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Lebensalltag, New Edition

Mit Silvesterraketen und Chinaböllern ist ein neues Jahr heraufgezogen und ich frage mich gerade, was daran neu sein soll. Die vor uns liegenden Zeitetappe mit unbekanntem Inhalt hat natürlich ihre Faszination, und nicht nur die Bleigießer würden gern hinter ihr Geheimnis kommen. Doch für viele wird es nicht mehr als eine Variante zahlreicher Vorgängermodelle sein, Version 2014.

Was soll denn auch kommen, sowieso bei mir, in meinem Alter, was ich in der einen oder anderen Form nicht schon kenne? Ich müsste schon zu drastischen Mitteln greifen, um vom Donnerschlag eines ersten Mals erschlagen zu werden: Mich nackt vor den Spiegel stellen und sagen: „Ich bin schön“ zum Beispiel. Oder zu Edeka gehen und ein Päckchen Kaugummi klauen. Oder dem geliebten Briten Recht geben, obwohl er nicht Recht hat.

Nichts davon liegt mir, und so denke ich zurück an das Leben, als es noch voll war mit nie-Gesehenem, nie-Erlebtem, und wie viel ich gelernt habe damals über Menschen und Lebensentwürfe, Grenzen und mich selbst. Bis es allmählich weniger zu entdecken gab, und ein anderes Leben nahm Platz. Eins, das nun gefüllt ist mit jungen Erwachsenen, die ich einst geboren habe, mit älter gewordenen Freundinnen und Freunden, auf die seit Jahren Verlass ist, mit breit getretenen Wegen und einer Ecke für mich. Ein gerechter Lohn für das anstrengende Abstecken und Einordnen von früher, damit lässt sich gut leben, auch wenn es nicht mehr jeden Tag krabbelt und perlt. Ehrlich gesagt: Ich hätte auch gar nicht mehr die Nerven dazu.

(Was nicht heißt, dass es keine Veränderungen mehr gibt. Ich kenne sie nur schon.)

Genug!

Schnell nochmal raus, eine rauchen. Ich schnippe die Asche lässig auf den Balkonboden, was tuts. Ein paar Kracher können es nicht erwarten und es knallt, pfeift, flackert glühend am Nachthimmel auf. Aus einer Wohnung dringt Lachen. Vielleicht haben sie mich entdeckt, denke ich, ein schnatterndes Häufchen im zugigen Eck, brrrr, ist das kalt. Nass. Eklig. Gut, dass ich morgen drin bleiben kann, warm an die Heizung gekuschelt oder jedenfalls ganztags auf dem Sofa. Neun Zigaretten habe ich noch. Das vergangene Jahr eignete sich nicht, um aufzuhören damit. Jetzt ist es zu Ende und die Dinge haben sich verändert. Ich halte nichts von Vorsätzen zum neuen Jahr, aber für diesen einen ist nun die richtige Zeit. Das hab ich am letzten Silvester zwar auch gesagt, aber dieses Mal meine ich es. Ich hab genug. Ab morgen bin ich Nichtraucher.

Einen guten Rutsch euch allen!
Möge euch das gelingen, was ihr euch vorgenommen habt.