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Neulich beim Spazierengehn

Im Wald einen geparkten Porsche zu sehen, kommt vor. Auch Porschefahrerinnen und Porschefahrer müssen mal raus. Ungewöhnlich ist also nicht der Sportwagen, der an einer Schotterstraße im Schatten der Bäume geparkt hat – ungewöhnlich ist der Grund dafür. Ein junger Hipster schleppt nämlich gerade einen Getränkekasten aus dem Gebüsch und hievt ihn auf den Beifahrersitz.

Er verschwindet wieder im Strauchwerk und kehrt Minuten später zurück mit weiteren Flaschen in der Hand. Wir sind inzwischen nähergekommen und sehen: es sind Wasserflaschen. Sie tragen keine Etiketten, frei verkäufliche Flaschen eben, die augenscheinlich mit Wasser gefüllt sind.

Während der Fahrer auch diese im Auto verstaut, sich ans Steuer setzt und mit donnerndem Sound davonbraust, schauen wir uns an und wollen nun wissen, was hinter dem Gebüsch ist.

Es ist ein Brunnen. „Kein Trinkwasser“, steht darauf wie an allen öffentlichen Brunnen.
Wir rätseln.
Hätte der Mann lila Hosen und ein buntes Tuch getragen, würde man den Glauben eines Esoterikers an Heilkräfte aus fließendem Gewässer als Erklärung heranziehen können. Es war aber einer mit Vollbart, gestyltem Haar, Röhrenjeans und weißen Sneakers. Und Porsche.

Es war also einer mit Ehrgeiz, Erfolg, Einkommen. Wenn der eigens mit dem Porsche anreist, um dieses Wasser zu beschaffen – dann kann man es trinken. Er wird es wohl nicht zum Gießen verwenden. Nein, es ist höchstwahrscheinlich ein besonderes Wasser, egal warum. Mehr noch: Nun will ich es auch.

Nächstes Mal bringe ich eine Flasche mit. Erst probieren, bevor ich mit einem ganzen Kasten anrücke.

Lasse ich mich zu leicht von Äußerlichkeiten beeindrucken?
Oder übersehe ich etwas?