich lange zurückschwimmen, weil ich ein gehöriges Stück hinausgetrieben worden bin. Zeit zum Nachdenken darüber, dass dieses Schiff über ein Raketenabwehrsystem verfügt, gepanzerte Fenster sowie ein U-Boot für eine mögliche Flucht.

 

Kardamena City

Wer seine englischen Sprachkenntnisse auffrischen will, sollte nach Griechenland reisen. Genauer gesagt nach Kardamena auf der Insel Kos. Wer hier am Strand steht und aufs Meer hinausblickt, sieht in der Ferne die türkische Küste schimmern. Wer sich dann umdreht, sieht aneinandergereihte Strandbars mit Schildern, auf denen „10PM Bingo – Midnight Quiz“, Greg’s Place“, The Galleon Inn“ und dergleichen steht.

In den Restaurants erwarten den Touristen neben ein paar traditionellen griechischen Gerichten vor allem Pasta, Pizza und Fleischgerichte wie Roastbeef und Ähnliches. An den Nebentischen wie auch tagsüber am Strand lassen sich die zum Teil vernehmlich geführten Konversationen in bestem Manchester/Lancashire-Akzent mühelos mitverfolgen und man erfährt ein wenig aus dem Leben der Beteiligten (ob man will oder nicht). Mit anderen Worten: Der Ort ist fest in britischer Hand.

Neben den akustischen Eindrücken ist auch eine beeindruckende Optik zu bestaunen. Zum einen haben die Damen und Herren aus dem Vereinigten Königreich mitunter erheblich mehr an Körperfülle aufzubieten als hierzulande, zum andern muss der häufig zu besichtigende Körperschmuck erwähnt werden. Es ist immer interessant, was Menschen in anderen Ländern oder Kulturkreisen schön finden, und bei diesen sind es Tattoos, für die in der Regel auch genug Fläche zur Verfügung steht. Deshalb sind Arme, Beine, Brustkörbe und Rücken üppig mit Bildern und Ornamenten ausgestattet, und zwar auch bei Älteren. Und bei Frauen. Und älteren Frauen.

 

Kardamena-Pub

Kardamena-Tafeln

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Das Nachtgetränk (Urlaubsnachlese)

In ein Trinkglas wird eine kleine Menge Ouzo gegossen, mit Eiswürfeln aufgefüllt, dann kommt Wasser darüber. Das Getränk wird dann milchweiß und schmeckt wie Ouzo mit Eiswürfeln und Wasser: erfrischend, mit leichtem Anisgeschmack. Kostet zweifünfzig in einer der Strandbars von Kardamena auf der griechischen Insel Kos und man kann ohne Weiteres jeden Abend zwei bis drei davon trinken. Vorausgesetzt, man macht das nicht über längere Zeit und hat zuvor für eine gute Grundlage gesorgt. Diese besteht zum Beispiel aus Pita, Tsaitsiki, Oliven, Mousaka, Souflaki, Kalamares und so weiter. Der Tag sollte nach ausreichendem Schlaf begonnen haben und auf einer sonnenbeschirmten Strandliege fortgeführt worden sein, die nur von Zeit zu Zeit verlassen wurde, um im etwa 27 Grad warmen, kristallklaren Meer ein wenig hinauszuschwimmen, aber nicht zu weit.

Unter diesen Voraussetzungen also schmeckt Ouzo zur späteren Stunde am besten und bleibt ohne peinliche Nebenwirkungen, ich habs getestet.

Yamas!

Kardamena-Strand