Ein neuer Deutschkurs beginnt, erste Stunde: Der Dozent prüft Formulare, fragt fehlende Anmeldedaten ab, es ist laut im Unterrichtsraum. Nach einiger Zeit gehen manche ans Fenster zum Rauchen, andere fangen an zu telefonieren. Der Dozent scheucht die Raucher vor die Haustür und verkündet eine zehnminütige Pause.
Nach dieser Unterbrechung mault er, dass der Fruchtjoghurt fehle, den er im Kühlschrank deponiert hatte. Jemand übersetzt, woraufhin ein Mann sich meldet und verwirrt den halb aufgegessenen Becher hochhebt. Andere senken das Kinn auf die Brust, als schämen sie sich für ihre Landsleute.
Die Leiterin der Abteilung Integration trifft ein. Sie spricht mit dem Dozenten und baut sich dann vor der Klasse auf: „Merken Sie sich,“ bellt sie, „dass Sie im Unterricht nicht herumlaufen, rauchen oder telefonieren. Die Toiletten sind sauber zu halten, fremdes Eigentum ist zu respektieren. Wer das nicht lernt, muss gehn. Wir haben lange Wartelisten.“
Es ist jetzt still geworden. Ein Teilnehmer aus dem Fortgeschrittenenkurs übersetzt. Ich überlege, ob mir der Auftgritt der Abteilungsleiterin gefällt oder nicht. Und ob es woanders üblich sein kann, sich an fremden Kühlschränken zu bedienen. Und dass Menschen aus unterschiedlichen Schichten zwei Jahre lang zusammen zur Schule gehen werden.