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Störenfriede

Krähen fliegen gelegentlich Angriffe gegen Adler. Sie stürzen sich von oben auf ihr viel größeres Opfer, doch der Adler legt im letzten Moment die Flügel an. Er lässt die Krähen einfach vorbeisausen, breitet seine Schwingen wieder aus und fliegt weiter, als wäre nichts gewesen.

Das hab ich mal irgendwo gelesen und ich weiß nicht, ob Krähen wirklich Adler angreifen. Aber das Bild ist schön, und in dem Artikel ging es auch um geistige Störenfriede wie Enttäuschung, Wut oder Trauer. Du erkennst das Ärgernis, misst ihm aber keine Bedeutung bei und lässt es vorbeiziehen, rät der Guru.

Das fällt mir gerade ein, weil draußen vor dem Balkon eine aufgeregte Krähe herumflattert. Sie hat sich wohl verflogen, oder vermutete sie hier einen leckeren Adler? Es kam jedenfalls nur ein Steinchen, das ich nach ihr geworfen habe. Damit hatte sie nicht gerechnet und es dauert ein paar Augenblicke, bis sie endlich den Rückzug antritt.

Krähen zu verscheuchen ist wesentlich einfacher als diverse andere Quälgeister.

P1010301Bild: © Sylvia Waldfrau

Märzvögel

Die Krähen sind zurück.
Nicht dass sie fort waren,
aber ich hatte sie nicht mehr gehört.
Nicht dass sie verstummt waren,
aber die Fenster blieben zu.
Heute lasse ich viel Luft herein
und Sonne, und höre ein raues Krächzen.
Als ich nach draußen seh, flattern
fünf schwarze Vögel über die Dächer
der Reihenhäuser gegenüber.
Sie unterhalten sich aufgeregt,
als wäre etwas passiert.
Stimmt ja auch.
Es ist der erste Frühlingstag.

Nachts krähen die Hähne

Klingt sie nicht wundervoll? Die Überschrift, meine ich. „Nachts krähen die Hähne“ fiel mir während unseres Urlaubs in Griechenland ein, in der Nacht, im Bett, und sie hat etwas Literarisches, wie ich fand. Ich lag wach und überlegte eine Weile lang, was man mit diesen Worten assoziieren würde, eine Erzählung voller Rätsel zum Beispiel oder kontemplative Gedankengespinste, von mir aus ein Krimi, aber die ganze Geschichte ist: In unserem Hotelzimmer sind nachts Hähne zu hören. Sie krähen in der Ferne vor sich hin, stundenlang, langgezogene Klagelaute, als suchten sie Hilfe oder Trost beim Mond.

Von deutschen Hühnerställen kennt man das nicht. Hier kommentiert der Gockel den Anbruch des Tages mit einem kräftigen Kikeriki und damit hat sichs. Der griechische Hahn hingegen scheint sich zu einem Nachtvogel entwickelt zu haben. Warum, weiß ich nicht, vielleicht ist ihm tagsüber zu heiß. Auf jeden Fall klingt sein Krähen anders. Oder liegt es an der veränderten Wahrnehmung in der Nacht?