Wer Kinder hat, ist mit neuen Technologien oft besser ausgestattet als Menschen ohne Kinder. Selbst wenn man offen ist für Innovationen, hat das Leben doch auch ohne Twitter, Alexa und eReader funktioniert, und zwar einwandfrei. Meist ist das Ergebnis entsprechender Überlegungen deshalb: Kein Bedarf.
Dachte ich.
Aber ich habe eben Kinder, deshalb nutze ich wenigstens Instagram, ein bisschen Facebook und seit Jahren einen eReader. Nicht weil ich es wollte, sondern weil die Tochter es so wollte. Sie weiß immer, was ich brauche.
Wenigstens folgte ich nicht ihrem Rat, ein Kindle anzuschaffen – man muss dem Online-Riesen nicht noch mehr in den Rachen werfen. Es wurde also ein Tolino, das mit allen eBook-Anbietern außer eben dem einen kompatibel ist.
Das Gerät kam und was soll ich sagen? Ich hatte gerade ein paar Bücher heruntergeladen, da schlug bei uns der Blitz ein und wir hatten fast drei Wochen kein Internet. Mein damaliger Lebenspartner hatte wochenlang schlechte Laune, ich ein Tolino. Mir fehlte nichts.
Früher dachte ich, ich brauche beim Lesen etwas zum Anfassen, Bücher eben.
Dann entdeckte ich: Den eReader fasse ich auch an! Er liegt immer in Sichtweite, kriegt gelegentlich einen neuen Aufkleber und statt eines vollgestellten Bücherregals gibt es in meiner kleinen Wohnung eine Bücherkartei.
Bücher als Identifikationsmerkmal
Auch bei manchen Freunden und Bekannten sehe ich weniger oder gar keine Buchreihen mehr an der Wand. Sind Bücher als Statussymbol am Verschwinden? Ist das Angebot: „Schau, was ich gelesen habe und du weißt, wer ich bin“ noch zeitgemäß?
Wobei das Ausstellen von Büchern nicht nur für Besucher gedacht ist, sondern mehr noch für einen selbst: „Das habe ich gelesen. Das also bin ich.“
Bei mir war es jedenfalls so.
Dahin! Ich habe keinen Platz mehr für Bücher, und heute möchte ich den eReader nicht mehr hergeben. Schon dass ich die Schriftgröße verändern kann und das Lesen am Abend durch die Beleuchtung weniger anstrengt, ist unschlagbar. (Mein Gerät hat einen Blaufilter, sodass Einschlafstörungen höchstens durch meuchelnde Romanfiguren auftreten.)
Was ich gelesen habe, sehe ich im „Gelesen“-Ordner des Readers.
Technologie
eReader haben kein LCD-Display wie Smartphones oder Laptops, wo das Bild durch Flüssigkristalle und Licht erzeugt wird. Es sind winzige Kügelchen, die mit weißen und schwarzen Pigmenten gefüllt sind. Sie werden elektrisch gesteuert und ordnen sich zum jeweils gewünschten Schriftbild an. Man liest wie auf Papier, und zwar auch in der Sonne.
Bücher oder eReader – was ist besser für die Umwelt?
Eine Freiburger Studie kommt zu folgendem Ergebnis: Ein eReader mit E-Ink-Display benötigt gleich viel Energie wie 10,76 Bücher aus Frischfaserpapier bzw. 24,98 Bücher aus Recyclingpapier. Was die Herstellung betrifft, ist man also ab zehn Büchern pro Jahr mit einem eReader umweltfreundlicher. Und der Betrieb? Mein Akku läuft wochenlang, obwohl ich jeden Tag lese.
Allerdings sind in keinem Buch der Welt wertvolle und seltene Metalle verbaut, deren Abbau wegen freigesetzter Giften fragwürdig ist. Ob dabei Kinder mitarbeiten müssen, wissen wir auch nicht. Das spricht gegen den eReader, keine Frage. Und gegen ein Handy, Tablet, Laptop, PC, Navi, usw.
Ich halte es so, dass ich ein Gerät (egal welches) benutze, bis es auseinanderfällt, also so lange wie irgendmöglich. Ich muss keine neue Versionen haben, solange die alten noch tun.
Studibuch – „Digital vs. gedruckt – wie ökologisch sind eBook Reader?“
Eins ist aber unabhängig vom Lesen auf Papier oder einem Display: Gute Bücher enden nicht mit der letzten Seite. Sie begleiten uns noch lange Zeit!
Zimmerreise? Was ist das denn?
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