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Fragen des Tages

Neulich in der Mittagspause: Ich gehe durch eine Grünanlage zur nahegelegenen Bäckerei. Es ist heiß, ich ziehe meine Bluse etwas vom Körper weg und fächle meinem Bauch Luft zu.

Weiter entfernt sehe ich zwei Teenager, die in der prallen Sonne auf einer Parkbank sitzen. Das Mädchen trägt lange Leggings, darüber eine Tunika bis an die Waden und ein buntes Tuch um den Kopf, das nur ihr Gesicht frei lässt. Der Junge neben ihr in T-Shirt und Shorts streicht sich die verschwitzten schwarzen Haare aus der Stirn.

Mein erster Gedanke ist: Dürfen die das? Ich meine, ein muslimisches Pärchen auf einer Parkbank ohne Begleitpersonal? Es handelt sich also entweder um ein sehr junges Ehepaar oder um Geschwister.

Dann frage ich mich, wie Frauen in islamischen Ländern es aushalten, in heißen Ländern so gekleidet zu sein.

Und drittens: Warum gehen sie nicht in den Schatten?

Es ist eben eine ganz andere Kultur, denke ich mir, sie kennen es nicht anders – bis ich näher an die beiden herankomme. Der Junge hat sich mit den Ellbogen auf die Knie aufgestützt, während sie energisch auf ihn einredet. Sie spricht akzentfrei Deutsch.

Verdattert gehe ich an ihnen vorbei. Wenn die beiden jetzt aufstehen und an den Bratwurststand gegenüber beim Supermarkt gehen und das Mädchen dann anfängt, mit den herumstehenden Jungs herumzualbern, dann fange ich mit meiner Einschätzung von Muslimen nochmal von vorne an. Aber sie bleiben sitzen, und ich wende mich einfacheren Fragen des Lebens zu: Nehme ich einen Joghurt mit frischen Pfirsichstücken oder einfach nur ein Eis?

 

Zuckerfest

Der Ramadan ist beendet, ab heute darf tagsüber wieder gegessen werden. Man beginnt vor allem mit süßen Kuchen und Knabbereien, deshalb heißt der Tag des Fastenbrechens auch Zuckerfest. Ich gehöre dem christlichen Glauben an und wüsste nicht, dass das heute gefeiert wird – wären da nicht die Teilnehmer unserer Sprach- und Integrationskurse. Sie schleppten am Nachmittag Platten mit selbstgemachten Leckereien heran, dass sich die Tische bogen. Im Unterricht saßen sie dann zusammen und feierten, aber vorher durften wir Mitarbeitenden nehmen, so viel wir wollten. Also kam ich heute in den Genuss von dreierlei mir unbekannten süßen Stückchen, die aus  Sesam, intensiv Schokoladigem, Nüssen und Trockenfrüchten gemacht worden waren. Ich schleckte mir alle Finger danach ab und frage mich wieder einmal, was so schlimm daran ist, Menschen aus anderen Kulturen in unserem Land zu haben. Sie bringen doch auch etwas mit.