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Das Spektakel

„Am 30. Mai ist der Weltuntergang“. So heißt ein Lied aus den Fünfzigern, das gerade wieder durch das Web geistert.

Die Welt hatte schon einige Untergänge, die es sich dann doch nochmal anders überlegt haben. Tschernobyl ist so ein Beispiel, oder als Saddam Hussein in Kuweit einfiel und die Ära der Dauertalksendungen und Live-Streams einläutete.
Beidesmal fühlte ich mich ähnlich wie heute.
Tschernobyl betraf uns immerhin, aber was hatten wir mit dem Golfkrieg zu tun? Die Medien nahmen uns trotzdem mit auf die Reise, bis alle dachten, dass auch auf uns bald Panzer zurollen. Wir hingen mit klopfenden Herzen am Fernseher und über Tageszeitungen.

Was ist das?

Medien, Regierungen, Sekten, Populisten – sie alle erreichen Ziele leichter, wenn die Menschen Angst haben. Diese Ziele reichen von hohen Auflagen bei Publikationen über das Hinnehmen von Ausgangssperren bis zur Selbstaufgabe in radikalen Gruppen.

Ich unterstelle den Regierungen derzeit nicht, dass sie unsere Angst nutzen. Die Angst ist einfach da, erschaffen und gepflegt von Medien, deren Preise für Werbeanzeigen von Zuschauerquoten und Klickraten abhängen. Aber hätten wir die Bilder in Italien nicht gesehen, wäre bei Verordnungen zu Kontaktsperren, Geschäftsschließungen und Kurzarbeit das Geschrei groß.

Es geht Hand in Hand, und es ist so einfach zu bewerkstelligen.
Das macht mir mehr Angst als das Virus.


Bild von photosforyou auf Pixabay

Ansichtssache

Ein FAZ-Artikel berichtet vom fünf Jahre alte Jax, der einen neuen Haarschnitt braucht. Er wünscht sich dieselbe Frisur wie sein Freund Reddy: raspelkurz. Der Wunsch wird ihm erfüllt, und dann kann er es kaum erwarten, in die Schule zu gehen. Er freute sich nämlich so auf das Gesicht des Lehrers, denn er ist sich ganz sicher: Er wird die beiden Jungs nun nicht mehr auseinanderhalten können!
Für Jax war der einzige Unterschied zwischen ihm und seinem Freund die Frisur, und die Mutter hat diese Geschichte mit der Welt geteilt als Beweis, dass Hass und Vorurteile anerzogen sind.

Das erinnert mich an eine weitere kleine Geschichte, die ich mal irgendwo las:

Ein kleines Kind ist allein zu Hause, als ein Mann an der Tür klingelt. Er will mit den Eltern sprechen, aber weil niemand da ist, geht er wieder.
Als die Mutter zurückkommt, berichtet das Kind: „Ein Mann hat an der Tür geklingelt.“
„Wer kann das gewesen sein?“ fragt die Mutter. „War es ein schwarzer oder ein weißer Mann?“
„Das weiß ich nicht,“ sagt das Kind, „ich habe nicht gefragt.“