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Die klagende Geige

Eins muss ich noch erzählen, und zwar von einem schaurigen Gruß aus der Vergangenheit. Wir hatten die Prager Burg bestaunt (die größte Burg der Welt übrigens, darüber kann man ausgiebig googeln) und hatten schon fast den Ausgang erreicht, da sah ich ein paar Leute durch ein vergittertes Tor starren. Und was sah man da? Ein Skelett, gefangen in einem Foltergerät.

Ich will nicht glauben, dass dort wirklich menschliche Knochen ausgestellt werden, sicher hat sich ein Meister des Plastik-Gruselkabinetts etwas für Touristen einfallen lassen. Das Foltergerät dagegen wird wohl echt sein, und das Ganze befindet sich im Daliborka-Turm. Er wurde 1496 errichtet und nach seinem ersten Gefangenen benannt: dem Ritter Dalibor von Kozojedy, weil der eine Bauernrevolte auf dem benachbarten Gut unterstützt und die Aufständischen bei sich aufgenommen hatte.

Der Legende nach erlernte er in diesem Turmgefängnis das Geigenspiel. Seine Musik sei so berührend gewesen, dass immer mehr Leute ihm Essen und Trinken brachten, um ihn spielen zu hören. Man wagte nicht, den Tag seiner Hinrichtung bekanntzugeben und die Menschen erfuhren vom Tod des großmütigen Dalibur erst, als seine Geige verstummte.

Sein Schicksal inspirierte später Friedrich Smetana zu seiner Oper Dalibor, und bis heute gibt die Redensart: „Die Not hat Dalibor das Geigenspiel gelehrt“, wenn man etwas gegen seinen Willen tun oder zugeben muss.

Der Fünfsterne-Heilige

low-Prag-Nepomuk

Wer in Prag die Karlsbrücke überquert und unter der Statue des heiligen Nepomuk die Figur eines Hundes berührt, dessen Wünsche gehen in Erfüllung. Nichts wie hin, dachte ich, egal ob etwas dran ist oder nicht. Ich glaube an Energien, und wenn das Streicheln eines Bronze-Reliefs etwas in Bewegung bringt, dann mache ich das.

Nepomuk lebte im 14. Jahrhundert und war der Beichtvater der attraktiven Königin Sophie. Der Legende nach wollte ihr eifersüchtiger Gatte, König Wenzel IV., von Nepomuk wissen, was sie gebeichtet hatte. Doch dieser schwieg, selbst unter Folter, und so wurde er gefesselt und in die Moldau geworfen. Später fand man seine Leiche im trüben Flusswasser und es sollen sich fünf goldene Sterne über ihr befunden haben. Diese deutete man als die fünf Buchstaben des lateinischen Wortes „tacui“: „Ich habe geschwiegen.“
Der Heilige Nepomuk gilt als Schutzpatron der Verschwiegenheit, aber auch der Schiffer und Flößer.

Auf dem Relief sieht man die beichtende Königin, im Vordergrund den König mit seinem Hund. Aber halt – das riesige Tier soll später seine Gattin zerrissen und getötet haben. Und das soll Glück bringen??
Außerdem handelt es sich bei dem Relief um eine Kopie, das Original befindet sich im Museum. Was ist nun mit meinen Wünschen (eigentlich habe ich derzeit nur einen) – wird er sich erfüllen?

Vorsichtshalber drängte ich mich zwischen ein paar Touristen hindurch zu einem weiteren Nepomuk-Bild. Auch dieses habe ich berührt, sicher ist sicher.

Ein Schloss habe ich aber nicht drangehängt!
An dieser Stelle der Karlsbrücke soll Johannes Nepomuk in den Fluss geworfen worden sein.

Die Karlsbrücke: