Eins muss ich noch erzählen, und zwar von einem schaurigen Gruß aus der Vergangenheit. Wir hatten die Prager Burg bestaunt (die größte Burg der Welt übrigens, darüber kann man ausgiebig googeln) und hatten schon fast den Ausgang erreicht, da sah ich ein paar Leute durch ein vergittertes Tor starren. Und was sah man da? Ein Skelett, gefangen in einem Foltergerät.
Ich will nicht glauben, dass dort wirklich menschliche Knochen ausgestellt werden, sicher hat sich ein Meister des Plastik-Gruselkabinetts etwas für Touristen einfallen lassen. Das Foltergerät dagegen wird wohl echt sein, und das Ganze befindet sich im Daliborka-Turm. Er wurde 1496 errichtet und nach seinem ersten Gefangenen benannt: dem Ritter Dalibor von Kozojedy, weil der eine Bauernrevolte auf dem benachbarten Gut unterstützt und die Aufständischen bei sich aufgenommen hatte.
Der Legende nach erlernte er in diesem Turmgefängnis das Geigenspiel. Seine Musik sei so berührend gewesen, dass immer mehr Leute ihm Essen und Trinken brachten, um ihn spielen zu hören. Man wagte nicht, den Tag seiner Hinrichtung bekanntzugeben und die Menschen erfuhren vom Tod des großmütigen Dalibur erst, als seine Geige verstummte.
Sein Schicksal inspirierte später Friedrich Smetana zu seiner Oper Dalibor, und bis heute gibt die Redensart: „Die Not hat Dalibor das Geigenspiel gelehrt“, wenn man etwas gegen seinen Willen tun oder zugeben muss.