In irgendeinem Wartezimmer las ich kürzlich von einem Buch, mit dessen Hilfe man sich von Ballast befreien kann. Es ist ganz einfach: Man behält nur das, was glücklich macht. Regelmäßig genutzte Dinge wie Geschirr, Kleidung usw. müssen hoffentlich nicht entsorgt werden, aber alles andere, was man vielleicht irgendwann noch einmal brauchen, anziehen, zeigen könnte, was einfach nur da ist und keine Bedeutung (mehr) hat, kann weg. Wie wirkungsvoll diese Regel ist, selbst wenn man das Buch gar nicht gelesen hat, erlebe ich beim spontanen Nachschauen in meinen Schubladen.
Ich beginne mit einem Hammer (wir haben noch zwei weitere), den ich behalte. Er stammt aus einem früheren Leben, jemand anders hielt ihn schon in der Hand, eine Erinnerung. Aber die Beutel mit den Teekerzen ziehe ich seit Jahren herum und seien wir realistisch: Ich bin keine Romantikerin. Sollte sich das einmal ändern, kaufe ich neue. Diese hier werde ich verschenken und all die herrenlosen USB-, Scart-, Netz- und Sonstwaskabel auch. Aber die Steine und Muscheln nicht! Die zaubern manche Reise auf den Schreibtisch.
Im Lauf des Vormittags bekommt der ganze Schrank mehr Luft und ich auch. Jetzt kann ich gar nicht mehr aufhören damit. Kaum gibt es eine Regel, schon verwirft man alle Bedenken und es geht ganz leicht. Zu solchen Gedankengängen sind wahrscheinlich nur Deutsche fähig.
Zum Weiterlesen:
Die Lehre von der Leere