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Huiiii!

Wenn man beim Schwimmen die Köpfe älterer Menschen an sich vorbeiflitzen sieht, dann befindet man sich im Thermalbad eines Kurorts am Strömungskanal. Sind sie nicht schön? Mir gefallen die gelösten und vergnügten Gesichter der Seniorinnen und Senioren: Sich noch einmal mitreißen lassen, davontreiben – was für ein Spaß! Es macht gar nichts, dass das Ziel bekannt ist und es überhaupt nur im Kreis herum geht. Die kleine Illusion gelingt dennoch, und vielleicht erinnert es die Eine oder den Andern an Zeiten, als sie dieses Gefühl tatsächlich erlebten.

 

 

Good-bye, Trados!

Vor zwei Stunden: der letzte Klick in einem Lebenskapitel bedient ein Kreuzchen rechts oben am Bildschirmrand. Das Fenster schließt sich, „machs gut …“ entfährt es mir, Trados wird sich nie mehr öffnen. Die Zeit meiner Tätigkeit als freischaffende Übersetzerin ist vorbei.

Ich arbeite ja schon lange wieder in einem Angestelltenverhältnis, 80%, und die nebenberuflichen Übersetzungen sorgten nur noch für die volle Urlaubskasse. Aber nun brauche ich die Zeit und Energie an anderen Stellen. Auf dem Sofa zum Beispiel, wenn ich abends nach Hause komme, so wie andere es auch machen. Damit ich Kraft schöpfen kann für die Aufgaben des Lebens, die sich im Moment stellen.

Zu meiner eigenen Überraschung schaue ich mit Wehmut auf das Icon der Übersetzungssoftware, die mich jahrelang begleitete. Sie ließ sich nicht leicht beherrschen zu Beginn und wir fochten zähe Kämpfe aus. Aber mit der Zeit lernte ich, sie zu verstehen und wir wurden Freunde. Nun löse ich das kleine blaue Bildchen von der Taskleiste, brauch ich nicht mehr. Armes Trados, denke ich, so unnütz geworden, es wird langweilig werden ohne mich.

Merkwürdig, dass ein digitales Arbeitsmittel solche Empfindungen auslösen kann, nicht wahr? Aber von einem Auto zum Beispiel trennt man sich ja auch meist mit einem Seufzen, und ist ja nur ein Haufen Blech. Aber eben nicht nur.

 

Absatzmarke

Der kleine Kellerraum schnappt nach Luft. Von einigem werde ich mich trennen müssen, später. Für den Moment ist das Schlimmste durchgestanden: leere Schachteln lehnen flach gefaltet an der Garagenwand, Kleider und Sachen sind in die Schränke eingeräumt, aufgewirbelte Partikel setzen sich als weißer Staub. Ein paar Bilder stehen auf dem Boden im Gang, eins davon hat meine Tochter gemalt, als sie klein war.  Keins meiner Kinder wird hier wohnen, fällt mir ein.

Umzüge sind Absätze im Leben. Auch wer nur wenige Kilometer weiterzieht, lässt Gelebtes zurück. Eine geisterhaft weiße Seite wird aufgeschlagen und wir versuchen, eine schöne Überschrift zu finden. Es liegt an uns.