Das weltgrößte Museum für dekorative Kunst ist eine der Ausstellungen, die man niemals an einem Tag besichtigen kann. Sie besteht aus etwa 150 Galerien und zeigt Skulpturen, Möbel, Textilien, Metallarbeiten, Photografie, Schmuck und vieles mehr.
Wir entschieden wir uns zunächst für die Skulpturen. Wer sich dafür interessiert, dem brauche ich Rodin oder Bernini nicht zu erklären; den andern sei gesagt, dass Kunst der ganz großen Meister hier zu sehen ist. Darstellungen mythischer Geschichten fesseln mich am meisten, und Bernini (17. Jhd.) hat dazu Großartiges geschaffen. Im V&A Museum sahen wir von ihm die überlebensgroße Skulptur Neptun und Triton. Neptun, der Herrscher des Meeres, und Triton, der Herrscher des Winds.

Ovid berichtet, dass Jupiter einst den sündigen Menschen grollte. Er wollte sie daher in einer Sintflut ertränken und ließ durch seinen Bruder Neptun Regengüsse vom Himmel niedergehen. Bald war die ganze Welt ein Meer ohne Küsten. Als nur noch ein einziges, gottesfürchtiges Menschenpaar übrig war, zerstreute Jupiter die Wolken. Neptun legte den Dreizack beiseite und befahl seinem Sohn Triton, die tönende Muschel zu blasen. Daraufhin gaben die Winde das Land wieder frei.
Klingt das ein bisschen bekannt? Man fragt sich, wo die die eine oder andere Bibelgeschichte wirklich entstand.
Bernini schuf im Alter von etwas über zwanzig Jahren dieses Werk, aus dem Stärke, Energie und Gewalt der Elemente auf uns niederfaucht. Klein geworden blicken wir nach oben in die Marmorgesichter, aus denen Bart und Haare gewirbelt werden, man meint das Tosen des Windes zu hören.
Diese Skulptur ist übrigens das einzige der großen Werke von Bernini außerhalb Italiens.
Homepage Viktoria & Albert Museum – Neptun und Tripton (englisch)
Die William and Judith Bollinger Schmuckgalerie
Zu jedem Schmuckstück gehört eine Geschichte. Eine Frau geht nicht einfach ins Geschäft und kauft sich einen Goldring wie einen Schrank für den Hausflur oder ein paar Würstchen fürs Abendessen. Schmuck ist das Geschenk eines nahestehenden Menschen, ein Statussymbol, die Erinnerung an ein Ereignis oder einfach ein kleines Objekt, in das man sich verliebt hat. Es geht um den Zauber in den Augen der Frau, die diesen Schmuck trägt.
Und was sie getragen haben, die Frauen! Wir stehen vor den Vitrinen der Gallerie Bollinger und möchten die Augen der Frauen sehen, die diesen das getragen haben, was wir hier sehen. Schmuck aus 3000 Jahren von Designerstücken der Moderne bis zu Kronen und Diademen aus der Vergangenheit. Geschmeide aus dem 17./18.19. Jahrhundert, ich würde jedes einzelne Stück davon heute noch jederzeit tragen. Selbst aus dem 15. Jahrhundert fand ich Schmuck, der noch in unsere Zeit passt. Bei noch älterem Schmuck sind es die Halsketten, die mir sicher stehen würden. Es blitzt und strahlt von allen Seiten auf schwarzem Samt, Hunderte Kostbarkeiten haben Geschichten zu erzählen über die Menschen, von denen sie getragen wurden: Kaiserinnen, Königinnen, Edelfrauen, Geliebte – ihre Männer nicht zu vergessen. Den Wert dieser Schätze kann ich mir nicht vorstellen.


Artikel „Die Welt“
Homepage Viktoria & Albert Museum – Schmuckgalerie (englisch)
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Ein Blick in die Modegalerien…
„Juwelled evening shoe, Christian Dior, Paris, 1952-4, worn and given by Mrs Loel Guinness“
„Satin platform sandals with sequins, made in Italy for Biba, London, 1972“
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„London, Evening Dress and Jacket, Catherine Walker, (1945 -), 1989“
Seide mit Perlen und Pailletten, Stickerei durch S. Lock Ltd.
Lady Diana trug dieses Kleid bei einem offiziellen Besuch in Hong Kong. Es wurde später bei Christie’s versteigert, der Erlös ging an die Brustkrebs- und Aids-Hilfe.
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„Paris, evening dress, Thiery Mugler, 1948 – Autumn/Winter 1999-2000, given by Thiery Mugler“.
Schwarzer Samt mit Börderlrand. Das hat bestimmt Morticia aus der Addams Family getragen!
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„Paris, Evening Dress, Charles Frederick Worth (1826-95), 1881“
Satin, bestickt mit Seide, Chenille und Kordeln
Mrs Granville Alexander, Tochter des U.S. Nähmaschinenpioniers Isaac Singer, trug dieses Kleid.
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Papierkleider gibts auch. In der Designer-Abteilung!
An die kann ich mich sogar noch erinnern… 70er Jahre!
Das Fotomodell, das auf diesem Stuhl saß (siehe Bild an der Wand), kostete einen britischen Politiker einst seine Karriere! In England nimmt man es mit der Moral genau. 😉
Und als Abschluss, weil’s so schön ist:
„Pink Horse and Fried Egg“, 1979-80, Marta Rogoyska (1950-)
Handgewebt, Wolle und Baumwolle
Gegründet wurde das Museum übrigens Mitte des 19. Jahrhunderts von Prinz Albert, dem Ehemann von Königin Viktoria, und dem Kunstmäzen Henry Cole.
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